Jena. Der Sparkassen-Vorstand entschuldigt sich, die Menschen verunsichert zu haben. Linke: Vertrauen bei Bürgerinnen und Bürgern verspielt.

Der Vorstand der Sparkasse zieht die Reißleine: Er stoppt die Kampagne nach dem misslungenen Guerilla-Marketing. „Wir entschuldigen uns dafür“, sagt der Vorsitzende des Vorstands, Michael Rabich. Zudem werde man die Zusammenarbeit mit Werbeagentur beenden.

Die Aktion vom Montag schlug Wellen und hat viele Kunden, aber auch Politiker und Teile der Öffentlichkeit zumindest irritiert zurückgelassen. „Wir haben am Mittwoch die Aktion aufgearbeitet. Wir wollten niemanden auf die Füße treten. Und wir haben erkannt, dass wir unsere Botschaft nicht kommunizieren konnten“, sagt Rabich.

Der Vorstand war vorher bei OB Thomas Nitzsche (FDP), der Vorsitzender des Verwaltungsrates ist. Auch er sagt, dass der eigentliche Kern der Nachricht nicht ankommen konnte.

Bei der Aktion an jüngere Kunden gedacht

Man sei als Sparkasse in der Region unterwegs, der Heimat verpflichtet und unterstütze diese, betont Rabich. Deswegen habe die Gruppe „Pain of Jena“ geheißen: Pain wie Schmerz. „Wo sind die Schmerzpunkte, die wir lindern können? Wo drückt den Vereinen der Schuh?“ erläutert Vorstandsmitglied Thomas Neupert eine Kampagne, die nach hinten los ging.

Ob man das Vertrauen der eigenen Kunden zurückgewinnen müsse, werde man in den nächsten Tagen herausfinden. Rabich betont, dass man auch an jüngere Kunden gedacht habe. Sparkassen würden oft genug langweilig wirken. Mit der PR-Aktion habe man das Gegenteil beweisen wollen.

Verwaltungsrat soll sich mit dem Thema beschäftigen

Auch der Stadtverband der Linken hat die PR-Aktion kritisiert. So fragt sich der Vorsitzende Jens Thomas, wo für die Sparkasse die Grenze zwischen Werbung und dem Vortäuschen einer Straftat verlaufe. „Der Zweck heiligt nicht die Mittel, die Sparkasse hat ihrem Ansehen selbst massiv geschadet“, sagt er. Auch die Linken im Landkreis kritisieren das Guerilla-Marketing. „Die Sparkasse hat einen öffentlichen Auftrag und genießt als Körperschaft des Öffentlichen Rechts das besondere Vertrauen vieler Bürgerinnen und Bürger der Region. Für diese Art von Werbung habe ich deshalb in Zeiten von Fake-News keinerlei Verständnis“, sagt der Kreisvorsitzende Markus Gleichmann. Er und Thomas fordern OB und Landrat dazu auf, den Vorgang im Verwaltungsrat der Sparkasse zu thematisieren.

Die Kampagne einer Werbeagentur aus Bremen suggerierte, eine Gruppe habe am Montag die Social-Media-Kanäle der Bank gekapert. Auf Instagram waren Videos zu sehen, in denen vermummte Gestalten Bengalos auf dem Balkon der Hauptfiliale abbrennen. Dazu gab es auch ein Bekennervideo.

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