Uhlstädt. Unterwegs mit Treibern im Uhlstädter Forst. Die Jagd lockt Jäger aus dem In- und Ausland.

Um 5 ist an diesem letzten Samstag im November die Nacht zu Ende. Es geht Richtung Rudolstadt und dann das Saaletal runter. 7.30 Uhr ist Treffpunkt am Sportplatz in Uhlstädt. Es hat 3 Grad und ist frisch. Einchecken für 210 Jäger. Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland. Jagdleiter Sören Sterzik kann sich zudem über ein paar internationale Gäste freuen.

Ehe die Jäger, die sieben Durchgehhundeführer und wir neun Treiber an diesem Vormittag abrücken können, gibt es kurz vor 9 Uhr eine Einweisung von Sterzik und seinen Kollegen. Wir erfahren, wo die Rettungspunkte sind. Was geschossen werden darf? Grob gesagt alles außer Füchse. Betont wird, dass eigenständige Nachsuchen nicht erlaubt sind. Dass Sicherheit vor Jagderfolg geht und jeder Schütze für seinen Schuss selbst verantwortlich ist. Belehrung zur Jagd nennt sich das. Und die bekommt jeder schriftlich. Zuvor mussten der Jagdschein und der Schießnachweis vorgelegt werden. Die Gültigkeit wurde überprüft. Zudem hatte jeder schriftlich zu versichern, dass er körperlich und geistig in der Lage ist, an der Jagd teilzunehmen.

2000 Hektar groß ist das Waldgebiet bei der Uhlstädter Heidejagd. Die Jagd folgt einem Plan. Einem Drei-Jahres-Plan. Das dritte Jahr endet bald. Deshalb steht Sterzik unter einem gewissen Druck, auch wenn Sterziks unmittelbarer Vorgesetzter vom Thüringen-Forst nachmittags am Streckenplatz sagen wird, dass das mit der noch ausstehenden Planerfüllung keine unmittelbare Folgen haben werde. Streckenplatz? Das ist Forstsprache und bedeutet, dass wir uns nach Ende der Jagd – „Hahn in Ruh“ ist um 12.30 Uhr – an einem bestimmten Punkt im Wald treffen werden: „Waldhaus“.

Zunächst aber haben Jens, Tobias und ich eine ziemlich lange Wegstrecke durch den Wald vor uns. Wir marschieren flotten Schrittes von dem mitten im Jagdgebiet gelegenen Punkt „Frauentafel“ los. Zehn Kilometer, so heißt es. Aber wer will das schon so genau abschätzen, wenn es durchs Unterholz geht? Nach einem Plan, den Jens im Kopf hat. Tobias kennt sich einigermaßen im Revier aus. Der Forstwirt, Ende 50 und aus der Region, sowie der 24-jährige Sargtischler aus Süddeutschland nehmen mich in die Mitte. „Hopp. Hopp. Hopp.“ So rufen wir. Ich schlage außerdem mit einem Stecken im Vorbeigehen an Baumstämme. Wir sollen das Wild aufscheuchen. Jens hat zu DDR-Zeiten erst Kfz-Mechaniker gelernt, wurde später Tunnelofenbrenner in der Porzellanindustrie: Vier-Schichtbetrieb, 3000 Mark, aber schlecht fürs Familienleben. So ging er vor 36 Jahren zum Forst und lernte seinen dritten Beruf: Forstwirt. Dass er bis 67 arbeiten soll, kann er sich nicht so recht vorstellen. Dabei ist er mit uns flott unterwegs. Wir verlieren uns nicht aus den Augen. Und sind gegen 12 Uhr am Ausgangspunkt. Keiner hat auch nur ein Tier gesehen. Es fielen kaum Schüsse in unserem Abschnitt.

Als „Hahn in Ruh“ ist, geht es zum Streckenplatz. Dort werden die geschossenen Tiere angeliefert: Rehwild (24), Schwarzwild (13), Damwild (9); einige Nachsuchen laufen. Die meisten Tiere sind von den Schützen reserviert. Wer nichts vor die Flinte bekam, muss warten, ob etwas übrig bleibt. Die ganze Bürokratie wird erledigt. Für Sterziks Leute bedeutet eine Jagd zudem viel Vor- und Nacharbeit. Derweil gibt es für die Teilnehmer der Heidejagd unter freiem Himmel Essen und Getränke. Die Treiber haben zu dem Zweck je zehn Euro erhalten. Die Wurstsuppe vom heimischen Fleischer schmeckt köstlich.

Es ist inzwischen Nachmittag. Schützen werden geehrt. Eine spontan formierte Jagdhornbläsergruppe spielt zum Abschluss. Viele wollen wiederkommen. Und Forstamtsleiter Sterzik überlegt, wie er den Plan doch noch schafft.