Saaleland. Ein Überblick über die alten Burgen, die wie an einer Perlenkette entlang der Saale aufgereiht sind. Heute sind sie auch Ausflugsziele für sonnige Sommerwochenenden.

„An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn. Ihre Dächer sind zerfallen, und der Wind streicht durch die Hallen, Wolken ziehen drüber hin.“ – Zu diesen Versen wurde 1826 Franz Kugler durch einen Aufenthalt auf der Ruine Rudelsburg inspiriert. Seine Verse nach einer Melodie von Friedrich Ernst Fesca wurde schnell zum Volkslied und gehören – zumindest in Thüringen – noch heute wohl zum Standardrepertoire jedes Chores, der auf sich hält.

Dass gerade an der Saale so viele Burgen – es sollen einmal mehr als 60 gewesen sein – stehen beziehungsweise standen, hat einen triftigen Grund: Noch im 10. Jahrhundert diente die Saale quasi als Grenzfluss, der die Franken und Germanen auf der einen Flussseite von den slawischen Volksstämmen am anderen Ufer trennte. Deshalb sind auf vielen strategisch wichtigen Felsen an den Flussufern im 10./11. Jahrhundert Burgen errichtet worden. Als sich das entstandene Reich nach Osten ausdehnte, verlor die Saale den Status des Grenzflusses. Aus Wacht- und Fluchtburgen wurden Verteidigungsanlagen und später prunkvolle Herrschaftssitze. Immer wieder ist in alten Dokumenten und Aufzeichnungen zu lesen, wie sich Herrschaften bekriegten, dass ihre Burgen und Schlösser verpfändet, verkauft und unter vielen Erben verteilt wurden. Jeder neue Herr versuchte, seine Macht und Herrlichkeit durch bauliche Veränderungen zu dokumentieren. So ist eine Reise zu den Burgen an der Saale auch eine Reise durch die wechselvolle Geschichte der deutschen Kleinstaaterei, zudem eine spannende Tour durch Bau- und Architekturgeschichte vieler Jahrhunderte. Die neuen Burg- und Schlossherren – Kommunen, Landes und private Stiftungen und Vereine bemühen sich nach Kräften, die wehrhaften und prunkvollen Anlagen zu erhalten und mit Leben zu füllen.

Burg Camburg

Die Camburg thront am südlichen Eingang der Stadt über dem Saaletal. 1166 wurde die sie erstmals urkundlich erwähnt, den sächsischen Bruderkrieg und das Jahr 1451 überstand nur der 30 Meter hohe Bergfried als steinerner Zeuge der Geschichte. Die Nazis bauten die Anlage in den 1930ern zur Jugendburg aus, nach 1945 wurde sie als Jugendherberge und Studenteninternat genutzt. Heute ist die Kommune Eigentümerin und saniert die Anlage Stück für Stück. Nette Burggeister öffnen den Bergfried für Gäste, kochen Kaffee und können manches erzählen.

Dornburger Schlösser

Mit gleich drei Schlössern gilt das Dornburger Felsplateau als Thüringens schönster Balkon. In der Kaiserpfalz von Dornburg hielten die sächsischen Kaiser ab 977 vierzehn Mal Hof und Reichstage ab. Der Standort der Pfalz war jedoch nicht an der Felskante, wo heute das Alte Schloss steht. Das wurde im 16. Jahrhundert auf den Resten einer Mittelalterburg erbaut. Um 1740 ließ Ernst August I. von Sachsen-Weimar das Rokokoschloss als Sommerresidenz errichten. Das benachbarte Renaissanceschloss wurde 1539 erbaut. 1828 betrauerte Goethe hier den Tod von Großherzog Carl August.

Rudelsburg

Die Rudelsburg bei Saaleck im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt wird als „schönste aller Saaleburgen“ betitelt. Zu diesem Ruf hat sicher Franz Kugler viel beigetragen, den die romantische Ruine 1826 zum Lied „An der Saale hellem Strande“ inspirierte. Schon im frühen 19. Jahrhundert, als das Wandern zum Freizeittrend wurde, war die Rudelsburg bevorzugtes Ziel von Wandervögeln und Burgromantikern. Erste Erwähnung fand die Burg schon 1171, doch wohl erst im Hochmittelalter wurde sie von den Bischöfen von Naumburg ausgebaut zur Sicherung der Handelswege wie der Via Regia.

Kunitzburg und Lobdeburg

Für die Jenaer ist es die „Kunitzburg“, doch eigentlich geben die Mauerreste am Gleißberg oberhalb von Kunitz Kunde von einer früher mächtigen Höhenburg des Adelsgeschlechtes von Glisberg, das jedoch schon mit Walther von Glisberg im Jahre 1317 erlosch. Später wurde die Burg vielfach verkauft und verpfändet und verfiel.

Die Lobdeburg, am südlichen Eingang der Stadt Jena hoch über dem Saaletal gelegen, gehörte einst zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken und Burgen Thüringens. Die Anlage bestand aus drei Burgen, von denen heute nur noch Teile eines dreistöckigen Wohnturms der mittleren Burganlage erhalten sind.

Kemenate Orlamünde

Die Kemenate ist das einzige erhaltene Gebäude der ehemaligen Burg Orlamünde. Diese war schon vor 1067 im Besitz des Grafen Otto von Weimar. Im 13. Jahrhundert waren die Orlamünder zeitweilig das mächtigste Herrschergeschlecht in Thüringen. Vom 16. Jahrhundert bis 1840 diente der mittelalterliche Wohnturm mit sechs Etagen als Speicher für Zinsgetreide, andere Teile der Burg wurden zwecks Gewinnung von Steinen für das Rathaus, die Saalebrücken und Häuser in Orlamünde abgerissen. Heute kümmert sich der Burgverein um die Anlage, organisiert Feste und Ausstellungen.

Leuchtenburg

Fast 1000 Jahre Burggeschichte kann man in den Mauern der Leuchtenburg erleben. 1221 ist die Leuchtenburg erstmals als Stammsitz der Herren von Lobdeburg genannt. Die Burg wurde als Verwaltungssitz, Zucht-, Armen und Irrenhaus genutzt und wurde 1873 mit Hotel und Gastwirtschaft erstmals touristisch erschlossen. 1921 zog im Torhaus die erste Jugendherberge Thüringens ein. Seit 2007 ist die Stiftung Leuchtenburg um Sanierung bemüht. Die Burg beherbergt heute die „Porzellanwelten“, die ihre Gäste mit einem außergewöhnlichen Konzept in die Welt des Porzellans entführen.

Heidecksburg in Rudolstadt

Die Heidecksburg ist die ehemalige Residenz der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt. Sie erwarben die Burg 1340 von den Grafen von Orlamünde. Im 16. Jahrhundert ließ Graf Albrecht VII. von Schwarzburg die Burg als dreiflügelige Schlossanlage zur Residenz ausbauen. Im 18. Jahrhundert wurde das Schloss im repräsentativen Stil des Barock zum Herrschaftssitz ausgebaut. Einblick in das Leben am Hof geben heute die kunstvoll restaurierten Räume wie der große Festsaal, vielfältige Sammlungen und Ausstellungen.

Schloss Burgk

Schloss Burgk liegt malerisch am Ufer der Oberen Saale. Schon 1403 errichteten die Herrn von Gera hier eine Burg mit Wohnturm, Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgte der Bau mächtiger Wehranlagen mit Schildmauer, Turm und Eckbastion. 1596 kam die Burg in Besitz der Fürsten von Reuß, ältere Linie, die jedoch nur 100 Jahre Schloss Burgk als Residenz nutzten. Fortan diente es als Sommer- und Jagdschloss. Für die Schlosskapelle wurde Gottfried Silbermann verpflichtet, eine Orgel zu bauen. Sie wurde 1743 geweiht und ist bis heute unverändert erhalten. Seit 1952 ist das Schloss Museum und Kulturzentrum.