Schleiz/Erfurt. 57-Jähriger im Saale-Orla-Kreis vermutlich in Südtirol erkrankt – 511 Schüler haben bis zum Wochenende schulfrei.

Am Montagabend um 21.46 Uhr hat das Thüringer Gesundheitsministerium den ersten nachgewiesenen Corona-Fall im Freistaat bestätigt. Dabei handelt es sich um einen 57-jährigen Mann, der sich offenbar auf einer Busreise in Südtirol infiziert hat. Der Mann wird stationär im Krankenhaus behandelt. Das Gesundheitsamt des Saale-Orla-Kreises hat sofort mit Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung und Unterbrechung möglicher Folgeinfektion begonnen. Dazu gehört die Ermittlung möglicher Kontaktpersonen. Da dazu zwei Personen aus dem Gymnasium „Am Weißen Turm“ in Pößneck zählen, hat der eilends einberufene Krisenstab des Landkreises vorsorglich eine Schließung dieser Schule bis einschließlich Freitag angeordnet. Davon betroffen sind nach Angaben von Sprecherin Mandy Käßner 511 Schüler. Eine Notbetreuung für die Jüngsten sei allerdings für den Fall, dass Eltern die Betreuung nicht absichern können, gegeben.

Zusätzlich hat das Landratsamt in Schleiz ein Bürgertelefon unter der Nummer (03663) 488 888 geschaltet, an das sich Bürger mit ihren Fragen und Sorgen wenden können. Eine ebensolche Hotline hat inzwischen unter anderem auch das Landratsamt Schmalkalden-Meiningen unter (03693) 485 4000 eingerichtet, die zu den üblichen Behördensprechzeiten erreichbar ist.

Der Krisenstab des Saale-Orla-Kreises hat ferner verfügt, dass bis auf Weiteres in diesem Landkreis alle öffentlichen Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern abgesagt werden müssen. Das betreffe Kulturveranstaltungen ebenso wie Tagungen oder Jahreshauptversammlungen etwa von Feuerwehren oder Jägern. „Es geht um unser aller Sicherheit“, sagt Landrat Thomas Fügmann (CDU) und appelliert an die Vernunft jedes Einzelnen, „die Gefahr der Ansteckung so wie wie möglich zu minimieren“.Unterdessen hat auch der Pößnecker Schwimmverein TC submarin mitgeteilt, dass in dieser Woche für alle Gruppen kein Training mehr stattfindet. „Wir wollen kein Risiko für unsere Mitglieder eingehen“, teilt der Vorstand mit.

Kaum „Hamsterkäufe“ im Freistaat

Trotz der Ausbreitung des Coronavirus und des Aufrufes seitens der Politik an die Menschen, sich Vorräte für einen Notfall anzulegen, haben die Verbraucher in Thüringen bislang keine panischen Hamsterkäufe getätigt. Das bestätigt ein Blick in die Regale der großen Supermärkte im Freistaat ebenso wie der Einzelhandelsverband in Thüringen. Demnach gibt es bislang keine spürbaren „Auswirkungen des Coranavirus auf den Konsum in Deutschland“, sagt Knut Bernsen, Geschäftsführer des Thüringer Handelsverbandes. Es habe in bestimmten Teilsegmenten des Warenangebotes eine leicht erhöhte Nachfrage gegeben, die aber nicht zu leeren Regalen geführt habe. Stichprobenartige Recherchen von Reportern dieser Zeitung haben indes teils ein anderes Bild ergeben: Vor allem Mehl, Zucker, Nudeln, Getreideflocken und Toilettenpapier waren demnach mitunter so gut wie ausverkauft.

Allerdings, so Bernsen, müsse man abwarten, ob die weitere Verbreitung des Virus in immer mehr Bundesländern die Konsumstimmung in der ganzen Bundesrepublik beeinflusst. Bisher seien in den Supermärkten und Geschäften jedenfalls noch keine Einschränkungen bei der Verfügbarkeit von Waren feststellbar.

Bei dem einen oder anderen Produkt kann es nach Einschätzung von Bernsen bei sich weiter ausdehnenden Quarantänezonen in den Lieferländern künftig auch kurzfristig zu Engpässen kommen.„Grundsätzlich sind jedoch die Lieferstrukturen im Handel effizient und gut vorbereitet, so dass die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet ist“, versichert der Verbandschef.

Diebstahl von Schutzmasken und Desinfektionsmittel in Arztpraxen

In einigen größeren Warenhäusern bittet die Geschäftsleitung die Kunden allerdings per Aufsteller um Geduld, weil Desinfektionsmittel ausverkauft seien und man auf die Nachbestellung warte. Entsprechende Hinweise finden die Thüringer momentan auch an den Schaufenstern und Eingangstüren nahezu aller Apotheken. „Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel sind derzeit ausverkauft“, heißt es auf den Aushängen.

Inzwischen gibt es erste Berichte, wonach es in Arztpraxen und Krankenhäusern zum Diebstahl von Schutzmasken oder Spendern mit Desinfektionsmittel kommt. In einer Klinik im Weimarer Land beispielsweise wurde eine ältere Besucherin dabei ertappt, wie sie aus einem Spender in der Eingangszone Desinfektionsmittel in eine mitgebrachte Flasche abfüllte.

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