Erfurt. Vollständig geimpft und dennoch an Corona erkrankt: Sogenannte Impfdurchbrüche sorgen für Debatten. In Thüringen nimmt die Zahl dieser Fälle seit Herbstbeginn zu.

In Thüringen haben sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums bislang 2712 Menschen nach vollständiger Impfung mit dem Coronavirus infiziert und Symptome einer Covid-19-Erkrankung aufgewiesen. Das entspreche einem Anteil von 0,2 Prozent der knapp 1,26 Millionen Menschen in Thüringen mit bis zum 12. Oktober abgeschlossener Covid-Impfserie, teilte das Ministerium auf dpa-Anfrage mit. Die sogenannten Impfdurchbrüche häuften sich seit Herbst.

Als Impfdurchbruch gilt laut Ministerium nach den Kriterien des Robert Koch-Instituts eine Corona-Infektion mit klinischen Symptomen von Covid-19 ab 14 Tage nach der zweiten Impfung. Ansteckungen vollständig Geimpfter, die keinerlei Symptome aufweisen, fallen laut Ministerium nicht darunter.

Betroffen von Impfdurchbrüchen waren Menschen im Alter von 12 bis 103 Jahren, wobei ein gutes Drittel der Betroffenen älter als 60 Jahre war. Bis Mitte Oktober starben 23 Menschen, die nach doppelter Impfung positiv auf das Sars-CoV-2-Virus getestet worden waren.

Impfdurchbrüche mit sehr milden Symptomen

Wurden im August noch 149 Impfdurchbrüche registriert, sind es im Oktober mit bislang 1571 etwa zehn mal so viele. Das Ministerium sieht hier einen Zusammenhang mit der generell gestiegenen Zahl der Neuinfektionen, die sich im gleichen Zeitraum fast verzehnfacht habe. Mit dem Übergang zum Herbst kursierten auch wieder mehr Coronaviren, ergänzte der Leiter des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena, Mathias Pletz. "Je mehr Viren zirkulieren, desto mehr Infektionen und dann auch mehr Durchbrüche. Allerdings gehen Impfdurchbrüche in der Regel mit sehr milden Symptomen einher." Die große Mehrheit der auf Intensivstationen mit Covid-19 behandelten Menschen sei ungeimpft.

Das Ministerium verwies zudem auf den zunehmenden zeitlichen Abstand zur Impfung. Nach bisherigen Erkenntnissen schützten die derzeit in Deutschland zugelassenen Impfstoffe bis zu sechs Monate "sehr wirksam" vor einer Covid-19-Erkrankung. Der Impfschutz schwäche sich danach graduell ab. Es gebe Hinweise darauf, dass dieser Effekt bei Menschen ab 65 Jahren stärker ausgeprägt sei als bei Jüngeren. In Thüringen laufen deshalb seit einigen Wochen Auffrischungsimpfungen etwa in Pflegeheimen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Auffrischung unter anderem Menschen ab 70 Jahren und Klinikpersonal.

Höchste Zahl täglicher Corona-Neuinfektionen seit sechs Monaten

Die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen in Thüringen hat den höchsten Wert seit sechs Monaten erreicht. Am Donnerstag meldeten die Gesundheitsämter landesweit 1256 neue Fälle, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Es ist das dritte Mal in der vierten Pandemiewelle, dass Thüringen die Marke von 1000 täglichen Neuinfektionen überschreitet. Höher war diese Zahl zuletzt am 22. April mit 1081 Fällen. Im Herbst und Winter 2020, als die zweite Welle rollte, war die Marke von 1000 neuen Ansteckungen pro Tag erst Anfang Dezember übertroffen worden.

Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Neuinfektionen stieg auf 260,5. Sie ist in Thüringen doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt (130,2). Unter den Bundesländern weist der Freistaat weiterhin die höchste Inzidenz auf. Innerhalb Thüringens ist der Landkreis Gotha mit einer Inzidenz von 417,6 am stärksten von steigenden Infektionszahlen betroffen. Einen Sieben-Tage-Wert unter 100 wies der Kreis Nordhausen (91) auf.

Von Mittwoch zum Donnerstag wurden acht weitere Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gemeldet.

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