Das Coronavirus breitet sich auch in Thüringen aus. Es gibt erste Infektionen und Verdachtsfälle in mehreren Regionen des Freistaats. Land und Kommunen ergreifen drastische Maßnahmen. Alles, was Sie wissen müssen und worauf man jetzt achten muss (Stand vom 24. März)

Das Coronavirus breitet sich seit Ende des Vorjahres von China ausgehend weltweit aus. Die erste Infektion gab es in der Millionenstadt Wuhan der chinesischen Provinz Hubei. In China steigt die Zahl der Todesopfer täglich – weltweit liegt sie aktuell bei über 16.800. Fast 390.000 Menschen sind nach offiziellen Angaben erkrankt. In Europa breitet sich das Virus vor allem in in Italien stark aus. Europaweit gibt es derzeit fast 10.500 Todesfälle zu beklagen.

In Thüringen gibt es inzwischen rund 400 Infektionen und Tausende Verdachtsfälle. Menschen sind überall in Thüringen vorsorglich in zumeist häuslicher Quarantäne Wir fassen an dieser Stelle alle Informationen zusammen, die es zum Corona-Virus und den Folgen zum Beispiel rund um Erfurt, Eisenach, Nordhausen, Gotha, Ilm-Kreis, Weimar, Jena, Schleiz, Pößneck oder Gera gibt.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Corona-Virus und den Folgen in Thüringen lesen Sie in unserem Newsblog.

In Deutschland sind seit Januar rund 30.00 Fälle bestätigt worden, rund 450 Erkrankte sind wieder gesund. Bis zum 24. März sind 130 Menschen in Deutschland am Corona-Virus gestorben sind, vor allem in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg (Alle Neuigkeiten zum Corona-Virus in Deutschland und der Welt in unserem Newsblog). Anfang März starb der erste Deutsche: In Ägypten erlag ein Hamburger Feuerwehr-Mann einer Corona-Infektion.

Was ist das Coronavirus?

Das neuartige Coronavirus oder auch „Covid-19“ für „Corona virus disease 2019“ wird durch das bis Dezember 2019 unbekannte SARS-CoV-2 ausgelöst. Der Verlauf ähnelt einer Lungenentzündung. Bei den meisten Menschen treten nur schwache Symptome auf.

Um einer Ausbreitung in Staaten ohne leistungsfähige Gesundheitssysteme entgegenzuwirken, rief die Weltgesundheitsorganisation am 30 . Januar 2020 die internationale Gesundheitsnotlage aus. Derzeit sind 50 Länder von bestätigten Corona-Virus-Fällen betroffen.

Welche Symptome gibt es bei einer Erkrankung?

Derzeit wird laut Robert-Koch-Institut davon ausgegangen, dass die Inkubationszeit bis zu 14 Tage betragen kann, im Durchschnitt beträgt sie laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 5 bis 6 Tage.

Aus einer Anzahl in China registrierter Fälle würden als häufigste Symptome Fieber und (trockener) Husten berichtet. Dabei verliefen rund 80 Prozent der Fälle milde bis moderat. Rund fünf Prozent aller in China registrierten Betroffenen erkrankten laut RKI bisher so schwer an der Lungenentzündung Covid-19, dass sie auf Intensivstationen an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden mussten. Weitere Symptome, die jedoch nur manchmal auftauchen, sind Müdigkeit, Gliederschmerzen, Halsschmerzen, Kopfschmerzen oder Kurzatmigkeit. Niesen gehört eher nicht zu den Symptomen. Sehr seltentreten Durchfall oder Schnupfen auf. Diese Symptome dienen nur als erste Orientierung und ersetzen kein Gespräch mit einem Arzt.

Deswegen sei es so wichtig, die Pandemie zu verlangsamen, sagte Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts. Es sollten möglichst wenig schwer Erkrankte gleichzeitig behandelt werden müssen, damit die Kapazitäten in den Kliniken ausreichen. Deshalb seien zum Beispiel Schulschließungen und Besuchsverbote in Alten- und Pflegeheimen bundesweit sinnvoll.

Weitere Symptome können aber auch sein: Fieber, trockener Husten, Schnupfen und Abgeschlagenheit, auch über Atemprobleme, Halskratzen, Kopf- und Gliederschmerzen und Schüttelfrost wurde berichtet. Einige Betroffene leiden an Übelkeit und Durchfall. Die Krankheitsverläufe variieren stark, von symptomlosen Verläufen bis hin zu schweren Pneumonien mit Lungenversagen und Tod.

Einen großen Überblick über Symptome, Immunität, und Schnelltest lesen Sie hier.

15 von 100 Infizierten erkranken schwer, hieß es vom Robert Koch-Institut in Berlin. Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der Infizierten, weit mehr als bei der Grippe.

Hier lesen Sie weitere Informationen zu den typischen Symptomen, wie man sich schützen kann und was die Unterschiede zwischen Coronavirus und Grippe sind.

Wer ist von einer Erkrankung an Covid-19 besonders betroffen?

Schwangere scheinen der WHO zufolge kein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu haben. Bei Kindern scheint die Erkrankung laut WHO vergleichsweise selten aufzutreten und dann mild zu verlaufen. Der WHO zufolge liegt das Alter der Betroffenen in China im Mittel bei 51 Jahren, gut Dreiviertel der Fälle trat in der Altersgruppe der 30- bis 69-Jährigen auf.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Corona-Virus und den Folgen in Thüringen lesen Sie in unserem Newsblog.

Alle bisher erschienenen Artikel zum Corona in Thüringen lesen Sie hier in unserem Dossier.

Wie kann man sich gegen das Corona-Virus schützen?

Das neuartige Coronavirus kann von einem Mensch zu einem anderen Mensch übertragen werden. Der Hauptübertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion.

Dies kann direkt von Mensch zu Mensch über die Schleimhäute der Atemwege geschehen oder auch indirekt über Hände, die dann mit Mund- oder Nasenschleimhaut sowie der Augenbindehaut in Kontakt gebracht werden.

Als beste Schutzmaßnahme gilt daher: regelmäßig und gründlich Hände waschen. Körperkontakt und Händeschütteln sollte vermieden werden. Wer grippeähnliche Symptome hat, sollte zu Hause bleiben und einen Arzt kontaktieren. Es gilt – wie auch bei der Grippe – die Husten- und Niesetikette.

Bei der derzeitigen Coronavirus-Epidemie hatten Experten besonders gefährdeten Menschen geraten, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen, um das Risiko für eine Lungenentzündung zu senken. Eine Lungenentzündung zählt zu den Hauptgefahren bei Menschen mit der Lungenkrankheit Covid-19, die durch das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 verursacht wird. Die für Risikogruppen empfohlenen Impfstoffe gegen Pneumokokken sind jedoch gegenwärtig nur eingeschränkt lieferbar. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) wies auf Lieferengpässe bei den beiden Impfstoffen Pneumovax 23 und Prevenar 13 hin.

Pneumovax soll nach PEI-Angaben voraussichtlich Anfang Mai wieder lieferbar sind. „Auch bei Wiederverfügbarkeit der Impfstoffe sollten Pneumokokken-Impfungen ausschließlich dem Personenkreis vorbehalten bleiben, der in den gültigen Impfempfehlungen der STIKO benannt ist“, hieß es auf der Website der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI). Dies sind im Fall von Pneumovax Patienten mit geschwächtem Immunsystem, Senioren ab dem Alter von 60 Jahren und Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen. Prevenar soll demnach ausschließlich für die Grundimmunisierung von Säuglingen verwendet werden.

Der Berliner Virologe, einer der führenden deutschen Experten, erklärte Mitte März, dass nach neuesten Studien Erkrankte offenbar ausreichend Antikörper bilden, um nicht erneut infiziert zu werden.

Wie viele Menschen könnten sich anstecken?

Deutschland könnten sich nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung mit dem neuen Coronavirus infizieren. Das entspricht bei gut 83 Millionen Einwohnern etwa 50 bis 58 Millionen Menschen. Diese Schätzung beruhe auf Modellrechnungen, erläuterte RKI-Präsident Lothar Wieler. Kalkuliert werde das unter anderem mit dem Wissen, dass hier ein bisher unbekanntes Virus durch Tröpfcheninfektion übertragen wird und eine Pandemie auslöst. Zuvor hatten auch andere Experten diesen Wert genannt.

Die Pandemie werde von selbst gestoppt, wenn sich immer mehr Menschen infiziert hätten und eine Immunität aufbauen, sagte Wieler. Von den bisher mehr als 2300 beim RKI registrierten Infizierten in Deutschland seien viele bisher gar nicht erkrankt oder schon wieder genesen. Dennoch werde diese Pandemie Deutschland noch lange beschäftigen. „Es wird weiter einen Anstieg der Fallzahlen geben. Wie lange, ist unklar.“

Bei der Modellrechnung seien die Experten davon ausgegangen, dass es gegen den Erreger derzeit weder eine Immunität noch Therapien noch einen Impfstoff gebe. Forschergruppen rechnen darüber hinaus mit der Wahrscheinlichkeit, dass ein Infizierter zunächst zwei bis drei weitere Menschen ansteckt. Das heißt aber nicht, dass diese auch zwangsläufig erkranken.

Wie verhält man sich, wenn man denkt, man könnte infiziert sein?

Allgemein gilt bei einem Verdachtsfall: „Den Hausarzt oder Hausärztin anrufen, aber zunächst nicht direkt in die Praxis zu gehen. Im Telefonat kann ein Untersuchungstermin beim Hausarzt vereinbart werden. Wenn die Hausärztin nicht erreichbar ist, etwa am Wochenende, sollte der kassenärztliche Bereitschaftsdienst unter Telefon 116 117 angerufen werden. Eine weitere Möglichkeit ist, das Klinikum anzurufen und den Fall schildern.

Betroffene sollen sich nicht in volle Wartezimmer setzen. Wer mit einer Person Kontakt hatte, bei der Covid-19 durch ein Labor nachgewiesen wurde, soll sich an das zuständige Gesundheitsamt in seinem Landkreis oder seiner kreisfreien Stadt wenden, so das Gesundheitsministerium.

Die Dauer der Quarantäneanordnung beträgt – entsprechend der Inkubationszeit der Covid-19-Erkrankung – jeweils 14 Tage ab dem letzten Kontakt mit einer infizierten Person, hieß es in einer Mitteilung des Schleizer Landratsamtes.

Welche besonderen Regeln gibt es für Rückkehrer aus Risiko-Gebieten

Wer seit Anfang März in einem Corona-Risikogebiet war, muss sich selbst isolieren. Das ordnet der Erfurter Oberbürgermeister ab dem 14. März an. Andere Regionen wie der Unstrut-Hainich-Kreis folgen dem. Diese Empfehlung gilt auch für alle anderen Regionen.

Internationale Risikogebiete sind laut dem Robert Koch-Institut

  • Ägypten
  • Italien
  • Iran
  • In China: Provinz Hubei (inkl. Stadt Wuhan)
  • In Südkorea: Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang)
  • In Frankreich: Region Grand Est (diese Region enthält Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne)
  • In Österreich: Bundesland Tirol
  • In Spanien: Madrid
  • In Südkorea: Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang)
  • In den USA: Bundesstaaten Kalifornien, Washington und New York

Die Reiserückkehrer müssen zugleich den direkten Kontakt zu anderen Menschen einstellen. Mit anderen Mitgliedern des Haushalts oder mit Pflegepersonal soll der Kontakt auf das nötige Minimum reduziert werden. Der ÖPNV darf von den Betroffenen nicht mehr genutzt werden.

Weisen die betroffenen Personen Erkältungssymptome auf, müssen sie ebenso unverzüglich ihren Hausarzt, den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst oder die Hotline der Stadt Erfurt kontaktieren. Auch hier soll die Kontaktaufnahme per Telefon erfolgen.

Sollte eine medizinische Behandlung erforderlich werden, müssen die Betroffenen den Rettungsdienst, die Arztpraxis oder das Krankenhaus vorab über die Umstände informieren.

Welche bestätigten Corona-Fälle in Thüringen gibt es?

  • In Thüringen erkrankte am Coronavirus erstmals nachweislich ein Mann aus Pößneck im Saale-Orla-Kreis, nachdem er von einem Skiurlaub in Südtirol zurückkam. Am 2. März wurde das Coronavirus bei dem 57-Jährigen nachgewiesen, der in den Thüringen-Kliniken in Saalfeld in Quarantäne liegt. Sein Zustand sei stabil, hieß es einige Tage später beim Krankenhaus.
  • Am 7. März wurde der nächste bestätigte Fall aus Erfurt gemeldet. Wie sich die 65-Jährige angesteckt hat, bleibt bisher noch rätselhaft. Die 65-Jährige habe sich weder in einem Coronavirus-Risikogebiet aufgehalten noch Kontakt zu Menschen aus Risikogebieten gehabt, sagte ein Sprecher der Stadt Erfurt am Montag auf Anfrage. Die Frau befindet sich in einem Krankenhaus in Quarantäne.
  • Am 9. März wurde aus dem Saale-Orla-Kreis bekannt, dass eine 43-jährige Frau und ein 19-jähriger Mann, die auch beim Skiurlaub dabei gewesen waren, sich ebenfalls angesteckt haben. Zudem gab es zwei Erkrankungen im Kyffhäuser-Kreis.
  • Am 10. März wurden jeweils Erkrankung aus dem Saale-Holzland-Kreis und aus Weimar gemeldet. Demnach handelt es sich im Saale-Holzland ebenfalls um einen Mann, der sich zuvor in Südtirol aufgehalten hatte. Auch die Frau aus Weimar, die sich angesteckt hatte, kam mit ihrem Mann aus dem Winterurlaub zurück und meldete sich selbst. Der Mann ist nicht erkankt.
  • Am 11. März wurde der erste Fall aus dem Ilm-Kreis bekannt. Auch hier kam der Erkrankte aus einem Urlaub in Tirol zurück und hatte sich aufgrund von Symptomen selbst gemeldet und in Quarantäne begeben. Gleiches in Gera: Auch hier wurde bei einem Urlaubsrückkehrer der Corona-Virus festgestellt. Aus Erfurt wurde der zweite Corona-Fall gemeldet.
  • 12. März: Ein weiteres Mitglied einer Reisegruppe aus dem Kyffhäuserkreis, die in Tirol war, hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Am Nachmittag wurden zwei weitere Fälle bekannt. Es sind damit fünf Fälle im Landkreis. Zwei neue Erkrankungen gab es im Saale-Holzland, die nichts untereinander oder mit dem ersten Fall dort zu tun habe. Im Kreis Schmalkalden-Meiningen wurde die erste Erkrankung gemeldet. Auch Eisenach meldete die erste Erkrankung.
  • Am Abend des 12. März wurden gleich fünf Erkrankungen in einer Familie in Kamsdorf in Saalfeld-Rudolstadt bekannt, darunter erstmals ein Kind. Die Kamsdorfer warenebenso kürzlich zu einem Urlaub in einem Risikogebiet in Norditalien.
  • Am Freitag, dem 13. März, meldet Erfurt den dritten Corona-Fall und auch der Kyffhäuser-Kreis den nächsten Fall. Die ersten beiden Fälle gibt es am Freitag auch aus dem Altenburger Land und aus dem Kreis Nordhausen.
  • Am Sonnabend, dem 14. März, kamen jeweils ein neuer Fall aus dem Eichsfeld, aus dem Weimarer Land, aus Weimar und aus Suhl hinzu. In Suhl hatte sich ein Flüchtling in der Erstaufnahmeeinrichtung angesteckt. Daraufhin wurde für alle rund 500 Flüchtlinge dort eine Quarantäne verhängt. In Jena ist ein infizierte Frau aus Gotha in häuslicher Quarantäne. Sechs Jenaer wurden schließlich positiv auf das Coronavirus getestet worden. Fünf Personen befanden sich auf einer Urlaubsreise in Tirol. Sie haben sich direkt ins Uniklinikum begeben. Daraufhin verfügte die Stadt die Schließung aller Gaststätten und Bars,
  • Am Sonntag wurden neue Erkrankungen aus dem Eichsfeld, dem Wartburgkreis und dem Altenburger Land gemeldet.
  • Aus allen Regionen Thüringens werden nun teils schnell steigende Infektions-Zahlen genannt. So kam am 19. März als eines der letzten bisher infektionsfreien Landkreis ein Erkrankter aus dem Kreis Sömmerda hinzu.
  • Insgesamt sind damit am 24. März mehr fast 400 Menschen in Thüringen am Corona-Virus erkrankt.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Corona-Virus und den Folgen in Thüringen lesen Sie in unserem Newsblog.

Wie reagieren Land Thüringen. Kreise und Städte auf die schnell wachsende Zahl an Corona-Fällen?

Wegen des Coronavirus führt Deutschland ab Montagmorgen (16. März) strenge Regeln an seinen Grenzen zu Frankreich, Österreich und zur Schweiz ein. Die Einreisebeschränkungen für bestimmte Personengruppen sollen ab Montagmorgen 8 Uhr gelten. Deutsche dürfen aber in jedem Fall aus den Nachbarländern einreisen.Der Warenverkehr zwischen Deutschland und den Nachbarstaaten soll aber weiter gesichert bleiben. Pendler dürften weiterhin die Grenzen passieren. So sollen weitere Hamsterkäufe verhindert werden. Polen, Tschiechien oder Dänemark schlossen aber ebenfalls die Grenzen nach Deutschland.

Auch das Land Thüringen und die Landkreis und die kreisfreien Thüringer Städte griffen innerhalb von wenigen Tagen zu immer einschneidenderen Maßnahmen.

Inzwischen gibt es ein vollständiges Veranstaltungsverbot. Thüringenweit wurden zunächst Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen bis Anfang April verboten. Landkreise und kreisfreie Städte hatten teils verschärfte Verbote verfügt. Am 14. März verfügte dann das Landesverwaltungsamt, dass alle Veranstaltungen mit mehr als 50 Besuchern untersagt sind. Auch für kleinere Veranstaltungen gibt es strikte Vorgaben. In Jena und Erfurt sind alle Veranstaltungen verboten. Das gilt natürlich auch für Deutschlands größtes Frühlingsfest, dem Eisenacher Sommergewinn. Zunächst wurden nur Festumzug und Kommersch-Abenden abgesagt, das Streitgespräch sollte noch stattfinden. Doch das fiel auch aus.

Einen ständig aktualisierten Überblick über Veranstaltungen in Thüringen, die ausfallen, hatten wir hier bereitgestellt.

Die Thüringer Regierung erließ jedoch kurz darauf eine dritte, verschärfte Notverordnung, die um Mitternacht von Donnerstag auf Freitag, dem 20. März in Kraft tritt. Auch Gaststätten und Spielplätze sind damit jetzt zu. Einige kreisfreie Städte sind bereits vorher aktiv geworden und hatten Gaststätten und Läden geschlossen. Ausgenommen von der Schließung in Thüringen sind grundsätzlich nur noch die Handwerks-, Dienstleistung- und Beherbergungsbetriebe. Allerdings: Alle touristischen Übernachtungsangebote werden verboten. Als Sonderregelung in Thüringen müssen darüber hinaus alle Friseure und Barbiergeschäfte dicht machen. Auch geschlossen werden Tattoo-, Piercing- und Kosmetikstudios sowie Massage- und Wellnessangebote.

Deutschland versucht, das Coronavirus mit einer bundesweiten Kontaktsperre aufzuhalten. Bund und Länder einigten sich am Sonntag darauf, dass Ansammlungen von mehr als zwei Personen für zunächst zwei Wochen verboten werden sollen. Ausnahmen gibt es nur für Angehörige, die im eigenen Haushalt leben. Die Polizei werde Verstöße hart bestrafen. Die Polizei in Berlin weist ausdrücklich darauf hin, dass Menschen beim Spazierengehen oder Einkaufen ihre Ausweise dabei haben sollten.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) kündigt am 24. März ein Kontaktverbot für den Freistaat an. Damit werde umgesetzt, was Bund und Länder am Sonntag vereinbarten hätten, sagte Ramelow am Dienstag nach einer Sitzung des Regierungskabinetts. Die Pläne sehen vor, dass man sich im öffentlichen Raum nur noch alleine, zu zweit oder im Kreise der Angehörigen des eigenen Haushalts aufhalten darf. Ramelow kündigte dazu eine Grundverordnung an, die landesweit gelten soll. Zugleich betonte der Regierungschef, dass die Menschen weiterhin die Möglichkeit haben sollen, in ihre Gärten zu gehen. Hier lesen Sie, was ab dem 25. März in Thüringen bis zunächst noch bis Anfang April alles noch erlaubt ist - und was nicht.

Hier haben wir detailliert aufgeführt, welche Geschäfte jetzt schließen müssen und welche noch geöffnet bleiben.

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie finden in Thüringen bis Ostern keine Fußballspiele statt. Das teilte der Thüringer Fußball-Verband am Donnerstag mit. Die Regelung betreffe alle Alters- und Spielklassen auf Landes- und Kreisebene bis einschließlich 19. April. Am Mittwoch hatte der Nordostdeutscher Fußballverband bereits alle Spiele auf der Regionalebene ausgesetzt.

Schulen und Kindergärten sind geschlossen: Was wird mit den Abiturprüfungen?

Am 13. März ordnete das Land an, dass ab Montag alle Schulen und Kindergärten geschlossen bleiben. Zuvor hatten Weimar und das Weimarer Land verkündet, dass alle Schulen und Kindergärten geschlossen bleiben.

Mit Husten oder Schnupfen zu Hause bleiben - Diese Maßnahmen gelten ab sofort an Thüringer Schulen

Wegen Coronavirus Schule geschlossen – das müssen Eltern wissen

Mehrmals wurden zuvor Schulen kurzzeitig geschlossen, etwa Anfang März das Pößnecker Gymnasium „Am Weißen Turm“ zählten. Davon betroffen waren 511 Schüler. Die Evangelische Grundschule an der Regierungsstraße in Erfurt ist am 12. März vorübergehend geschlossen worden. Grund sei, dass ein Schüler aufgrund seiner gesundheitlichen Situation einen Corona-Test machen ließ und das Ergebnis noch ausstand. An der Gemeinschaftsschule am Großen Herrenberg in Erfurt läuft nach dem am 6. März gemeldeten Corona-Verdachtsfall der Schulbetrieb auch in der folgenden auf Sparflamme. Am 10. März waren nur rund 70 Schüler zum Unterricht erschienen, die Klassenstufen werden zusammengelegt. Der AWO-Kindergarten in Kamsdorf in Saalfeld-Rudolstadt wird ab 13. März für zwei Wochen geschlossen, weil bei einem Kind der Corona-Virus nachgewiesen wurde.

Am 19. März wurde dann bekannt, dass Thüringen nach Bayern auch die Abitur-Prüfungen verschiebt: Die Abiturprüfungen sollten ursprünglich am 30. April beginnen.

Thüringen hat am 24. März beschlossen, dass die Kita- und Hortgebühren während der Schließung ausgesetzt werden.

Wie reagiert die Deutsche Bahn?

Die Deutsche Bahn stellt im Regionalverkehr in der nächsten Woche auf einen Notfallfahrplan um. Ab Dienstag oder Mittwoch soll ein Fahrplan gelten, der einem Ferienfahrplan ähnele. Damit reagiert das Unternehmen auf die geringe Zahl an Fahrgästen als Folge der Coronavirus-Krise, wie eine Sprecherin in Berlin sagte.

Im Regionalverkehr soll es außerdem vorerst keine Fahrkartenkontrollen mehr geben. Dies geschehe zum Schutz von Fahrgästen und Mitarbeitern, sagte die Sprecherin.

Wo werden in Thüringen die Tests auf Covid-19-Virus untersucht?

Neben dem Labor des Landesamtes für Verbraucherschutz in Bad Langensalza können an der Jenaer Uni-Klinik Proben untersucht werden. Dazu gibt es mehrere private Untersuchungslabor in Thüringen, unter anderem in Greiz.

Welche Anlaufstellen gibt es in der Region im Verdachtsfall auf Corona?

Allgemein gilt: Wer bei sich Symptome einer Erkrankung feststellt, sollte seinen Hausarzt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst kontaktieren, aber nicht spontan in irgendein Krankenhaus fahren, um eine weitere Ansteckung zu vermeiden.

Städte, Kreise, Krankenkassen oder das Landesamt haben Info-Telefone geschaltet:

Alle Telefonnummern für Thüringen finden Sie hier im Überblick (Stand 12. März):

  • Ärztlicher Bereitschaftsdienst (landesweit, kostenlos): Telefon 116 117
  • Landesamt für Verbraucherschutz: Tel 0361 / 573-815099 (Mo bis Fr 9 - 12 Uhr, 13:30 - 15 Uhr)
  • Thüringer Aufbaubank (0800) 534 56 76 (kostenfrei) aktuelle Informationen für betroffene Unternehmen
  • Stadt Weimar: Amtliche Fragen: 03644/540 912 // Medizinische Fragen: 03644/540 913
  • Stadt Erfurt: 0361 / 655-267662
  • Helios-Klinikum: (0800) 8 123 456 (kostenfrei und 24 Stunden)
  • Stadt Jena - Fieber-Hotline: 03641 / 49 33 33
  • Stadt Jena - allgemeine Anfragen zu Corona-Maßnahmen: 03641 / 49 22 22 (täglich 10 bis 15 Uhr) Bitte diese Nummer NICHT bei medizinischen Fragen oder Fragen zur Quarantäne benutzen.
  • Stadt Gera (ab 16. März, 13 Uhr): 0365 - 838 3526 (8 Uhr bis 18.30 Uhr)
  • Stadt Pößneck (ab 18. März): 03647 / 500-324 oder -325 (Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr)
  • Stadt Mühlhausen: 03601 / 452-115 (Mo-Do 8-12 Uhr und 13-16 Uhr; Fr 8-12 Uhr)
  • Gesundheitsamt Mühlhausen: 03601 / 80 23 82 (Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr)
  • Gesundheitsamt im Weimarer Land: 03644/540580
  • Gesundheitsamt im Landratsamt Nordhausen: 03631 / 911-5400
  • Gesundheitsamt im Eichsfeld: 03606 / 650-5555 (auch am Sonntag, dem 15.3., von 11 bis 17 Uhr)
  • Landkreis Saalfeld-Rudolstadt: 03671 / 823-823
  • Landkreis Sömmerda: 03634 / 354-444 (von Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr) Informationen zur aktuellen Lage; medizinische Fragen an Bereitschaftsdienst der Kassenärzlichen Vereinigung unter der Telefonnummer 116 117
  • Ilm-Kreis: 03628 / 738-888
  • Unstrut-Hainich-Kreis: 03601 / 80 11 11 (Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr)
  • Landkreis Schmalkalden Meiningen: 03693 / 485-4000
  • Saale-Orla-Kreis: 03663 / 488-888
  • Saale-Holzland-Kreis 115 (von Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr, auch für Hinweise)
  • Wartburgkreis: 03695 / 61 61 61
  • Helios-Klinik-Gotha: 03621 / 220-162
  • Kyffhäuserkreis (9 bis 16 Uhr) 03632 / 74 14 44 geschaltet
  • Wartburgkreis, Nordhausen, Kyffhäuserkreis, Eichsfeld: (Barmer): 0800 / 8484-111 (kostenlos 24 Stunden)
  • Dr. Kielstein Ambulante Medizinische Versorgung GmbH (Erfurt und Jena): Tel 0361 / 601-0930
  • Bundesministerium für Gesundheit: (030) 34 64 65 100 (Mo-Do 8-18 Uhr, Fr 8-12 Uhr)
  • Unabhängige Patientenberatung: (0800) 0 11 77 22 (Mo-Fr 8-22 Uhr, Sa 8-18 Uhr)
  • Unternehmen in Thüringen, die wirtschaftlich vom Coronavirus betroffen sind, berät die Thüringer Aufbaubank unter 0800 534 56 76 zu passenden Förderprogrammen. Weitere Infos gibt es hier.

Bundesregierung richtet Corona-Hotline ein

weitere Videos

    Achten Sie vor Falschnachrichten in den sozialen Netzwerken!

    Achten Sie darauf, dass Sie nicht jeder in den sozialen Netzwerken zirkulierenden Nachricht zum Coronavirus folgen. Es sind viele Falschnachrichten im Umlauf. Wir haben hier einige aufgeführt und erklären, was wirklich dahinter steckt

    Wie bereiten sich Gesundheitswesen und Kommunal-Politik auf Corona-Infektionen vor?

    „Wir können die Erkrankungswelle nicht aufhalten, nur hemmen“, sagt Landrat Matthias Jendricke (SPD) aus dem Landkreis Nordhausen. Wie der Landkreis dafür gerüstet sei? Amtsärztin Ingrid Francke tut sich Anfang März noch schwer mit einer Antwort: „Wir haben noch nicht genügend Informationen, um haltbare Abschätzungen treffen zu können“, sagt sie. Der Leiterin des Gesundheitsamts bereitet vor allem Sorge, dass im Gegensatz zur Influenza etwa 80 Prozent der mit dem Corona-Virus Infizierten wenig oder gar keine Krankheitssymptome zeigen. Diese können unbewusst das Virus immer weiter verbreiten.

    Und ein zweiter Fakt beunruhigt: Wer im Verdacht steht, infiziert zu sein, muss 14 Tage lang in häusliche Quarantäne, wird dabei vom Gesundheitsamt betreut. „Diese lange Absonderungszeit macht mir Sorge mit Blick auf die Aufrechterhaltung unseres medizinischen Versorgungssystems. Wir kommen schnell in einen Bereich, wo uns das Personal ausgeht“, meint Ingrid Francke. Wenn nötig, könnte die frühere Bundeswehrkaserne in Rothesütte Ort im Kreis Nordhausen für 60 Quarantäneplätze sein, informiert der Landrat.

    Und Saale-Orla-Amtsarzt Torsten Bossert befürchtet„Wir müssen auch in Deutschland auf die derzeitigen italienischen Verhältnisse gefasst sein; zeitversetzt um etwa 14 Tage. Wir werden nicht verschont bleiben“, prognostiziert der Amtsarzt des Saale-Orla-Kreises.

    Die Chefin der Kassenärztlichen Vereinigung, Annette Rommel, kündigte die Schaffung spezieller Behandlungsstrukturen zum Umgang mit der Infektionskrankheit an. Geplant seien ein mobiler Hausbesuchsdienst sowie Räumlichkeiten, in denen Verdachtsfälle isoliert behandelt werden. Auf diese Weise sollen Infizierte aus dem regulären Praxisbetrieb herausgehalten werden, um diese nicht lahmzulegen. Dies gelte auch für Rettungswagen. KV und Landesärztekammer hätten pensionierte Ärzte angesprochen und um Unterstützung gebeten. Arbeitsfähig sein sollen die neuen Strukturen am 6. März. „Wir dürfen Patienten nicht hin und herschicken, sie sollen nicht viele Menschen anstecken können“, sagte Annette Rommel.

    Das öffentliche Leben in Erfurt wird sich nach Ansicht von Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) in den nächsten Wochen „grundlegend verändern“. Als Reaktion auf die Corona-Epidemie seien bereits einschneidende Maßnahmen ergriffen worden. „Aber gegebenenfalls muss in den nächsten Stunden oder Tagen noch nachjustiert werden“, sagte Bausewein am Mittwoch im Stadtrat. „Darauf müssen sich die Bürger einstellen.“ Bausewein teilte mit, dass er gemeinsam mit anderen Thüringer Stadtoberhäuptern eine Allgemeinverfügung unterschrieben habe. Demnach müssen sich alle Rückkehrer aus Risikogebieten wie Nord-Italien in eine zweiwöchige häusliche Quarantäne begeben.

    Auch die Erfurter Stadtratssitzung selbst fand unter veränderten Vorzeichen statt. Die Sitzreihen wurden gelockert, damit größere Abstände zwischen den Abgeordneten eingehalten werden konnten. Besucher wurden auf die Empore verbannt.

    Alle aktuellen Entwicklungen zum Corona-Virus und den Folgen lesen Sie in unserem Newsblog.

    Wie lebt es sich in häuslicher Isolation?

    Wir sprachen mit einer Pößneckerin, die derzeit mit ihrer Familie in verordneter Isolation lebt. Sie war Teil der Ski-Reisegruppe, zu der Thüringens erster Corona-Fall gehörte.

    Sie berichtet, dass sie beim Gesundheitsamt für die Überprüfung auf den Corona-Virus in Vollmontur und Mundschutz empfangen wurde. Der Test dauerte maximal zehn Minuten. Ansonsten bedeutet häusliche Quarantäne, dass man sich im Garten und im Wald aufhalten darf, aber keinem Menschen begegnet. Ansonsten soll 5 Meter Abstand gehalten werden Freunde und Bekannte legen Lebensmittel vor die Haustür, genutzt wird jetzt auch ein Online-Supermarkt.

    Das ganze Interview lesen Sie hier.

    Wie reagieren andere Länder?

    Immer mehr Länder riegeln wieder ihre Grenzen auch zu Deutschland ab. Polen schließt in der Corona-Krise zunächst für zehn Tage seine Grenzen für Deutsche und alle anderen Ausländer. Dänemark schließt seine Grenzen am 14. März ab 12 Uhr. Tschechien schließt seine Grenzen weitgehend für Ausländer aus mehreren europäischen Ländern. Betroffen sind unter anderem Bürger aus Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich, die keinen festen Wohnsitz in dem EU-Mitgliedstaat haben. Der internationale Bahn- und Fernbusverkehr in die genannten Länder wird eingestellt. Die tschechische Staatsbahn Ceske Drahy (CD) stellt ab der Nacht zu Samstag den Verkehr von und nach Deutschland ein. Die USA hat ein Einreiseverbot aus europäischen Statten für 30 Tage verhängt.

    Wie sollen sich die Menschen jetzt verhalten?

    Es gibt keinen Grund zur Besorgnis – da sind sich alle Experten einig. Es bleibe bei den allgemeinen Verhaltensregeln wie regelmäßiges Lüften, häufigeres Händewaschen sowie Husten und Niesen in die Armbeuge. Das Gesundheitsamt weist auch bei größeren Arbeitgebern auf diese Empfehlungen hin.

    Hände waschen reicht: Aber wie mache ich es richtig?

    Auch Unternehmen ist die Abstimmung mit dem Gesundheitsamt empfohlen: Falls es etwa zu vermehrten Corona-Fällen in einem Unternehmen komme, müsste sich der betroffene Betrieb überlegen, wie er seine Produktion aufrechterhält.

    Alle aktuellen Entwicklungen zum Corona-Virus und den Folgen lesen Sie in unserem Newsblog.

    Häusliche Quarantäne- Die wichtigsten Infos auf einen Blick

    weitere Videos

      Müssen Lebensmittel und Medikamente auf Vorrat gekauft werden?

      Viele Menschen haben in unserer Region damit begonnen, auf Vorrat Lebensmittel und Medikamente zu kaufen – und das, obwohl noch kein bestätigter Corona-Fall vorliegt. Oftmals sind Desinfektionsmittel oder Mundschutz ausverkauft.

      Experten sehen keine Notwendigkeit für Hamsterkäufe. Das sicherste sei, im Verdachtsfall einen Arzt zu kontaktieren und zu Hause zu bleiben, um eine weitere Ansteckung zu vermeiden.

      Gibt es Auswirkungen des Coronavirus für die regionale Wirtschaft?

      Der Coronavirus hat zunehmend Auswirkungen auf die Thüringer Wirtschaft und sorgt etwa bei Hotels und Gaststätten für einen deutlichen Umsatzrückgang. Nach einer Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer Südthüringen sehen bereits mehr als 40 Prozent der Firmen spürbare Auswirkungen. 71 Prozent erwarten übers Jahr Beeinträchtigungen.

      Durch Krankheitsausfälle der Mitarbeiter, Absagen von Messen und Veranstaltungen sowie die geringe Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen rechnen die Unternehmen mit erheblichen Beeinträchtigungen ihrer Geschäfte. Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hat vom Coronavirus betroffenen Unternehmen im Freistaat wirtschaftliche Hilfen von Land und Bund zugesichert. Für Fragen von Unternehmern hat das Thüringer Wirtschaftsministerium eine Hotline geschaltet unter Telefon (0800) 534 676.

      Die Soforthilfe für in wirtschaftliche Not geratene Kleinunternehmen stößt in Thüringen auf große Nachfrage. Innerhalb von knapp einem Tag seien bereits rund 500 Anträge bei der Thüringer Aufbaubank eingegangen, hunderte weitere bei den Kammern, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am Dienstag in Erfurt.

      Alle aktuellen Entwicklungen zum Corona-Virus und den Folgen in Thüringen lesen Sie in unserem Newsblog.

      Welche Probleme gibt es in Thüringen bei der Bekämpfung des Coronavirus?

      Im Saale-Orla-Kreis übten Landrat Thomas Fügmann (CDU) und Torsten Bossert, Leiter des Fachdienstes Gesundheit im Saale-Orla-Kreis und Chef des Krisenstabes, massive Kritik an der langen Zeitdauer, die im landeseigenen Labor in Bad Langensalza gebraucht wurde, um die Tests auszuwerten. „Das ist eine unerträgliche Situation, vor allem für den betroffenen Personenkreis“, erklärte Bossert. Das Gesundheitsministerium räumte die Vorwürfe ein und begründete den Verzug mit Startschwierigkeiten, einem neuen Verfahren sowie der Vielzahl der zu untersuchenden Personen aus ganz Thüringen.

      Die Zahl der Intensivtherapiebetten in Thüringen ist geringer als bislang angegeben, wurde am 24. März nach Recherchen unserer Zeitung bekannt. Derzeit stünden auf den Intensivstationen der Krankenhäuser 517 Betten mit Beatmung bereit, erklärte das Gesundheitsministerium auf Anfrage. Bisher war von 650 die Rede gewesen. Laut Ministerium könnten im Zuge der Corona-Krise allerdings weitere 270 Betten innerhalb von 24 Stunden aufgestellt und betrieben werden. Die freien Beatmungskapazitäten werden täglich vom Land abgefragt. Am Montag wurden 225 freie Beatmungsplätze gemeldet, das waren 66 Plätze mehr als Ende voriger Woche. Mittelfristig will Thüringen die Zahl der Plätze verdoppeln. Man habe beim Bundesgesundheitsministerium einen Bedarf von 780 zusätzlichen Beatmungsgeräten gemeldet, hieß es.

      Das Deutsche Rote Kreuz hatte am 22. März zudem Alarm geschlagen, dass die Schutzausrüstung einiger Thüringer Rettungsdienste bereits in dieser Woche zur Neige gehe. Die Nachbeschaffung sei nicht nur teuer, sondern auch mit langen Lieferzeiten verbunden, wie der DRK-Landesvorstandschef Peter Schreiber sagte. Nach dem Hilferuf gingen zwar Offerten ein – schneller Nachschub ist trotzdem nicht gesichert.

      Es gab zudem Berichte, wonach es in Arztpraxen und Krankenhäusern zum Diebstahl von Schutzmasken oder Spendern mit Desinfektionsmittel kommt. Besucher des Südharz-Klinikums klauten die Hände-Desinfektionsmittel, die dort dringend für die Patienten und das Personal gebraucht werden. In einer Klinik im Weimarer Land beispielsweise wurde eine ältere Besucherin dabei ertappt, wie sie aus einem Spender in der Eingangszone Desinfektionsmittel in eine mitgebrachte Flasche abfüllte. Hamsterkäufe sind bisher nur in Einzelfällen bekannt.

      Neustadt im Ilmkreis wurde nach einem Dutzend Corona-Fällen vollständig unter Quarantäne gesetzt. Doch daran hielten sich einige Bewohner nicht und nutzten Waldwege, um im benachbarten Großbreitenbach einkaufen zu können. Landrätin Enders warnte daraufhin vor solch einem Umgehen der Quarantäne und spricht von einer Straftat.

      Welche politischen Konsequenzen gab es durch eine mögliche Corona-Infektion in Thüringen?

      Die erneute Ansetzung der Wahl des Thüringer Ministerpräsidenten am 4. März stand kurzzeitig auf der Kippe, weil ein CDU-Abgeordneter mit in der Urlaubsgruppe des am Corona-Virus Erkrankten Pößneckers war. Der 56-jähriger Landtagsabgeordneter hatte sich wegen des Coronavirus-Verdachts zunächst in Quarantäne befunden. Ein Test ergab dann aber, dass der Mann nicht infiziert ist. Die Parlamentsverwaltung hatte eine Verschiebung der Wahl angekündigt, sollte sich der Verdachtsfall bestätigen.

      Der Mann gehörte CDU-Kreisen zufolge zu der Verhandlungsgruppe, die den „Stabilitätsmechanismus“ mit Linken, SPD und Grünen ausgehandelt hatte. Dieser soll dafür sorgen, dass eine rot-rot-grüne Minderheitsregierung sich auf projektbezogene Mehrheiten stützen kann. Die Gespräche darüber fanden zwischen dem 17. und dem 21. Februar im Landtag statt. Zuvor war der Parlamentarier in den Winterferien mit einer Gruppe von Skifahrern in Italien unterwegs gewesen, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums berichtete.

      Thüringens Finanzministerin Heike Taubert schließt inzwischen neue Schulden im Zuge der Corona-Krise nicht aus. Die Sondertilgung des Landes wird ausgesetzt. Finanzreserven sind bereits teilweise verplant.

      Alle bisher erschienenen Artikel zum Corona in Thüringen lesen Sie hier in unserem Dossier.

      Alle aktuellen Entwicklungen zum Corona-Virus und den Folgen für Deutschland und die Welt lesen Sie hier