Erfurt. Fachübergreifende Ärzteteams behandeln komplizierte Fälle in Erfurt ohne chirurgische Operation.

Luftnot, Schlappheit, Schwindelgefühle, Müdigkeit – es sei ihm nicht mehr gut gegangen, sagt der Erfurter Hans-Peter L.. Handgriffe wollten nicht mehr gelingen, die Beine wurden immer schwerer.

Die Tochter des 67-jährigen früheren Lkw-Fahrers zog schließlich im Frühjahr 2019 die Notbremse. Gerade noch rechtzeitig, wie sich herausstellte. In der Kardiologie des Helios-Klinikums Erfurt stellte das Team um die Chefärzte Alexander Lauten und Anja Schade eine mehrfache Schädigung des schon durch einen früheren Infarkt beeinträchtigten Herzens fest.

Herzkranzgefäße, die den lebenswichtigen Muskel umgeben und mit Blut und Sauerstoff versorgen, waren verengt oder verschlossen, eine Herzklappe undicht. Wie bei Herzpatienten nicht selten, kamen Probleme mit den Nieren hinzu.

Im Fall von L. waren schließlich mehrere Kathetereingriffe nötig, im Verlaufe derer die verkalkten Gefäße zum Teil mit speziellen Diamantbohrern geöffnet und die Herzklappe repariert wurden. Sogenannte Stents stabilisieren inzwischen die Durchblutung des Organs, ein unter dem Schlüsselbein implantierter Mini-Defibrillator greift bei Rhythmusstörungen ein.

Gut für den Patienten: Im interdisziplinären Team, das jeden Behandlungsschritt für all seine Patienten in einer Art Herzkonferenz bespricht, arbeiten interventionelle Kardiologie und Rhythmologie eng zusammen.

Im konkreten Fall wurde zudem ein Spezialist hinzugezogen, der sich um die kranken Nieren des Erfurters kümmerte. Rund 30 Krankenhaus-Standorte in Thüringen behandeln Herzkrankheiten.

Im Jahr 2018 wurden dort rund 23.000 Herzkatheter-Behandlungen, 2400 Herzschrittmacher- und 680 Defibrillator-Eingriffe durchgeführt, dazu rund 1400 chirurgische Operationen.

Das Helios Erfurt kommt jährlich auf rund 4000 stationäre Fälle und gut 2000 Kathetereingriffe. Erst kürzlich stellte der Thüringer Krankenhausspiegel der flächendeckenden herzmedizischen Versorgung im Land beste Zeugnisse aus. In vielen Bereichen liegen Qualität und Leistungen der Ärzte und Pfleger über dem Bundesdurchschnitt.

Er könne wieder gut laufen und Treppensteigen, sagt Hans-Peter L. heute. Besonders freue er sich, Zeit mit seinen 15- und 17-jährigen Enkeln verbringen zu können. Lachen kann er inzwischen auch wieder über die Scherze des Großen, ob der den Opa tragen soll. Nur bei der Gartenarbeit muss der 67-Jährige kürzer treten.

Letztlich ein schwerer Fall, erinnern sich die Mediziner, der dank immer leistungsfähigerer Behandlungsmethoden aber zu keiner Zeit wirklich aussichtslos gewesen sei. Noch immer aber sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache in Thüringen. Dagegen könne man etwas tun. „Deshalb sollte man niemals die Hoffnung aufgeben und bei Problemen lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zum Arzt gehen“, sagt Chefarzt Alexander Lauten.

Uni-Klinik Jena: „Noch Monate kämpfen Patienten mit Spätfolgen von Corona“

Viel Salz und später Kaffee schaden dem Blutdruck

Corona-Blog: Streit um Maskenpflicht in Bus eskaliert - Veranstalter demonstrieren in Erfurt