Freising. Ingwer soll gut sein fürs Immunsystem. Forscher aus Deutschland bestätigen das. Und sie erklären, wie viel der Knolle es dafür braucht.

Ingwer hat den Ruf, unsere Abwehrkräfte zu fördern. Und das wohl zurecht: „Neue Ergebnisse stützen diese These“, teilt das Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie (LSB) an der Technischen Universität in München mit. Die Studie ist im Fachjournal „Molecular Nutrition Food Research“ erschienen.

Die natürliche Heimat der Ingwerpflanze ist nicht sicher belegt. Eine Annahme ist, dass sie ihren Ursprung auf den pazifischen Inseln haben könnte. Heute wird die Wurzel im tropischen und subtropischen Asien, in Teilen von Afrika und Südamerika sowie auf Jamaika angebaut. Auch interessant: Immunbooster im Winter: Schwarzkümmelöl überzeugt in Studien

Ob als Heilpflanze oder Lebensmittel: Ingwer wird auch in Deutschland immer beliebter. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat sich die jährliche Einfuhrmenge der säuerlich-scharfen Knolle innerhalb der vergangenen zehn Jahre fast vervierfacht, auf etwa 31.600 Tonnen.

Ingwer: 100 Gramm, geschält und zerkleinert auf einen Liter Wasser

Schon länger stellen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Frage, ob die Knolle gesundheitliche Effekte auslösen kann und welche Inhaltsstoffe hierbei ausschlaggebend sein könnten. Und wenn es positive Effekte geben sollte, ab welchen Verzehrmengen treten diese ein?

Um zur Klärung dieser Fragen beizutragen, führte ein Team des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie um Direktorin Veronika Somoza umfangreiche Untersuchungen durch. Ausgangspunkt bildeten dabei die Ergebnisse einer früheren Pilotstudie des Instituts.

Im Rahmen der Pilotstudie tranken Testpersonen einen Liter Ingwertee innerhalb von 20 Minuten auf nüchternen Magen. Der Tee war wie folgt zubereitet worden: 100 Gramm einer frischen chinesischen Ingwerknolle wurden geschält und zerkleinert, mit einem Liter kochendem Wasser überbrüht und 15 Minuten ziehen gelassen. Anschließend wurde der Aufguss gefiltert.

Scharfstoff Gingerol erzielte die mit Abstand höchsten Werte

Den Ergebnissen zufolge gelangten nach dem Trinken von einem Liter Ingwertee signifikante Mengen von Ingwerscharfstoffen ins Blut der Probanden. Dies dauerte etwa 30 bis 60 Minuten. Die mit Abstand höchsten Werte erzielte den Angaben zufolge der Scharfstoff Gingerol.

„Von Gingerol ist bekannt, dass er seine Schärfe-Wirkung über den sogenannten TRPV1-Rezeptor entfaltet“, erklärt das LSB. Ebenso ließen einige Studien annehmen, dass auch weiße Blutkörperchen über diesen Rezeptor verfügten. Daher prüfte das Forschungsteam in der Folgestudie, ob Gingerol im Zusammenspiel mit TRPV1 die Aktivität von Immunzellen beeinflusst. Lesen Sie auch:Zimt eine Wunderwaffe gegen Demenz? Studie überrascht

In einem ersten Schritt gelang es den Forschenden laut eigenen Aussagen, den Rezeptor TRPV1 in neutrophilen Granulozyten nachzuweisen. Neutrophile sind die häufigsten Leukozyten im menschlichen Blut und machen 60 bis 70 Prozent aller zirkulierenden weißen Blutkörperchen aus. Sie sind die ersten Immunzellen, die an einem Infektionsherd rekrutiert werden, daher werden sie oft als erste Verteidigungslinie bezeichnet. Auch interessant:Viren überall: Wie Sie Ihr Abwehrsystem jetzt stärken können

Stimulierte Zellen reagierten etwa 30 Prozent stärker

Weitere Laborversuche der Forschungsgruppe ergaben zudem, dass bereits eine sehr geringe Konzentration von knapp 15 Mikrogramm Gingerol pro Liter Nährmedium ausreicht, um die Zellen in eine erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen. So reagierten die stimmulierten Zellen im Vergleich zu Kontrollzellen um etwa 30 Prozent stärker auf eine simulierte bakterielle Infektion.

„Somit reichen zumindest im Versuch sehr geringe Gingerol-Konzentrationen aus, um über den TRPV1-Rezeptor die Aktivität von Immunzellen zu beeinflussen. Im Blut ließen sich solche Konzentrationen theoretisch durch den Konsum von gut einem Liter Ingwertee erzielen“, sagt LSB-Forscherin Gaby Andersen laut Mitteilung. „Damit stützen unsere Ergebnisse die Annahme, dass der Konsum üblicher Ingwermengen ausreichen kann, zelluläre Antworten des Immunsystems zu modulieren.“

Und Studienleiterin Veronika Somoza ergänzt: „Es sind noch viele Fragen auf molekularer, epidemiologischer und medizinischer Ebene offen. Diese gilt es mithilfe modernen Lebensmittel- und Gesundheitsforschung zu klären.“ Das könnte Sie auch interessieren: Studie: Darum könnte Kaffee mit Milch besonders gesund sein