Berlin. Google greift mit der ersten Pixel Watch die Konkurrenz von Apple und Samsung an. Wie überzeugt die Uhr nach einer Woche in der Praxis?

Rundes Gehäuse, wertige Optik, zahlreiche Gesundheits- und Fitness-Modi und kompatibel mit den meisten Android-Handys: Die Pixel Watch ist Googles schon lange erwartete Antwort auf die Apple Watch. Die erste smarte Uhr des Suchmaschinen-Konzerns hinterlässt nach den ersten Tagen in der Praxis in großen Teilen einen überzeugenden Eindruck, alles läuft beim Debüt aber noch nicht rund.

Google Pixel Watch im Praxistest: Zwei Varianten, nur eine Gehäusegröße

Käuferinnen und Käufer haben die Wahl zwischen zwei Varianten: Dem Standardmodell mit Wlan- und Bluetooth-Anbindung für 379 Euro und einer LTE-Version, die unterwegs auch ohne ein verbundenes Handy Mobilfunk nutzen kann, für 429 Euro. Lesen Sie auch: Pixel 7 Pro: Hier überzeugt Googles neues Flaggschiff-Handy

Google bietet seine erste Smartwatch zwar drei Gehäusefarben an – Silber, Schwarz und ein Roségold. Anders als Samsung oder Apple aber gibt es mit 41 Millimeter Durchmesser nur eine Uhrengröße. Damit wirkt sie im Alltag unaufdringlich und passt gut an schlanke und mittelgroße Handgelenke. Wer stärkere Handgelenke hat oder generell Uhren mit größerem Gehäuse bevorzugt, könnte hier im Zweifel enttäuscht zur Konkurrenz greifen.

Der Hersteller legt neben einem Kabel mit Lade-Puck für drahtloses Aufladen ein angenehm sitzendes Sportarmband in zwei Längen bei. Dieses macht sowohl im Alltag als auch beim Sport einen guten Eindruck. Google hat darüber hinaus rund 20 Wechselarmbänder angekündigt, darunter aus Leder, Webstoff und Metall, die aber überwiegend noch nicht verfügbar sind. Das Edelstahlmodell ist beispielsweise erst für kommendes Frühjahr angekündigt. Zudem sind die Zubehör-Preise üppig: Ein Armband aus Leder für knapp 80 Euro oder aus Edelstahl für 200 Euro muss man sich leisten wollen.

Google Pixel Watch Stärken:

  • Edelstahlgehäuse und Glasbildschirm wertig verarbeitet
  • Arbeitstempo und Bedienung flüssig
  • angenehmer Vibrationsmotor
  • Viele Fitness- und Gesundheitsfunktionen durch Fitbit-Anbindung
  • nahtlose Einbindung der Google-Dienste (Kalender, Fotos, Maps, Wallet, Gmail, Google Assistant)
  • Kompatibel mit allen allen Android-Smartphones ab Android 8
  • Sport-Armband in zwei Längen liegt bei

Google Pixel Watch Schwächen:

  • nur eine Gehäusegröße mit 41 Millimeter
  • Hardware nicht auf neuestem Stand
  • Schwache Akkulaufzeit mit Immer-An-Bildschirm und voller Helligkeit
  • Komplette Fitness- und Gesundheitsfunktionen nur im Abo
  • Wear OS noch nicht so ausgereift wie Apples watchOS
  • Wechselarmbänder teuer und teils erst später lieferbar
Die Google Pixel Watch gibt es in drei Gehäusefarben und vier Farbausführungen.
Die Google Pixel Watch gibt es in drei Gehäusefarben und vier Farbausführungen. © PR | Google

Das Testmodell der Pixel Watch, welches der Hersteller für die Testdauer kostenlos zur Verfügung gestellt hat, ist in zurückhaltendem Mattschwarz gehalten. Das Design wirkt äußerst gelungen und stimmig. Das Edelstahlgehäuse und der gewölbte, kratz- und stoßfeste Glasbildschirm aus Gorilla Glass sind hervorragend verarbeitet. Inhalte auf dem Display sind scharf und gut lesbar. Rund 20 digitale und analoge Zifferblätter sind an Bord. Farben, Formen und App-Komplikationen lassen sich nach eigenem Geschmack anpassen. Zahllose weitere Zifferblätter lassen sich über den Play Store herunterladen.

Flotte Bedienung über Bildschirm, Knopf, Taste und Sprache

Bedienen lässt sich die Pixel Watch einerseits über den angenehm abgerundeten und 1,2 Zoll großen Bildschirm (450x450 Pixel). Wischen und Tippen klapp tadellos, das Schreiben auf der recht kleinen Tastatur nach etwas Eingewöhnung ebenfalls. Zusätzlich dreht oder drückt man an der Außenseite die digitale Krone, um durch die Menüs zu scrollen, die Bezahlfunktion zu aktivieren oder im Zweifel einen Notruf abzusetzen. Über der Krone sitzt noch ein Aktionsknopf im Rahmen, über den Nutzer schnell die zuletzt geöffneten Apps erreichen können. Die Spracheingabe via Google Assistant klappt auch hervorragend.

Der Prozessor der Pixel Watch stammt von Samsung und ist nicht mehr der neueste. Bedienung und Tempo beim Wischen und Tippen sind aber stets flüssig. Die Konkurrenz verbaut hier modernere Chips. Weil aber ein zweiter Prozessor mithilft und Google das Gerät sehr genau auf das eigene Betriebssystem Wear OS 3.5 abgestimmt hat, merkt man aktuell noch kein Schwächeln. Wie das in drei Jahren und mit aufwendigen Drittanbieter-Apps aussieht, bleibt abzuwarten.

Akku der Pixel Watch könnte stärker sein

Die Akkulaufzeit ist gut, aber nicht Spitze: Google verspricht 24 Stunden Laufzeit, in der Praxis kommt man mit normaler Nutzung gut über den Tag. Bei automatischer Helligkeit, Bildschirmaktivierung nur beim Drehen des Handgelenks und mit kleineren Alltagsaufgaben sind am Abend noch 40 bis 50 Prozent Akku übrig. Mit Sporteinheiten und einem Immer-An-Bildschirm auf voller Helligkeit wird es mit dem Akku (294 Milliamperestunden) allerdings eng.

Zum Problem wird das nicht: Denn 15 Minuten laden (auf 35 Prozent) genügen für ein anstehendes Schlaftracking oder für weitere Stunden Nutzung. Eine volle Ladung dauert etwa 75 Minuten. Vorteil: Oberfläche und Menüs des Betriebssystems Wear OS sind überwiegend in Schwarz gehalten. Das spart Batterie – und kaschiert clever den doch recht breiten Bildschirmrand. Die Apple Watch 7 und 8 nutzen deutlich mehr Bildschirmfläche aus.

Trainingsbegleiter: Die Google Pixel Watch bietet aktuell 20 Sportarten mit jeweils unterschiedlichen Trainingseinheiten.
Trainingsbegleiter: Die Google Pixel Watch bietet aktuell 20 Sportarten mit jeweils unterschiedlichen Trainingseinheiten. © ZRB | Maik Henschke

Pixel Watch und Fitbit: Gesundheit und Fitness kostet

Die Pixel Watch hat alle wichtigen Smartwatch-Funktionen an Bord, von Nachrichten und Kalender über Musikwiedergabe und GPS-Navigation etwa mit Komoot bis zum Bezahlen per Nahfeldfunk NFC. Darüber hinaus bietet die Uhr dank ihrer Sensoren und Anbindung an die Google-eigene App Fitbit viele Gesundheitsfunktionen wie Pulsmessung, Schrittzähler, EKG, Schlafüberwachung sowie Trainingsmodi für 20 Sportarten.

Zum Kauf gibt es neben drei Monaten Youtube Premium auch sechs Monate Fitbit Premium gratis dazu. Darin sind unter anderen Achtsamkeitsübungen, erweiterte Schlafanalyse, Video-Trainingseinheiten oder spielerische Wettkämpfe mit Freunden enthalten. Regulär kostet Fitbit Premium danach knapp 9 Euro pro Monat oder knapp 80 Euro pro Jahr. Wer diesen Umfang und erweiterte Analysemöglichkeiten nicht benötigt, erhält aber auch kostenlos weiterhin sehr viele Training, Tipps und Auswertungen.

Im ersten Test machten die Fitbit-Funktionen einen ausgereiften und präzisen Eindruck. Kein Wunder: Das Portal und zugehörige Fitbit-Uhren sind schon seit Jahren auf dem Markt und bringen allerhand Erfahrung und Daten mit. Eine EKG-Aufzeichnung zum Beispiel ist innerhalb von 30 Sekunden mit dem Zeigefinger auf der Krone erledigt. Google weist jedoch darauf hin, das die Messungen lediglich Auffälligkeiten etwa beim Herzrhythmus erkennen können, aber die Diagnose des Hausarztes nicht ersetzen.

Zifferblätter für jeden Geschmack: Auf der Google Pixel Watch lassen sich die meisten Uhrenansichten bis ins Detail anpassen.
Zifferblätter für jeden Geschmack: Auf der Google Pixel Watch lassen sich die meisten Uhrenansichten bis ins Detail anpassen. © ZRB | Maik Henschke

Google Pixel Watch: Lohnt sich der Preis?

Die Pixel-Uhr ist nicht nur mit den neuen Smartphones Pixel 7 und 7 Pro kompatibel, die Google ebenfalls ab dieser Woche verkauft, sondern mit allen Smartphones mit Android 8 oder jünger, mit iPhones allerdings nicht.

Bei den Preisen liegt die Pixel Watch mit 379 Euro (Wi-Fi-Ausführung) 120 Euro unter der gleichgroßen Apple Watch Series 8 und 80 Euro über Samsungs Galaxy Watch 5. Günstig ist das nicht, zumal sich erst in den nächsten Monaten zeigen wird, wo Googles erste Smartwatch vielleicht noch Schwächen offenbart. Attraktiv ist allerdings Googles Vorbesteller-Angebot: Wer bis 17. Oktober noch ein Pixel 7 Pro (knapp 900 Euro) bestellt, erhält die Pixel Watch kostenlos dazu.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.