Berlin. Ärzte sehen die Politik im Kampf gegen Fettleibigkeit in der Pflicht. Süßigkeiten sollten nicht als Kinderlebensmittel beworben werden.

Kinder- und Jugendärzte in Deutschland fordern ein Werbeverbot für sogenannte Lebensmittel wie Milchschnitte, Kinderschokolade und Co. Die Politik sei in der Pflicht, Fettleibigkeit zu bekämpfen.

Lebensmittelkonzerne erweckten „mit Dinosaurier-Bildern oder strahlenden Jungen und Mädchen auf der Verpackung den Eindruck, es gäbe Lebensmittel für Kinder, als wären Milchschnitte oder Kinderschokolade gesund und ein sinnvoller Bestandteil des Nahrungsmittelkatalogs“, beklagt Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Das ist verantwortungslos und muss gestoppt werden.“

Süßigkeiten: Milchschnitte, Ü-Eier und Kinderschokolade nicht kindgerecht

Der Mediziner sieht als Resultat daraus, dass Fettsucht zunehmend auch bei den Kleinsten grassiere. Das Leid der Betroffenen, aber auch die Kosten für das Gesundheitssystem seien „dramatisch“.

Nach dem ersten Lebensjahr könnten Kinder zwar alles essen, abgesehen von besonders scharfen Gerichten. Zuckerbomben seien allerdings alles andere als kindgerecht. „Ein Eingreifen ist umso wichtiger, als dass Geschmacksvorlieben im frühkindlichen Alter geprägt werden“, erklärte Fischbach der „NOZ“ weiter.

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Die Strategie der Bundesregierung für zucker- und fettreduzierte Rezepte in Fertigprodukten kritisiert der BVKJ-Präsident als „viel zu schwach“. „Die Folge der politischen Verzagtheit sind immer mehr übergewichtige und kranke junge und ältere Menschen.“ Bundesernährungsministerin Julia Klöckner will nach langem Streit um Lebensmittel-Ampeln und Co. als Nährwert-Kennzeichnung das „Nutri-Score“-Logo einführen.

Zu viel Zucker: Foodwatch vergibt „Goldenen Windbeutel“

Ernährungsexperten kritisieren immer wieder den hohen Zuckergehalt in vielen Lebensmitteln. Die Organisation Foodwatch errechnete etwa den „Überzuckerungstag“: Demnach hatten Kinder bereits am 12. August das Zuckerlimit für das ganze Jahr erreicht. 2017 hatte die Organisation den Alete Babykeks aufgrund seines Zuckergehalts mit dem Negativpreis „Goldener Windbeutel“ ausgezeichnet.

2018 war der Kids Tomato Ketchup von Heinz für den Preis nominiert: Der „Kinder“-Ketchup sei um 40 Prozent teurer als der „exakt gleiche Ketchup für Erwachsene“ gewesen. Der Preis wird jedes Jahr im November vergeben. Momentan können Verbraucher beim „Schummelmelder“ noch Vorschläge für 2019 einreichen. (jkali)