Berlin. Ein Kurbelradio kommt ganz ohne Strom aus und kann im Fall eines Blackouts weiter senden. Das sollten Verbraucher beim Kauf beachten.

Ein Radio zum Kurbeln? Das klingt nach längst vergangenen Zeiten. Sollte allerdings der Strom ausfallen, kann das handbetriebene Gerät auch heute noch gute Dienste leisten, wie ein Test zeigt. Licht machen die Radios auch – oder man nimmt eine Kurbel­taschenlampe.

Bei einem Stromausfall gehen das Internet, der Mobilfunk und das Licht nicht mehr – aber ein Radio. Deshalb rät das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zur Vorsorge: Um im Notfall überlebenswichtige Informationen und Warnmeldungen empfangen zu können, sollte ein Rundfunkgerät im Haus bereitstehen, das entweder mit Kurbel oder Batterie betrieben wird. Auch ein Solar- oder Autoradio könne genutzt werden.

Notfallradio: Läuft auch bei mehrtägigem Blackout

Die Flutkatastrophe 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat gezeigt, wie wichtig ein Radio in Notsituationen ist: Trotz der Verwüstungen blieb die Rundfunkinfrastruktur intakt, sodass die Sender weiter empfangen werden konnten, berichtete das Fachportal Teltarif.de. Rundfunksender verfügen häufig über eine Notstromversorgung, etwa mit Dieselgeneratoren. Deshalb sei ein Weiterbetrieb selbst bei mehrtägigem Stromausfall gewährleistet, erläutert Teltarif-Experte Michael Fuhr.

Verkehrte Vorsorge: Wegen der gestiegenen Gas- und Ölpreise haben sich unzählige Haushalte lieber ein elektrisches Heizgerät wie einen Heizlüfter oder Radiatoren gekauft. Paradoxerweise erhöht der gleichzeitige Betrieb vieler Elektroheizungen die Gefahr eines Stromausfalls, weil die Netze für diese Zusatzbelastung nicht ausgelegt sind, wie Verbände der Energiewirtschaft warnen.

Stromausfall: Sechs Kurbelradios mit Solarzellen im Test

Dass der Strom länger großflächig ausfallen könnte, ist nach Einschätzung der Bundesregierung „sehr unwahrscheinlich“ – trotz der äußerst angespannten Lage auf den Energiemärkten. Ganz ausgeschlossen wird ein Blackout deshalb auch nicht.

Zu kurzen Ausfällen ist es auch früher immer schon mal gekommen – insbesondere durch Schäden an Strom- und Hochspannungsleitungen als Folge heftiger Gewitter, Stürme oder Schneefälle. Knapp elf Minuten im Schnitt hatten die Haushalte in Deutschland im Jahr 2020 keinen Strom, wie die Bundesnetzagentur mitteilt.

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Das Technologiemagazin „c’t“ hat bereits im Juni (Ausgabe 13/2022) sechs Kurbelradios zu Preisen zwischen rund 30 und 44 Euro mehrere Wochen lang getestet. Mit einem geladenen Akku laufen die Geräte demnach mehrere Tage lang. Ist der Akku leer, hilft die Kurbel. „Rund eine Minute muss man kurbeln, um fünf bis zehn Minuten Radio hören zu können“, sagt „c’t“-Fachmann Urs Mansmann.

Blackout: Kurbelradios laufen auch mit Einmalbatterien

Ganz problemlos geht das Kurbeln nicht. „Die Kurbeln sind recht schwergängig, der Dynamo surrt sehr laut, und die Ladedauer ist lang“, heißt es im Testbericht. Saft bekommen die Geräte aber auch ohne Handbetrieb: Alle untersuchten Radios verfügen über Solarzellen. Der dadurch gewonnene Strom reicht den Angaben zufolge aus, um Radio hören zu können. Nicht aber, um den Akku vollzuladen. Dafür wird besser die Fünf-Volt-USB-Buchse genommen, über die alle getesteten Geräte verfügen. Mehr zum Thema: Angst vor Sabotage: Blackout "ein realistisches Szenario"

Ein Tipp: Das Radio auf einen hellen Platz der Fensterbank legen, die Sonnenstrahlen reichen den Angaben zufolge aus, einen vollen Akku betriebsbereit zu halten. Das Chip-365-Portal berichtet, dass fast keine Selbstentladung stattfinde. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich auch ein Kurbelgerät mit zusätzlichem Fach für Einmalbatterien kaufen.

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Das Fazit der Tester lautet: „Alle untersuchten Geräte erfüllen ihren Zweck als Notfallradio.“ Selbst das günstigste Equip­ment sei gut genug. Wer allerdings Wert auf eine etwas bessere Klangqualität beim UKW-Empfang lege, müsse mehr ausgeben. Getestet wurden Modelle der Hersteller Aozbz, Ubeiyi, Bewinner (RS232), Degen (DE13), Renkforce (RF-CR-200) und Heitign (Reihenfolge aufsteigend nach Preis).

Stromausfall: Kurbelradio dient nicht als Powerbank

Achtung: Als Powerbank zum Laden anderer Geräte ist keines der Radios geeignet. „Selbst die Modelle mit den größten Akkus laden ein Smartphone nicht einmal zur Hälfte“, erläutert „c’t“-Tester Mansmann.

Viele Kurbelradios verfügen über Zusatzfunktionen wie eine Notfallleuchte oder ein Notfallleselicht. Praktischer ist jedoch das Licht aus einer Taschenlampe oder Laterne, die es ebenfalls als Kurbelmodelle gibt. Die Lichtquellen zu Preisen ab rund 15 Euro werden oft unter der Bezeichnung Camping- oder Outdoorlampe angeboten.

Die Leuchten verfügen in der Regel über LED und Solarzellen. Wie bei den Radios sind die Nutzer also nicht aufs ständige Kurbeln angewiesen, solange die Sonne scheint. Zu Hause können die Akkus teils auch an der 230-Volt-Steckdose geladen werden.

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Laut Campingartikelanbieter Fritz Berger kann beispielsweise eine Zeltlampe nach einer Minute kurbeln etwa fünf Minuten lang Licht abgeben. Ein per Ladebuchse vollgeladener Akku versorge sieben LEDs für circa fünf Stunden oder 20 LEDs für rund 2,5 Stunden. Unabhängige Produkttests gibt es für Kurbelleuchten allerdings nicht.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.