Berlin. Was Liebe ist, definiert jeder Mensch anders. Aus Büchern und Filmen kennen wir bereits eine Form – doch es gibt noch viele weitere.

Wir kennen sie aus Büchern und Filmen – die Liebe. Wer wünscht sich nicht eine epische Romanze oder einfach nur das Gefühl der Schmetterlinge im Bauch? Doch nicht jeder teilt diese Vorstellung. Liebe wird von Mensch zu Mensch oder von Kultur zu Kultur anders verstanden und gelebt.

Es gibt auch keine einheitliche Definition von der Liebe, da es nicht die eine wahre Liebe gibt, sondern mehrere. Die antiken Griechen wussten das und haben deshalb verschiedene Formen der Liebe unterschieden. Dabei geht es aber nicht um Beziehungsformen, sondern wirklich um unterschiedliche Liebesarten, die vermutlich jeder von uns schon einmal empfunden hat. Drei Formen sind besonders bekannt: Eros, Philia und Agape.

Formen der Liebe: Das ist die geläufigste Form

Die erste Form der Liebe ist vermutlich auch die geläufigste Vorstellung davon: Eros. Diese Form beschreibt die leidenschaftliche, begehrende Liebe sowie die körperliche Anziehung und Erotik, die gerade zu Beginn einer Beziehung besonders ausgeprägt ist. Wir verbinden damit Gefühle wie weiche Knie, Schmetterlinge im Bauch, ein schnell klopfendes Herz und vor lauter Nervosität schwitzende Hände – die Klassiker.

In der griechischen Mythologie ist Eros als Gott der Liebe und des Begehrens bekannt. Wenn jemand verliebt ist, wird aber nicht von Eros gesprochen, sondern seinem römischen Pendant – Amor. Jeder kennt die Aussage: "Du wurdest von Amors Pfeil getroffen."

Die zweite Form der Liebe: Das bedeutet Philia

Als zweite Form der Liebe definieren die antiken griechischen Philosophien "Philia". Sie bezeichnet eine vollkommen andere Art der Liebe, die jeder Mensch kennt, aber womöglich nicht als solche wahrnimmt. Philia ist die freundschaftliche Liebe.

Anders als Eros, können wir Philia für jeden empfinden. Diese Form der Liebe vereint Menschen nicht aufgrund körperlicher Anziehung und Begehren, sondern aufgrund gemeinsamer Eigenschaften, Interessen und Überzeugungen. Sie kann zwischen Liebenden, Freunden, Kollegen oder auch Bekannten entstehen.

Arten der Liebe: Wenn es um die Liebe geht, gibt es keine Definition für die eine wahre Liebe. Sie hat viele verschiedenen Formen und Eigenschaften. Freundschaftliche Liebe ist ein Beispiel dafür.
Arten der Liebe: Wenn es um die Liebe geht, gibt es keine Definition für die eine wahre Liebe. Sie hat viele verschiedenen Formen und Eigenschaften. Freundschaftliche Liebe ist ein Beispiel dafür. © skynesher/iStock

Während Eros eine romantische Beziehung entfacht, hält Philia sie aufrecht. Die beiden Liebesformen bauen aufeinander auf. Zwei Menschen sehen einander und empfinden eine gewisse körperliche Anziehung. Doch auf Dauer reicht reine körperliche Anziehung für eine Beziehung nicht aus. Man will Zeit zusammen verbringen – womöglich das ganze Leben –, dabei Spaß haben und gemeinsam Erfahrungen machen. Dafür brauchen die beiden Menschen eine Verbindung zu einander, die tiefer geht als Körperlichkeit. Sie brauchen Philia.

Agape: Die dritte Form der Liebe

Sie wird zwar als dritte Form bezeichnet, doch ist zugleich auch die höchste Form der Liebe: Agape. Sie beschreibt die bedingungslose Liebe. Eine Zuneigung, die noch tiefer, reiner und ehrlicher ist, als Eros und Philia. Sie verbindet nicht nur zwei Herzen miteinander, sondern zwei Seelen.

Liebe gibt es auf verschiedenen Ebenen. Die höchste Form der Liebe wird
Liebe gibt es auf verschiedenen Ebenen. Die höchste Form der Liebe wird "Agape" genannt. Sie verbindet auf spritueller Ebene. © Delmaine Donson/iStock

Es geht dabei weder um Sinnlichkeit noch um Gemeinsamkeiten - Agape ist an keine solcher Bedingungen geknüpft, sie ist erwartungsfrei. In der Religion findet sie sich in der Liebe von Gläubigen ihrem Gott gegenüber wieder. In diesem Zusammenhang gehört auch die Nächstenliebe sowie die Feindesliebe dazu.

Diese Form der Liebe zeigt sich aber auch anders unter Menschen: In einer romantischen Beziehung bedeutet Agape, dass die Partner einander voll und ganz akzeptieren, einander beistehen und für einander alles geben, ohne auf eine Gegenleistung zu bestehen. Diese Form der Liebe ist selbstlos.

Partnerschaft: Welche Form der Liebe braucht ein Paar?

Die Antwort darauf ist simpel und kompliziert zugleich: Eine Partnerschaft braucht alle drei Formen der Liebe. Eros markiert den Beginn einer Beziehung. Philia schafft eine tiefgreifende Verbindung zwischen zwei Menschen auf emotionaler Ebene. Doch Agape vereint zwei Seelen miteinander, sie stellt eine Verbindung auf spirtueller Ebene her. Alle drei Formen werden deshalb auch als Dreieinigkeit der Liebe bezeichnet.

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    Weitere Formen der Liebe

    Die Griechen haben aber nicht nur Eros, Philia und Agape als Formen der Liebe entdeckt. Es gibt weitere Dimensionen:

    Storgefamiliäre LiebeDiese Form der Liebe bezeichnet die natürliche und instinktive Liebe, die Menschen einander gegenüber empfinden. Die Liebe zwischen Eltern und Kindern ist dafür ein Beispiel. Vertrauen und Verbundenheit prägen Storge.
    Ludusspielerische LiebeWie der Name schon verrät steht bei Ludus der Spaß im Vordergrund. Diese Form der Liebe ist unverbindlich, flirtend und herrscht manchmal zu Beginn einer Beziehung vor. Ludus gibt es aber auch in langfristigen Beziehungen, wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind. Wir kennen es als "Freunde mit gewissen Vorzügen", "Freundschaft Plus" oder "F+".
    Pragmapragmatische LiebeStatt Leidenschafthaft steht bei dieser Form der Liebe die Rationalität im Fokus. Die soziale, gesellschaftliche und persönliche Kompatibilität der Partner ist hierbei wichtig. Das klingt unromantisch, aber der "praktische" Aspekt kann eine Beziehung ergänzen.
    PhilautiaSelbstliebeDie Relevanz dieser Form der Liebe wird oft unterschätzt. Sich selbst zu lieben sollte aber bei allen Menschen immer an erster Stelle stehen. Das darf nicht mit Narzissmus verwechselt werden. Nur wer sich selbst liebt, kann auch seinen Nächsten lieben.
    Maniaobsessive LiebeBei dieser Form der Liebe ist Vorsicht geboten. Mania stellt den Partner in den Mittelpunkt. Am Anfang einer Beziehung ist das vollkommen normal, doch sollte daraus keine Besessenheit werden. Dann ist die Liebe meist durch beistzergreifendes Verhalten und Eifersucht geprägt, weshalb sie in Beziehungen destruktiv wirkt.

    Alle Hollywood-Fans und hoffnungslose Romantiker sollten nun nicht enttäuscht sein. Es handelt sich bei ihrer Vorstellung zwar nicht um die eine wahre Form der Liebe, aber dennoch um eine Art davon. Eros spielt gerade bei einer aufkeimenden Liebe eine wichtige Rolle. Leidenschaft, körperliche Anziehung und Erotik sind es, die die Beziehung anfangs nähren, bevor andere Eigenschaften in der Vordergrund rücken. Die Suche oder der Wunsch nach Eros hat somit durchaus seine Wichtigkeit.