Berlin. Viele leiden vor der Periode an Schmerzen und Stimmungsschwankungen. Doch wenn es besonders schlimm ist, könnte PMDS die Ursache sein.

In den Tagen vor der Regelblutung beschweren sich viele Menstruierende über körperliche Schmerzen und psychische Verstimmungen. Meist gehören diese Veränderungen zum Prämenstruellen Syndrom (PMS). Doch bei einigen Betroffenen treten in der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus so lebenseinschränkende und schwerwiegende Symptome auf, dass man von einer anderen Störung spricht.

Die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS; Englisch: Premenstrual dysphoric disorder (PMDD)) gilt als besonders schwere Form des PMS und bringt vor allem psychische Symptome mit sich. Betroffene berichten dann von unterschiedlichen Symptomen: Stimmungsschwankungen, Erschöpfungszustände, Ängstlichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, extremer Reizbarkeit und sogar Suizidgedanken.

Zwei bis fünf Prozent aller Frauen sollen davon betroffen sein, schätzen Forschende der Uniklinik Bonn. Das Berliner Vivantes Klinikum geht sogar davon aus, dass 10 bis 15 Prozent aller Frauen zumindest eine leichte Form der PMDS haben. Hier zeigt sich bereits die Schwierigkeit hinter PMDS.

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    Viele Gynäkologinnen und Allgemeinmediziner stufen die Beschwerden als gewöhnliches PMS ein, eine Abgrenzung zu anderen psychischen Erkrankungen ist nicht immer leicht. Zudem verschwinden die Symptome mit dem Einsetzen der Regelblutung wie auf magische Weise – und mit dem Beginn des neuen Zyklus geht das Spiel von vorne los. Woran liegt das?

    PMDS tritt in der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung auf

    Wie genau PMDS zustande kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Klar scheint aber, dass die Störung einen biologischen Ursprung hat und durch mehrere Faktoren ensteht. Man spricht dabei von einer "multifaktoriellen" Enstehung, bei der verschiedene Mechanismen zusammenwirken.

    Der zentrale biologische Faktor sind dabei die hormonellen Veränderungen im Laufe des Menstruationszyklus. In der ersten Zyklushälfte scheinen die Betroffenen "normal". Erst in der zweiten Hälfte sind sie wie ausgewechselt. Der Grund ist der hormonelle Wechsel – zumindest auf den ersten Blick.

    Nach dem Eisprung bildet der Körper in der sogenannten "Lutealphase" vermehrt das weibliche Hormon Progesteron. Doch während PMS durch ein Ungleichgewicht der Hormone Progesteron und Östrogen verursacht wird, haben PMDS-Betroffene oft einen gewöhnlichen Hormonspiegel. Die "falsche" Reaktion tritt erst woanders auf.

    Menstruationsbeschwerden: PMDS entsteht im Gehirn

    Das Problem entsteht bei PMDS-Betroffenen im Gehirn: Forschende des Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften fanden heraus, dass die hormonellen Veränderungen für Veränderungen im Hippocampus des Gehirns verantwortlich sind – dem Teil, der die Stimmung und die Emotionen reguliert. Die Gehirne von PMDS-Betroffenen reagieren darauf besonders sensibel und mit extremen Veränderungen in der Psyche.

    Die Gehirne von PMDS-Betroffenen reagieren besonders empfindlich auf hormonelle Veränderungen
    Die Gehirne von PMDS-Betroffenen reagieren besonders empfindlich auf hormonelle Veränderungen © Fabian Sommer/dpa/Illustration

    Hier kommen die weiteren Faktoren ins Spiel, denn die Gehirne vieler PMDS-Patientinnen scheinen vorbelastet zu sein: Auch eine familiäre Belastung mit psychischen Erkrankungen oder eine eigene Vorgeschichte mit Depressionen oder Ängsten könnten PMDS mitverursachen, erklärt das Uniklinikum Bonn. Zudem könnten Besonderheiten im Hirnstoffwechsel, etwa dem Serotonin-System, die Entwicklung begünstigen.

    PMDS laut WHO offiziell eine Krankheit

    Obwohl PMDS offenbar im Gehirn ihren Ursprung hat, zählt die Störung nicht zu den psychischen, sondern zu den gynäkologischen Erkrankungen. 2019 erhielt die Prämenstruelle Dysphorie einen offiziellen ICD11-Code in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

    Unter der Codenummer GA34.41 heißt es nun: "Bei der prämenstruellen dysphorischen Störung treten Symptome während einer Mehrheit der Menstruationszyklen innerhalb des letzten Jahres auf." Zu den offiziellen Symptomen zählt nun auch die WHO:

    • Stimmungs-Symptome (depressive Stimmung, Reizbarkeit)
    • somatische Symptome (Lethargie, Gelenkschmerzen, Überessen)
    • kognitive Symptome (Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit)

    "Die Symptome sind schwerwiegend genug, um signifikanten Stress oder signifikante Beeinträchtigungen in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen zu verursachen", stellt die WHO fest.

    Menstruationsbeschwerden: Habe ich PMDS?

    Wie aber finden Betroffene heraus, ob sie tatsächlich PMDS haben? Die WHO und andere Experten und Expertinnen raten dazu, ein Zyklustagebuch zu führen. Mindestens über zwei Monate sollen Menstruierende dieses ausfüllen und ihre Symptome darin aufschreiben und datieren, um es zur Diagnostik hinzuziehen zu können.

    Entsprechende Vorlagen für das Zyklustagebuch gibt es als App oder im Internet. Anschließend sollen die möglicherweise Betroffenen die Tagebücher bei ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen vorlegen und die weitere Behandlung besprechen.

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.