Berlin. Schulnoten aufbessern per Video-Nachhilfe. IMTEST erklärt Eltern, was das kostet, wie es funktioniert und welche Anbieter gut sind.

In einer idealen Welt sollten Nachhilfeangebote gar nicht notwendig sein. Doch die Realität sieht anders aus. Etwa 1,2 Millionen Kinder nehmen laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung Nachhilfe. So nutzen bereits in der Grundschule knapp fünf Prozent der Kinder die individuelle Lernförderung. In der weiterführenden Schule sind es sogar knapp 19 Prozent.

Seit der Pandemie gibt es immer mehr Lernangebote, die online stattfinden können. IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, hat fünf Anbieter für Online-Nachhilfe unter die Lupe genommen – darunter Spreaducation, LernFamilie, Easy-Tutor, Cleverly und GoStudent.

Wie funktioniert die Online-Nachhilfe per Video?

Online-Nachhilfe unterscheidet sich insofern von dem klassischen Angebot, als dass der Unterricht digital über ein Videotelefonat stattfindet. Mit der Anmeldung auf dem jeweiligen Portal muss zunächst eine Reihe von Daten über das Kind angegeben werden. Dies sorgt dafür, dass der passende Nachhilfelehrer gefunden wird. Das kann aufgrund der räumlichen Distanz schwierig sein. Nicht selten ist aber ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis ausschlaggebend für den Erfolg.

Welche Unterschiede gibt es bei den Anbietern?

Anbieter für Online-Nachhilfe unterscheiden sich hinsichtlich diverser Kriterien. Manche verstehen Nachhilfe als rein fachliche Unterstützung. Anbieter wie Cleverly bieten zusätzlich eine Art Mentoring an. Unterschiedlich können auch die Qualifikationen sein, die die Tutoren mitbringen müssen.

Alle Anbieter im Test lassen Bewerber einen mehrstufigen Prozess durchlaufen, ehe sie in das „digitale Lehrerzimmer“ aufgenommen werden. Cleverly setzt zusätzliche Hürden. Hier müssen Anwärter für das Coaching eine sozialpädagogische oder psychologische Qualifikation sowie eine mindestens dreijährige Berufserfahrung mit Kindern unterschiedlichen Alters vorweisen.
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Andere Unterscheidungen finden sich in kleineren und größeren Details wieder: So kann man bei der LernFamilie die Länge der Nachhilfestunde zwischen 45 Minuten und dreieinhalb Stunden variieren. Interessant dürfte für viele Eltern auch die Möglichkeit sein, Geschwister-Profile anzulegen. Easy-Tutor gewährt bis zu vier Geschwister-Profile. Allerdings braucht man dafür ein bestimmtes Abo.

Alle anderen Anbieter erlauben, dass unbegrenzt viele Personen über ein Profil Nachhilfe nehmen können. Manche Anbieter wie die LernFamilie folgen dem Prinzip der größtmöglichen Flexibilität, indem sie Termine bei einer Vielzahl von Tutoren anbieten. Andere Anbieter wie Spreaducation setzen hingegen auf Verbindlichkeit und die Pflege der Beziehung zwischen ein und demselben Tutor und Schüler.

Online-Nachhilfe per Video: Was kostet das?

Ganz billig ist der Extraunterricht nicht. Laut der Bertelsmann-Studie geben Eltern in Deutschland insgesamt fast 900 Millionen Euro pro Jahr für Nachhilfe aus. Die Preise pro Einheit unterscheiden sich bei den getesteten Anbietern unter anderem durch die jeweilige Länge der gebuchten Laufzeit. Außerdem ist die Länge der Unterrichtsstunden unterschiedlich, sodass sich ein präziser Vergleich kaum herstellen lässt. Manche Anbieter haben Preismodelle, die pro Monat abgerechnet werden, andere Modelle rechnen pro Einheit ab.

Was sind die Vor- und Nachteile des Online-Formats?

Der klare Vorteil von Online-Nachhilfe ist die räumliche Flexibilität. Da lediglich das Notebook notwendig ist, kann Nachhilfe sogar während des Urlaubs in Anspruch genommen werden.

Nachteilig ist jedoch die Abhängigkeit vom Internet sowie der fehlende persönliche Kontakt. Das kann man durch die Gewöhnung an den Online-Unterricht zwar kompensieren, doch der „Blick über die Schulter“ wird digital nie möglich sein. Kostenlose Probestunden – außer bei Spreaducation, wo diese 20 Euro betragen – bieten eine gute Gelegenheit, das Konzept Online-Nachhilfe zu testen.
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Lohnt sich das? Ein Fazit

Online-Nachhilfe ist eine gute Möglichkeit, Schüler und Schülerinnen bei ihrem Lernerfolg zu begleiten und zu fördern. Da die Konzepte der Anbieter so unterschiedlich sind, lohnt sich ein genauer Blick auf die Konditionen sowie eine gute Reflexion: Was braucht mein Kind? Mithilfe von Probestunden kann man herausfinden, ob der Anbieter zu den individuellen Bedürfnissen des Kindes passt. Spreaducation geht als Testsieger hervor, da die Plattform gut ausgestattet und bei einem guten Serviceumfang sehr einfach zu bedienen ist.

1. Platz: Spreaducation: Preis: 33,90 Euro (60 Minuten). Online-Nachhilfe nach dem Konzept „Brandschutz statt Feuerwehr“ – mit dem Fokus auf einer guten Lernbeziehung.
+ Fachlich und pädagogisch anspruchsvolle Betreuung.
- Keine kostenlose Probe­stunde, teuerster Anbieter im Test.
ERGEBNIS: gut (2,0)

2. Platz: LernFamilie: Preis: 15,30 Euro (45 Minuten). Der Anbieter stellt für den Nachhilfeunterricht eine eigene Videotelefonie-Plattform zur Verfügung.

+ Dauer kann stark variiert werden, Last-minute-Termine möglich.
- Wer keinen Folgetermin bucht, erhält Nachrichten mit Werbung.
ERGEBNIS:gut (2,2)

3. Platz: Easy-TutorPreis: 17,25 Euro (45 Minuten). Bei Bedarf bietet Easy-Tutor ab einem Abo von sechs Monaten im Preis enthaltene Grafiktablets zur Leihe an.
+ Vergünstigungen und ­Einsatz eines Bildungs­gutscheins möglich.
- Geschwister-Profile erst ab bestimmtem Abomodell.
ERGEBNIS:gut (2,4)

4. Platz: CleverlyPreis: 24,90 Euro (45 Minuten). Bei Cleverly kann man den Fokus auf Nachhilfe- oder auf Mentoringangebote legen oder einen Mix wählen.
+Die Abolaufzeit lässt sich – etwa in der Ferienzeit – ­pausieren.
- Vergleichsweise wenig eigenes Unterrichtsmaterial.
ERGEBNIS:gut (2,5)

5. Platz: GoStudentPreis: 26 Euro (50 Minuten). GoStudent bietet Nachhilfe im Sinne einer fachlichen Unterstützung. Der Fokus liegt auf der Sicherung des Lernerfolgs.
+ Für Nachhilfe in Sprach­fächern gibt es einen Vokabeltrainer.
- Die Dauer der Unterrichtseinheiten ist nicht variabel.
ERGEBNIS:befriedigend (2,9)