München/Hamburg. Die Allianz warnt vor den Gefahren der E-Bikes: Das Risiko eines tödlichen Unfalls ist deutlich höher als bei unmotorisierten Rädern.

Ein Todesfall in Hamburg, ein 51-Jähriger in Lebensgefahr im Oberbergischen Kreis – zwei Unfälle am Samstag. Sie eint das Gefährt, mit dem die Opfer unterwegs waren. Beide fuhren E-Bike.

Eine neue Studie der Allianz zeigt, dass diese Elektro-Fahrräder eine hohe Unfallquote haben. Bei einer Fahrt auf dem E-Bike ist die Gefahr eines tödlichen Unfalls nach Berechnungen der Versicherung dreimal höher als auf einem normalen Fahrrad ohne Motor.

Und das gelte nicht nur für ältere Menschen, haben die Experten ermittelt: Über alle Altersgruppen zusammengefasst sei das sogenannte „Getötetenrisiko im Fünf-Jahresmittel auf dem Pedelec dreimal so hoch wie auf dem herkömmlichen Rad“, sagte Jörg Kubitzki, Unfallforscher bei Europas größtem Versicherer. Das Risiko, bei einer Verletzung ums Leben zu kommen, sei sowohl in der Gruppe der Senioren über 65 als auch in der Gruppe aller Jüngeren bis 64 signifikant höher.

18 Prozent der getöteten Radfahrer mit E-Bike unterwegs

Für die Berechnung hat die Allianz die Unfalldaten des Statistischen Bundesamts in Beziehung zu den geschätzten Fahrkilometern gesetzt, die das Bundesverkehrsministerium in der Studie „Mobilität in Deutschland“ veröffentlicht hatte. „Pedelecs sind auch dann gefährlicher gegenüber nicht motorisierten Fahrrädern, wenn die Fahrleistung beider Fahrzeugarten berücksichtigt wird“, sagte Kubitzki.

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Pedelec ist der Fachbegriff für die gängigen E-Bikes mit 25 km/h Höchstgeschwindigkeit, bei denen die Fahrer noch selbst in die Pedale treten müssen. Den Angaben der Allianz zufolge kommen im statistischen Schnitt pro Milliarde gefahrener Kilometer 11,64 Pedelec-Fahrer ums Leben, die vergleichbare Quote für nicht motorisierte Fahrräder liegt bei 8,96.

Mann stirbt in Hamburg nach Unfall – anderer E-Bike-Fahrer in Lebensgefahr

Bei einem Unfall mit einem besonders schnellen E-Bike ist ein Mann in Hamburg am Samstag tödlich verunglückt. Er war nach Angaben der Polizei mit einem S-Pedelec unterwegs, als er stürzte. Rettungskräfte reanimierten ihn. Er starb aber wenig später in einer Klinik. Wie es zu dem Unfall kam, war zunächst unklar.

Bei einem weiteren schweren Unfall mit einem E-Bike ist ein 51-Jähriger bei Gummersbach im Oberbergischen Kreis gegen eine Wand geprallt und lebensgefährlich verletzt worden. Nach Angaben der Polizei verlor der Mann am Samstagvormittag auf einer stark abschüssigen Straße die Kontrolle über sein Rad.

Er kam nach links von der Fahrbahn ab, raste durch einen Gartenzaun und fuhr gegen eine Hauswand. Er wurde mit schwersten Verletzungen von einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Die Straße blieb zwischenzeitig gesperrt. Laut Polizeibericht trug der Mann keinen Helm.

S-Pedelecs sind besonders schneller – bis zu 20 km/h mehr als die Standardmodelle

Bei S-Pedelecs steht das S für Speed, also Schnelligkeit. Während die Tretunterstützung bei gängigen Elektrofahrrädern bei 25 km/h aufhört, funktioniert sie bei S-Pedelecs bis zu 45 km/h. Schon tagsüber ist bei einem solchen E-Bike Licht Pflicht. S-Pedelecs gelten verkehrsrechtlich nicht mehr als Fahrrad, sondern als Kleinkraftrad.

Unter den geschätzt 77 Millionen Fahrrädern in Deutschland sind nach der Studie des Bundesverkehrsministeriums bislang vier Millionen Pedelecs, gut fünf Prozent. Der Anteil der getöteten Pedelec-Fahrer an allen tödlich verunglückten Radlern beträgt aber fast 18 Prozent. Die Zahl der Fahrrad-Toten ist um 15 Prozent gestiegen – Verkehrsminister wollen mehr Sicherheit für Radfahrer.

(dpa/moi)