Berlin. Das Urlaubsangebot im Internet ist riesig. Doch Schnäppchen lassen sich auch im Reisebüro ergattern. Fünf Kriterien im Vergleich.

Endlich wieder reisen: Durch den Wegfall der Corona-Beschränkungen steht einem frühen Buchen des Sommerurlaubs nichts mehr entgegen. Viele klicken sich bereits durch die Online-Reiseportale, andere informieren sich im Reisebüro. Die Frage ist nur: Wer hat es besser – die Selbstbucher im Internet oder die Kunden von Reisebüros vor Ort?

Dass es darauf keine einfache Antwort gibt, zeigen schon die Zahlen. Nach einer Übersicht des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR) lag der Anteil der Online-Buchungen für Reisen, die fünf Tage oder länger dauern, bei zuletzt 48 Prozent. Im persönlichen Gespräch werden immerhin noch 36 Prozent der Urlaube gebucht, die anderen am Telefon oder per E-Mail. Das bedeutet: Die traditionellen Buchungswege sind weiterhin attraktiv – trotz der Erfolge, die bekannte Reiseplattformen verzeichnen.

Außerdem vermischen sich die Buchungskanäle teilweise. Laut Deutschem Reiseverband (DRV) ist die große Mehrheit der Reisebüros „nicht nur stationär, sondern auch online unterwegs“. Dass das Reisebüro um die Ecke mehr bietet als eine fachkundige Beratung, bestätigt die Allianz Selbständiger Reiseunternehmen (asr). „Online und offline schließen sich gegenseitig nicht aus. Viele Reisebüros haben eine Online-Buchungsmöglichkeit und sind 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche erreichbar“, sagt asr-Präsidentin Anke Budde.

Reisebüro gegen Online-Buchung: Fünf Vor- und Nachteile im Vergleich

Für den Kunden kommt es also darauf an, für seine persönliche Reise die richtige Entscheidung zu treffen. Auf fünf Kriterien kann er dabei achten:

  1. Preise
  2. Auswahl
  3. Beratung
  4. Bequemlichkeit
  5. Sicherheit

1. Der Preis

Viele denken, dass es Schnäppchen nur im Internet gibt. Doch für Pauschalreisen, die von Vermittlern identisch angeboten werden, sind die Preise überall gleich. „Die Reise kostet gebucht im Reisebüro den gleichen Preis wie im Internet über eine Buchungsplattform oder auf der Seite des Reiseveranstalters. Das regelt das Handelsgesetzbuch“, erläutert DRV-Sprecherin Kerstin Heinen. „Niemand muss befürchten, für eine Reise mit identischen Konditionen im Reisebüro mehr zu bezahlen“, sagt auch Klaus El-Khechen, Rechtsberater der Verbraucherzentrale Brandenburg.

Aber Achtung: Zu Preisunterschieden kann es durch die kleinste Abweichung bei einem Bestandteil der Reise kommen, etwa der Zimmerkategorie, dem Abflugort oder den Stornomöglichkeiten. Das gilt erst recht, wenn der ganze Urlaub individuell zusammengestellt wird. Dann bleibt dem Kunden nur, die selbst recherchierten Preise mit denen von Reisebüros zu vergleichen oder sich blind für eine Variante zu entscheiden. Das Problem dabei im Internet: Die Preise können in kürzester Zeit stark schwanken.

2. Die Auswahl

Als Informationsquelle ist das Internet unschlagbar. „Durch Online-Buchungsportale erhalten Kunden die volle Transparenz über alle Produkte am Markt und damit auch eine Preis- und Produktübersicht“, sagt VIR-Vorstand Michael Buller. Als weitere Vorteile der Portale nennt er die Einsicht in Bewertungen sowie das Filtern der Angebote nach persönlichen Vorstellungen.

Die Sache hat jedoch Haken: Es können sich Fakes unter die Bewertungen schmuggeln und ablaufende Uhren sowie ein angeblich knappes Angebotskontingent für Zeitdruck beim Betrachten der Suchergebnisse sorgen. Während des Buchungsprozesses muss der Kunde zudem aufpassen, dass ihm nicht ungewünschte Leistungen wie Versicherungen untergejubelt werden.

Dennoch sieht die Verbraucherzentrale einen Vorteil für Selbstbucher. „Wer individuell verreisen möchte, bucht am besten im Internet. Im Reisebüro wird das Angebotsportfolio in der Regel eingeschränkter sein“, sagt El-Khechen. So werde eine Übernachtung in einer Airbnb-Unterkunft von Reisebüros selten vermittelt. Der Kunde müsse aber „internetaffin“ und in der Lage sein, die Vertragsdetails zu überprüfen. „Wer sich das zutraut, kann im Internet buchen. Kunden ohne Online-Buchungserfahrung gehen besser ins Reisebüro.“

ILLUSTRATION - Eine junge Frau schaut sich am 17.03.2015 im Reisebuero World of TUI in Berlin Reisekataloge an (gestellte Szene). Foto: Jens Kalaene [ Rechtehinweis: picture alliance / dpa Themendienst ]
ILLUSTRATION - Eine junge Frau schaut sich am 17.03.2015 im Reisebuero World of TUI in Berlin Reisekataloge an (gestellte Szene). Foto: Jens Kalaene [ Rechtehinweis: picture alliance / dpa Themendienst ] © picture alliance / dpa Themendie | dpa Picture-Alliance / Jens Kalaene

3. Die Beratung

Reisebüros punkten mit ihrer persönlichen Beratung. Das kann eine Rolle spielen vor allem bei Urlauben, die mehr bieten als eine Woche all-inclusive auf Mallorca. „Gerade bei hochwertigen, komplexen Reisen vertrauen die Menschen auf das Reisebüro“, sagt asr-Präsidentin Budde. So schätzten Kunden die fachkundige Beratung, wenn es etwa um eine Rundreise mit Aufenthalt in mehreren Hotels, die Einreisebestimmungen fremder Länder oder die Visa-Beschaffung gehe.

„Im Gespräch können wir auch herausfiltern, was ein Kunde wirklich möchte. Statt Amerika ist vielleicht Asien das passende Ziel“, erläutert Budde. Nach einer asr-Befragung buchen rund 90 Prozent der Kunden, die sich vom Reisebüro beraten lassen, dort auch und wandern mit dem erlangten Wissen nicht zu Online-Anbietern ab.

4. Die Bequemlichkeit

Die Internetportale kommen ohne Pausen aus und ersparen den Kunden den Anfahrtsweg. „Die Buchung ist zu jeder Tageszeit möglich, eben auch am Sonntag gemeinsam mit der Familie“, sagt VIR-Vorstand Buller. Indem Reisebüros elektronische Kommunikationsmittel nutzen, gleichen sie diesen Nachteil aber mehr und mehr aus. Ein Beispiel: Der Kunde bekommt Angebote per E-Mail zugestellt, lässt sich per Videoschalte vom Reisebüro beraten und bucht dann per Whatsapp-Nachricht.

Leicht übersehen wird auch der Faktor Zeit: Eine eigene Online-Recherche nach Flug, Hotel, Transfer, Mietwagen, Tickets und allem was sonst zum Urlaub gehört, kann viele Stunden oder Tage dauern. Das Reisebüro nimmt einem das ab.

5. Die Sicherheit

Wer im Internet bei unbekannten Reiseveranstaltern bucht, geht das Risiko ein, die bezahlte Leistung nicht zu bekommen. Dagegen hilft, sich im Reisebüro nach der Seriosität des Anbieters zu erkundigen. Hat es gute Erfahrungen gemacht, kann es den Veranstalter empfehlen und die Unsicherheit für den Kunden dadurch mindern.

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Aber: Geht auf der Reise etwas schief, bringt das letztlich nichts. „Bei auftretenden Problemen muss sich der Verbraucher immer direkt an den Reiseveranstalter wenden. Da ist es egal, ob die Reise online oder im Reisebüro gebucht wurde“, sagt Verbraucherschützer Klaus El-Khechen.