Berlin. Immer wieder steht Whatsapp in der Kritik – dennoch nutzen Milliarden die App. Das sind die vier besten Alternativen zum Messenger.

  • Whatsapp ist der weltweit führende Messengerdienst
  • Doch immer mehr Nutzerinnen und Nutzer wechseln zur Konkurrenz
  • Wir stellen die besten Alternativen vor

Tschüss, WhatsApp? Der führende Messengerdienst steht immer wieder unter Beschuss. Ein Grund waren zuletzt die Anfang des Jahres angekündigten Änderungen von Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinie, denen jeder der rund 60 Millionen Anwenderinnen und Anwender in Deutschland aktiv zustimmen musste. Wer das nicht tat, kann die App inzwischen nicht mehr nutzen.

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Unter anderem deshalb fragen sich viele Nutzerinnen und Nutzer: Ist der Zeitpunkt gekommen, den Platzhirsch unter den Kurznachrichten-Apps vom Smartphone zu verbannen? Wir erklären, was die jüngste Regeländerung hierzulande bedeutet und nennen vier Messenger, die als Alternative infrage kommen.

WhatsApp: Was bedeuten die neuen Richtlinien?

In sozialen Netzwerken und einigen Medien kursierten widersprüchliche Informationen, was die Anpassung bedeutet. Das Problem: Die Änderungen wirkten selbst auf viele Experten verklausuliert und ließen Spielraum für Interpretationen. Zudem sind Informationen dazu auf der WhatsApp-Seite über zahlreiche Dokumente verstreut. Transparenz: Mangelhaft.

Whatsapp steht in der Kritik. Was sind gute Messenger-Alternativen?
Whatsapp steht in der Kritik. Was sind gute Messenger-Alternativen? © dpa-tmn | Christoph Dernbach

Inzwischen hat sich der Anbieter öffentlich zu Fragen und Vorwürfen geäußert. „Die Änderungen beziehen sich auf optionale Unternehmensfunktionen und erhöhen die Transparenz dazu, wie wir Daten erfassen und verwenden", schreibt WhatsApp auf der Firmenseite.

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Die Facebook-Tochter will mit Geschäftskunden Geld verdienen

Im Kern geht es darum, dass WhatsApp bestimmte Nutzerdaten künftig auch mit Geschäftskunden teilen möchte, die WhatsApp gegen Gebühr als Plattform für ihre Angebote nutzen. Die neuen Regeln sollen rechtlich ermöglichen, dass Nutzer auch in Deutschland direkt über WhatsApp Waren kaufen können, die etwa bei Facebook oder Instagram beworben wurden.

WhatsApp-Änderungen- Mehr Daten gehen an Facebook

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    Ein erweiterter Datenaustausch mit Facebook soll aus Sicht von Datenschützern europäische Nutzer nicht betreffen. Wie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) betont, gilt für Deutschland wie für Europa generell weiter eine gesonderte Datenrichtlinie.

    Danach darf WhatsApp zwar schon seit 2016 bestimmte Nutzerdaten mit anderen Facebook-Unternehmen austauschen – etwa das genutzte Smartphonemodell, Standortinformationen oder Nutzungsdauer – allerdings nicht, um Werbung auf den Nutzer zuzuschneiden.

    WhatsApp versichert: Chats bleiben sicher verschlüsselt

    Nichts ändert sich an der sicheren Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Chat-Nachrichten oder -Anrufen. Sprich: Auch künftig soll ausdrücklich niemand Inhalte in privaten Nachrichten oder Gruppenchats mitlesen oder mithören können. "Wir möchten deutlich herausstellen, dass die Aktualisierung der Richtlinie absolut keine Auswirkungen auf deine Privatsphäre hinsichtlich deiner Nachrichten an Freunde oder Familie hat", schreibt WhatsApp.

    Dennoch: Der Wirbel rund um das Zwangs-Update und der Beschuss von Datenschützern hat in den letzten Wochen einigen WhatsApp-Konkurrenten regen Zulauf beschert. In den App-Stores rangierten plötzlich Messenger-Apps tagelang an der Spitze der Charts.

    Welche Messengerdienste sind eine gute Alternative?

    Es gibt mehrere Alternativen zu WhatsApp, die weitgehend die gleichen Hauptfunktionen besitzen und für die Betriebssysteme iOS und Android sowie PC-Browser verfügbar sind.

    Die vier folgenden Messenger-Apps verzeichnen schon eine gewisse Verbreitung in Deutschland und bieten wie WhatsApp – mindestens einstellbar – eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Sprich: Nur Sender und Empfänger können den Inhalt einer Nachricht lesen. Auf dem Weg dazwischen ist die Nachricht nicht lesbar, weder für den App-Betreiber noch etwa für neugierige Behörden.

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    Telegram

    Zwar ist Telegram unter den WhatsApp-Alternativen am weitesten verbreitet – nach eigenen Angaben gewann man zuletzt rund 25 Millionen Nutzer dazu. Zudem besitzt die kostenlose App eine ähnliche Optik, erlaubt riesige Gruppen, das Schicken großer Dateien und sie lässt sich mithilfe kleiner Bots um nützliche Funktionen erweitern.

    Kritiker bemängeln aber, dass eine sichere Verschlüsselung nur für sogenannte „Geheime Chats“ einstellbar ist und bei Gruppenchats komplett fehlt. Zudem wird den Betreibern oft eine unklare Nähe zu Russland unterstellt, obwohl der Dienst dort verboten ist. In Verruf geraten ist Telegram auch als Kanal für die Verbreitung von Hetze und Verschwörungstheorien.

    Wie WhatsApp verlangt Telegram eine Handynummer und Zugriff auf die Kontakte. Für 2021 haben die Betreiber angekündigt, auch Werbung in der App auszuspielen.

    Signal

    Der Messenger führte zuletzt an mehreren Tagen die Liste der am meisten heruntergeladenen Apps an. Sogar Tesla-Chef Elon Musk und Whistleblower Edward Snowden haben den Signal via Twitter empfohlen. Der Messenger mit Sitz in den USA wird entwickelt von einem Non-Profit-Unternehmen mit dahinterstehender Stiftung.

    Signal: 5 Vorteile hat der Messenger

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      Signal ist schlichter aufgebaut als WhatsApp, beherrscht aber ebenfalls alles Wichtige: Chats und Gruppenchats, Audio- und Videonachrichten sowie Telefonie mit und ohne Video. Seit kurzem gehen auch Gruppenanrufe per Video. Für selbstlöschende Nachrichten lassen sich unterschiedliche Zeitstufen einstellen.

      Der Programmcode für die Ende-zu-Ende Verschlüsselung der Chats ist öffentlich für Experten einsehbar und gilt als sicher. Signal ist kostenlos und werbefrei. Zur Nutzung muss eine Telefonnummer angeben werden.

      Threema

      Threema stellt ähnlich stark wie Signal die Sicherheit in den Fokus. Der Schweizer Messenger ist als einziger Kandidat kostenpflichtig (einmalig knapp vier Euro). Dafür ist Threema werbefrei und lässt sich auf Wunsch sogar ohne Angabe persönlicher Daten komplett anonym nutzen.

      Der Funktionsumfang entspricht weitgehend dem von WhatsApp und Signal. Zudem kann man etwa Abstimmungen in Gruppenchats einbinden. Wer einen sicheren Messenger sucht und einen kleinen Aufpreis akzeptiert, trifft mit Threema eine gute Wahl.

      Wire

      Der Schweizer Messenger Wire ist mit seinem hübschen Design nicht nur optisch ebenfalls einen Blick Wert, richtet sich aber primär an Geschäftskunden. Videokonferenzen lassen sich mit besonders guter Audioqualität abhalten. Sonstige Sprachnachrichten sind ebenfalls in HD-Qualität möglich.

      In der Grundversion ist Wire kostenlos. Die Pro-Version kostet 5 Euro monatlich. Zum Registrieren genügt eine Mailadresse. Eine Handynummer und das Übertragen der Kontakte, die dann verschlüsselt gespeichert werden, sind freiwillig.

      Sollte ich den Messenger jetzt wechseln?

      Ob ein Wechsel des Haupt-Messengers notwendig ist, muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden. Wem vor allem das sichere Verschicken von Nachrichten mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wichtig ist, der muss nicht wechseln - daran will WhatsApp nicht rütteln.

      Wer sich dagegen am Austausch bestimmter Nutzerdaten stört, zwischen Facebook-Plattformen und mit WhatsApp-Geschäftskunden, der kann Alternativen prüfen. Auch die EU will jetzt die Macht von Konzernen wie Facebook begrenzen.

      Ein Umzug ist aber nur dann sinnvoll, wenn zumindest die wichtigsten eigenen Kontakte ebenfalls den Dienst nutzen. Man muss also Familie, Freunde und Bekannte überzeugen. Praktischer kann es sein, den neuen Messenger parallel zu WhatsApp zu nutzen, vielleicht für unterschiedliche Zwecke oder Kontaktkreise.

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      Ich möchte WhatsApp weiter nutzen. Wie geht das sicherer?

      An der sicheren Verschlüsselung von Nachrichten will WhatsApp nichts ändern. Trotzdem lässt sich die App dank Anpassungen im Einstellungsmenü sicherer nutzen: Im Punkt „Datenschutz“ kann man prüfen und festlegen, wer welche Informationen über einen sehen kann. Bei Bedarf stellt man auch die Lesebestätigung bei Nachrichten ab.

      Im Punkt „Account“ lässt sich die „Verifizierung in zwei Schritten“ einrichten. Dadurch wird das WhatsApp-Konto durch eine sechsstellige PIN geschützt. In den Kontaktinfos jedes Chat-Partners kann man „Selbstlöschende Nachrichten“ aktivieren. Beiträge werden dann nach sieben Tagen automatisch aus dem Chat entfernt – können bis dahin aber herauskopiert oder als Screenshot archiviert werden.

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