Jena. Auch nach dem zehnten Verhandlungstag bleibt vieles unklar. Nun soll ein Vergleich Aufschluss über den möglichen Täter geben. Ob das machbar ist, muss aber erst geprüft werden.

„Das kann ich nicht glauben“, sagt Andrea K.*, als Richter Frank Hovemann sie am Freitag mit der Aussage ihrer früheren Schwiegertochter Anne W.* konfrontiert. Diese sagte im Februar vor dem Schöffengericht in Jena aus, der Angeklagte Christian J. habe sich seine Adoptivmutter Andrea K. vorgestellt, als er ein Pferd mit einem Jagdspeer angegriffen habe.

Christian J. wird zur Last gelegt, in sechs Fällen Pferde, Rinder, Schafe und Ziegen verletzt sowie getötet zu haben. Unter anderem muss sich J. dafür verantworten, ein Luftgewehr so umgebaut zu haben, dass ein Verstoß gegen das Waffengesetz vorliegt. Zu Beginn des Prozesses widersprach J. fast allen Anklagepunkten; den Haeckel-Stein beschmiert zu haben, gestand er.

Wechsellauf für größeres Kaliber bestellt

Die Exfrau Anne W. beschrieb J. als einen Egoisten und Narzissten, der aus Lust Tiere massakriert. Die
Adoptivmutter Andrea K. kann diese Angaben nicht bestätigen. Sie hat ihren Sohn stets als einen ruhigen Menschen wahrgenommen. Auch sei J. mit seinem Sohn liebevoll umgegangen, nicht wie von W. dargestellt gefühllos und distanziert. Das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Adoptivsohn beschreibt K. als normal und gut. Zudem habe sie nicht bemerkt, dass J. Tiere gequält oder getötet hat.

Sven Opitz von der Kriminalpolizei Jena war laut eigener Aussage bei den meisten Verfahren der Ermittlungen involviert. Bereits sechs bis neun Monate vor der Verhaftung von J. im Juli 2022 habe es keine solchen Angriffe gegeben. Bei der Obduktion der im Oktober 2019 erschossenen Ziegen und Schafe bei Cospeda konnten Projektile sichergestellt werden. Dabei handelt es sich um Geschosse für Luftdruckwaffen, sogenannte Diabolos, des Kalibers 5,5. „Diese Munitionsart ist nicht für geläufige Luftgewehre geeignet“, erklärt Opitz. Meist sind Gewehrläufe für das Kaliber 4,5 ausgelegt.

Vergleich der Projektile angeregt

Die Ermittlungen zeigen, dass J. bereits 2014 einen Wechsellauf für das Kaliber 5,5 sowie genau die Art Munition, die zur Tat in Cospeda passt, bestellte. Die Verteidigung merkt an, dass bei der Durchsuchung der Wohnung von Peter M.*, dem besten Freund von J., genau diese Munition gefunden wurde. Bestellungen belegen zudem, dass M. die Speere bestellte, welche J. für die meisten Taten benutzt haben soll.

Weder bei J. noch in seinem Umfeld wurden allerdings Waffen oder Munition gefunden, die ihm gehören. Bisher wurde die Munition von M. nicht mit den Projektilen aus den Tieren verglichen. Die Staatsanwaltschaft will sich nun erkundigen, ob eine Untersuchung der Diabolos in Hinsicht auf Herstellungsjahr oder Charge möglich ist.

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