Neuhaus. Unterwegs mit der Verkehrssicherungsgruppe von Thüringenforst an den Straßen um Neuhaus.

Wegen Trockenheit und Borkenkäferbefall ist im kommenden Jahr ein Millionendefizit im Thüringenforst zu erwarten. Holzfäller haben deshalb Hochkonjunktur.

„Wir haben allgemein das Problem, dass in unseren Lagen der Borkenkäfer wegen der Trockenheit extrem zugeschlagen hat. Im September waren noch einmal drei Wochen in denen es warm und trocken war und das hat nun noch einmal einen Schub gegeben“, sagt Achim Leiteritz, stellvertretender Forstamtsleiter des Fortamtes Neuhaus am Rennweg.

Die Revierleiter zweier Reviere haben 150 Festmeter links und rechts der Straße nach Oberweißbach eingeschätzt, die befallen sind. Das Forstamt Neuhaus hat aber schon andere Straßen bearbeitet, wie beispielsweis von Ernstthal nach Piesau. Zwar stehen da noch Käferfichten, aber die sind so weit entfernt, dass sie die Straße nicht gefährden können. Diese würden zum späteren Zeitpunkt mit normaler Technik gefällt.

Im Bereich der Straßen steht der Forst in der Verkehrssicherungspflicht. Damit die Bäume, die die Straße gefährden können, nicht auf die Straße brechen, werden sie geschlagen.

Thüringen verliert in diesem Jahr drei Millionen Fichten

Enrico Schröder, Julian Richter, Johannes Kupfer und Ralf Schultz bilden eine von zwei Verkehrssicherungsgruppen im Thüringenforst, die dafür mit Spezialtechnik ausgerüstet und geschult sind. Sie kommen aus Ostthüringen und sind seit Tagen von Montag bis Donnerstag von morgens bis abends mit dem Fällen der befallenen Bäume beschäftigt. Danach geht es zurück ins Hotel. Dieser Tage arbeiteten sie an der Straße zwischen Neuhaus und Deesbach.

Mit Seilen, Umlenkrolle und Stammholzschlepper wird der zu fällende Baum gesichert. Ralf Schultz bringt das Seil über eine Leiter möglichst weit oben an, für einen günstigen Winkel, um den Baum umzulegen. Bei Laubbäumen muss Ralf per Steigeisen das Seil weiter oben anbringen.

Mit Ampelbetrieb, den sie per Funk steuern können, wird der Verkehr kurz gestoppt. Julian greif zur Motorsäge und sägt einen Keil auf der Seite im Baumstamm heraus, zu der hin er fallen soll. Danach nimmt er einen Schnitt von der anderen Seite durch den Stamm vor. Enrico, denn sie „Enno“ rufen, zieht mit der Winde am Schlepper, Baujahr 1988, und der Baum geht krachend zu Boden.

Per Funk sind die Vier alle dauernd verbunden und können sich so gut verständigen. Am Tag könnten sie bei guten Voraussetzungen bis 60 Bäume schaffen, verrät Johannes, aber oft sind es weniger. Überhaupt würden zur Beseitigung der Käferschäden viel mehr Leute benötigt.

Wie Leiteritz berichtet, sind noch Straßen nach Katzhütte, von Steinheid nach Steinach zu erledigen. Extrem zu sehen seien Schäden an der Bundesstraße B 281 von Steinheid nach Limbach. Aber das werde dieses Jahr nicht in Angriff genommen, weil erst die Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um das Holz abtransportieren zu können. Hier muss erst ein Bagger einen Weg schaffen.

„Auch wenn wir jetzt die Bäume herausholen, geht es im nächsten Jahr weiter, denn der Borkenkäfer ist ja nicht weg. Die Altkäfer verschwinden in den Boden und überwintern dort. Dann kommen sie im nächsten Jahr aus dem Boden und befallen erneut die Fichten.

Jetzt bekomme man nur die Bäume weg, in denen sich die Larven der Borkenkäfer und jungen Käfer unter der Rinde befinden. Der Schaden allgemein sei schwierig einzuschätzen. Leiteritz geht davon aus, dass bestimmt 600 bis 700 Festmeter an den öffentlichen Straßen zu beseitigen sind.

„Im Normalfall haben wir einen jährlichen Einschlag von 120.000 Festmetern. Wir sind jetzt bei 70.000 und haben eigentlich kein Grünholz gemacht sondern nur ‚Käfer’. Es stehen bestimmt noch 20.000 Festmeter draußen. So kann man davon ausgehen, dass fast ein gesamter Jahreseinschlag nur mit ‚Käfern’ allein angefallen ist. Es ist so, dass es vor allem ältere Bäume betroffen hat. Im Sonneberger Raum ist man bereits weit über den normalen Einschlag“, sagt Leiteritz.

Im Herbst 2018 habe man im Forstamt Neuhaus schon erkannt, dass der Borkenkäfer zugeschlagen hat. Im Winter, wegen Schnee und Wintersport, gab es eine Pause und der Schnee lag über dem langjährigen Mittel. Hier hätte man sofort handeln müssen. Im April Mai wäre alles noch entspannt gewesen. Aber im Juni, Juli hatte es lange nicht geregnet, es war warm. Und dann sei das Käferaufkommen explodiert. „Es ist so, dass erst die starken Bäume befallen werden, weil die auch mehr Wasser brauchen für Blätter oder Nadeln. Borkenkäfer gehen lieber in das stärkere Holz, weil sie da mehr Brutraum haben“, erklärt Leiteritz. Somit verliere man jetzt viel starkes Holz, was man eigentlich für gute Preise verkaufen wollte. Der Holzmarkt sei zusammengebrochen und man bekomme fast kein Holz mehr los. Wenn, dann zu unterirdischen Preisen. Denn in den benachbarten Bundesländern und in Tschechien bestehe auch Käferkalamität.

Das Ziel im Freistaat ist es standortgerechte Baumarten generationsgestaffelt zu pflanzen. So sieht der Wald in der Zukunft aus.