Berlin. Forscher haben eine Art Zahnspange entwickelt, durch die die Träger den Mund nicht mehr richtig öffnen können. So sollen sie abnehmen.

Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland sind übergewichtig. Krankhaftes Übergewicht ist in Deutschland eines der größten gesundheitlichen Probleme. Und trotzdem werden Adipositas und die damit verbundenen Folgeerkankungen oftmals nicht ernst genug genommen. Für viele stark übergewichtige Menschen ist das Abnehmen schwierig – in einigen Fällen helfen sogar nur Medikamente oder Operationen.

Nun haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der University of Otago in Neuseeland gemeinsam mit britischen Forschern eine weitere Möglichkeit entwickelt, die beim Abnehmen helfen soll: eine Art Zahnspange. Das sogenannte "DentalSlim Diet Control" wird von einem Zahnarzt an den oberen und unteren Backenzähnen angebracht.

Zahnspange schränkt Mundöffnung ein

Trägerinnen und Träger sollen durch eine Konstruktion aus Magneten den Mund nur noch etwa zwei Millimeter öffnen – und ausschließlich flüssige Nahrung zu sich nehmen können. Das Gerät ermögliche laut den Entwicklern aber das normale Sprechen. Auch die Atmung werde nicht eingeschränkt. Die Forscher wollen damit nicht weniger als die "globale Fettleibigkeits-Epidemie bekämpfen", wie sie in einer Veröffentlichung der University of Otago schreiben.

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Die "DentalSlim Diet Control" soll stark übergewichtigen Menschen beim Abnehmen helfen. © University of Otago

Demnach verlor eine Gruppe übergewichtiger aber ansonsten gesunder Frauen, die an einer Studie in Dunedin im Süden Neuseelands teilnahmen, in zwei Wochen durchschnittlich 6,36 Kilogramm. Die Studienteilnehmerinnen beschwerten sich jedoch darüber, dass das Gerät schwer zu bedienen sei und durchaus zu Problemen beim Sprechen führte. Außerdem sei "das Leben im Allgemeinen weniger befriedigend" gewesen.

Eine Teilnehmerin hielt sich nicht an die Regeln der Studie und verzehrte Lebensmittel, die sie nicht hätte essen sollen – in dem sie Schokolade schmolz.

Auch in den Sozialen Netzwerken schlägt den Forschern Kritik entgegen. Dort wird die Mundsperre mit einem mittelalterlichen Foltergerät verglichen. "Man braucht dieses Foltergerät nicht, um eine flüssige Diät zu machen", schreibt ein User.

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Mundsperre soll Alternative zu Operationen sein

Laut dem leitenden Forscher, Paul Brunton, handelt es sich bei der Zahnspange um ein "wirksames, sicheres und erschwingliches Werkzeug", das "im Notfall vom Benutzer selbst gelöst werden kann". Es sei jedoch kein Hilfsmittel, das langfristig eingesetzt werden könne. Es könne vor allem Menschen helfen, die vor einer Operation an Gewicht abnehmen müssen.

"Es ist eine Alternative, die eine Operation überflüssig machen kann oder das Gewicht vor einer Operation reduziert und so den Eingriff einfacher und sicherer macht", so Brunton. "Das könnte vielen Menschen tatsächlich helfen." (bef)