Washington, D.C. Nach dem Tod der Kamerafrau Halyna Hutchins am Filmset des Westerns “Rust“ laufen die Ermittlungen. Sie könnten noch Monate dauern.

Der Tod der Kamerafrau Halyna Hutchins bei Dreharbeiten im US-Bundesstaat New Mexico wird immer ominöser.

Von den drei Waffen, die Hauptdarsteller und Todesschütze Alec Baldwin (63) potenziell zur Verfügung gestanden hätten, waren zwei „nicht funktionstüchtig”, sagte Sheriff Adan Mendoza am Mittwoch in Santa Fe. Der „F.LLI Pietta Long Colt .45 Revolver”, den Regie-Assistent Dave Halls Baldwin für eine Proben-Szene des Western „Rust” zusteckte, war dagegen eine echte Waffe und mit scharfer Munition geladen.

Baldwin, von Halls vorher mit dem Hinweis „nicht geladen” beschieden, zielte in Richtung Kamerafrau. Dabei löste sich ein Schuss. Das laut Mendoza „mutmaßlich bleihaltige Projektil”, das Ärzte später in der Schulter des dahinter stehenden Regisseurs Joel Souza fanden, hatte den Brustkorb der 42-Jährigen durchschlagen. Sie starb nach Nottransport per Hubschrauber im Krankenhaus.

Die zuständige Bezirksstaatsanwältin, Mary Carmack-Altwies, bestätigte bei der ersten Presse-Unterrichtung nach dem Zwischenfall Aussagen, die sie zuvor gegenüber der New York Times gemacht hatte. Danach sei es noch zu früh, um über „kriminelle Fahrlässigkeit” und potenzielle strafrechtliche Konsequenzen zu sprechen. Die Ermittlungen seien komplex. Es könne „noch Wochen bis Monate” dauern, bis die Entscheidung fällt, ob Anklage erhoben wird oder nicht. „Niemand kann heute ausgeschlossen werden”, sagte die Juristin.

Die Kamerafrau Halyna Hutchins beim Treffen der SAGindie Sundance Filmemacher. Hutchins starb während den Dreharbeiten zu dem Western
Die Kamerafrau Halyna Hutchins beim Treffen der SAGindie Sundance Filmemacher. Hutchins starb während den Dreharbeiten zu dem Western "Rust" bei einem tragischen Unfall. © Getty Images for SAGindie | Fred Hayes

Staatsanwältin: Baldwin bekam Waffe mit scharfer Munition

Damit ist klar, dass weder Baldwin, der auch Mit-Produzent des Films ist und somit in Haftung genommen werden könnte, noch Regie-Assistent Halls noch die für die Waffen am Film-Set zuständige Fachkraft Hannah Gutierrez (24) aus dem Schneider sind.

Carmack-Altwies erklärte, man konzentriere sich darauf herauszufinden, wer die Waffe - gegen alle Regeln der Film-Branche - mit scharfer Munition bestückt hat. Ob Halls oder Gutierrez die Waffe vor dem Gebrauch untersucht haben, ist bisher nicht bekannt. Beide gelten als zentrale Figuren in dem Fall, der die Film-Industrie alarmiert hat. Beide schweigen in der Öffentlichkeit.

Für Aufsehen sorgte die Aussage von Sheriff Mendoza, dass am Drehort „etwas Selbstgefälligkeit” im Umgang mit Waffen geherrscht habe. Demnach wurden rund 500 Schuss Munition sichergestellt; Platz-Patronen, Fake-Patronen und echte Munition. “Absolut ungewöhnlich”, erklärten später Waffen-Experten der Filmindustrie.

Warum Alec Baldwin, in dem Glauben, alles sei in Ordnung, eine voll funktionsfähige, scharfe Waffe in die Hand gedrückt bekam, ist die große Frage. War mangelnde Sorgfalt der Grund - oder gab es andere Motive?