Berlin. Alec Baldwin soll Sicherheitsvorschriften am Filmset missachtet haben. Das sagt die Staatsanwaltschaft, die jetzt Anklage erhoben hat.

Hollywood-Star Alec Baldwin ist wegen des tödlichen Schusses auf die Kamerafrau Halyna Hutchins bei einem Western-Dreh wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden.

Dem Schauspieler drohen bei einer Verurteilung bis zu 18 Monate Gefängnis und eine Geldstrafe von 5000 Dollar (rund 4626 Euro), wie die zuständige Staatsanwältin Mary Carmack-Altwies am Donnerstag mitteilte. Auch die Waffenmeisterin am Set, Hannah Gutierrez-Reed, wird sich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten müssen.

Alec Baldwin hatte am 21. Oktober 2021 während Dreharbeiten zu dem Low-Budget-Western „Rust“ im Bundesstaat New Mexico versehentlich die 42-jährige Hutchins mit einer Requisitenwaffe erschossen. Regisseur Joel Souza wurde durch den Schuss schwer verletzt. Der Revolver war von Gutierrez-Reed offenbar versehentlich mit einer echten Kugel geladen worden. Der tödliche Vorfall sorgte international für Schlagzeilen und eine Debatte über den Einsatz echter Schusswaffen an Filmsets.

Alec Baldwin: „Kriminelle Missachtung der Sicherheit“

Staatsanwältin Carmack-Altwies erklärte nun, die Beweislage sei ausreichend für eine Anklage gegen Baldwin „und andere Mitglieder der 'Rust'-Filmcrew“. „Niemand steht über dem Gesetz und jeder verdient Gerechtigkeit.“ Baldwin ist nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch einer der Produzenten von „Rust“.

Regie-Assistent David Halls bekannte sich laut Staatsanwaltschaft des fahrlässigen Umgangs mit einer tödlichen Waffe schuldig und soll zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt werden. Er hatte Baldwin die Waffe mit den Worten gegeben, sie sei „kalt“, also nicht mit scharfer Munition geladen.

„Wenn diese drei Menschen – Alec Baldwin, Hannah Gutierrez-Reed oder David Halls – ihren Job gemacht hätten, dann wäre Halyna Hutchins heute am Leben. So einfach ist das“, erklärte Sonderstaatsanwältin Andrea Reeb. „Die Beweise zeigen eindeutig ein Muster krimineller Missachtung der Sicherheit am Filmset von 'Rust'“. Nach dem tödlichen Schuss hatte es Medienberichte über laxe Sicherheitsvorkehrungen bei dem Western-Dreh gegeben.

Schauspieler soll Sicherheitstrainings vernachlässigt haben

Baldwin wird vorgeworfen, nur ein minimales Waffentraining absolviert zu haben. Er habe entgegen den Richtlinien mit der Waffe auf Menschen gezielt. Die Anklageschrift stellt auch Baldwins Äußerung in Frage, dass sich der Schuss ohne sein Zutun einfach gelöst habe. Die Ermittlungen hätten gezeigt, dass er den Finger am Abzug hatte und die Waffe bediente.

Mit Gutierrez-Reed hätten die „Rust“-Produzenten eine unerfahrene und nicht qualifizierte Waffenmeisterin angeheuert. Die junge Frau hätte viele Sicherheitsvorkehrungen missachtet, etwa sei sie bei der Schuss-Szene nicht mit Baldwin im selben Raum gewesen. Trotz ihrer Aufsicht sei scharfe Munition ans Set gelangt. Ermittler hätten am Drehort fünf echte Patronen vorgefunden, sowie die Hülle des tödlichen Geschosses, hieß es.

Die beiden Angeklagten müssen nun innerhalb von 30 Tagen vor dem Haftrichter erscheinen, allerdings ist dies auch per Videokonferenz möglich.

Baldwin weist Schuld weiterhin von sich

Baldwin hat jegliche Verantwortung für Hutchins Tod von sich gewiesen. Sein Anwalt Luke Nikas bezeichnete die Anklage gegen den Schauspieler am Donnerstag als „furchtbaren Justizirrtum“.

„Herr Baldwin hatte keinen Grund anzunehmen, dass sich scharfe Munition in der Waffe befindet – oder irgendwo am Filmset“, erklärte Nikas. „Er hat sich auf die Profis verlassen, mit denen er zusammengearbeitet hat und die ihm versichert haben, dass in der Waffe keine scharfe Munition ist.“

Im vergangenen Oktober hatte Baldwin in einem Zivilverfahren eine außergerichtliche Einigung mit Hutchins Angehörigen erzielt. Demnach soll „Rust“ zu Ende gedreht werden, Hutchins Witwer Matthew wird Produzent. Die Einigung schützt Baldwin aber nicht vor strafrechtlichen Konsequenzen. (lro/AFP/dpa)