Breitenworbis. Dem Thüringer Wald geht es schlecht. Schäden verlagern sich Richtung Süden und Baumschulen fehlt das Saatgut.

Die staatliche Baumschule Breitenworbis (Eichsfeld) produziert 2024 rund zwei Millionen Setzlinge mehr als in den Jahren zuvor. Ihr Bestand beträgt aktuell rund fünf Millionen Pflanzen. Das Saatgut ist aber zu wenig, um die Kahlflächen kurzfristig in Thüringen ausreichend zu bepflanzen, so Elger Kohlstedt. Der Leiter des Forstamtes Leinefelde, zu dem die Schule gehört, sagt: „Wir bräuchten allein in Thüringen etwa 200 Millionen Pflanzen für die Aufforstung, weil für einen Hektar je nach Baumart zwischen 2000 und 8000 Pflanzen notwendig sind.“

Er verweist darauf, dass sich die Schäden inzwischen verlagert haben. Von Norden, wo bereits eine intensive Aufforstung erfolgt und die Kahlflächen weniger werden, nach Süden hin, wo die Schäden durch den Borkenkäfer weithin sichtbar sind.

Borkenkäfer hat 2023 gewütet wie noch nie

Dieser hat 2023 gewütet wie noch nie: Rund sechs Millionen Festmeter Schadholz sind im Gesamtwald angefallen. Die Menge übertrifft jene von 2022 (3,9), 2021 (3,5), 2020 (3,5) und 2019 (2,3) beträchtlich. Zuvor - 2017 (122.000) und 2018 (809.000) - waren die Zahlen deutlich niedriger. Nur 18 Prozent der Bäume gelten im Freistaat noch als gesund, die Schadfläche hat sich inzwischen auf etwa 110.000 Hektar ausgebreitet. Unterteilt in die Regionen Ost (46.000), Süd (38.000) und Nord (26.000). West kommt in den ersten beiden Gebieten mit vor.

Freistaat steckt Millionen in den Waldumbau

„Die aktuell milden Temperaturen könnten ein erneut käferstarkes Jahr und weitere Waldschäden begünstigen“, so Forstministerin Susanna Karawanskij (Die Linke), die den Zustand als „besorgniserregend“ bezeichnet. Deshalb bleibe die Waldsanierung mit der Entnahme befallener Fichten und der Reduzierung der Käferpopulation weiterhin eine forstwirtschaftliche Hauptaufgabe. „Allein für den Waldumbau stellt der Freistaat bis 2036 insgesamt 176 Millionen Euro bereit“, informiert sie. Dort, wo früher fast ausschließlich Nadelholz zu finden war, entsteht jetzt ein Mischwald.

Nachbessern beim Aufwuchs

Laut Kohlstedt sind im Forstamt Leinefelde „80 Prozent der geschädigten Fläche wieder aufgeforstet“. Der Aufwuchs sei aber problematisch, an einigen Stellen werden wir noch nachbessern müssen, brauchen eine gewisse Anzahl von Bäumen.

32 Arten werden in der Schule kultiviert

Auf den 25 Hektar der Baumschule werden dabei immer mehr besonders wärmeliebende Bäume angepflanzt: die Weißtanne, Douglasie und Lärche sowie reichlich die Eiche. Auch Nussbaumarten und Ebereschen sollen mit anderen eher seltenen Gehölzen bei der Rettung des Waldes helfen. „32 Arten“, so Elger Kohlstedt, „werden derzeit kultiviert. Aber der Baum, der alles abkann - Hitze, Kälte, Trockenheit, Überflutung - den gibt es nicht.“ Neben der Anzucht, die auch auf 19 Plantagen von Thüringenforst erfolgt, ist die Saatguternte und -lagerung eine wichtige Aufgabe der Schule. Diese ist staatlich, was Thüringen von Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern unterscheidet.

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