Berlin. . Wegen der Delta-Variante wächst die Sorge vor unwirksamen Impfstoffen. Aber eine neue Studie kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis.

  • Neue Corona-Varianten bleiben das Schreckgespenst der Pandemie-Bekämpfung
  • Die Angst vor wirkungslosen Impfstoffen ist groß
  • Doch eine neue Studie macht nun Hoffnung auf eine Super-Immunität gegen Corona

Mutanten wie die Delta-Variante lassen die Sorge vor der Wirkungslosigkeit von Impfstoffen wachsen. Doch Forschende könnten nun auf dem Weg zur Immunität auch gegen künftige Varianten einen wichtigen Schritt vorangekommen sein.

Das zumindest legt eine neue Studie nahe, die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht haben. Sie haben die Antikörper von acht Genesenen der SARS-CoV-1-Pandemie untersucht, die gegen Corona, also SARS-CoV-2, geimpft wurden. Die SARS-Pandemie brach Ende 2002 in Südostasien aus und verbreitete sich von dort weltweit. Das durch das Virus erstmals aufgetretene Schwere Akute respiratorische Atemwegssyndom (SARS) kostete rund 800 Menschenleben.

Forschende aus Singapur stellten nun fest, dass vollständig mit Biontech geimpfte SARS-Genesene neutralisierende Antikörper gegen die Varianten Alpha, Beta und Delta aufwiesen. Aber nicht nur das: Sie hatten ebenfalls wirksame Antikörper gegen das bei Fledermäusen auftretende Coronavirus RaTG13, die bei Schuppentieren vorkommenden Coronaviren GD-1 und GX-P5L und drei weitere Virenstämme aus der SARS-Familie. Also sogar Coronaviren, die noch nicht vom Tier auf den Menschen übergesprungen sind.

Biontech-Impfung könnte Bildung von Super-Antikörpern gefördert haben

SARS-CoV-1 und 2 sind enge Verwandte. Beide dringen in menschliche Zellen ein, indem sie über ihr sogenanntes Spike-Protein an diese andocken. Die bei der Impfung gegen Corona gebildeten Antikörper blockieren diese Andockstellen und verhindern so das Eindringen des Coronavirus in die Zelle, wo es sich weitervermehren würde. Forschungsergebnisse hätten gezeigt, dass Genesene der SARS-Pandemie ebenfalls Antikörper gebildet hätten, welche die Andockstellen von SARS-CoV-1 blockieren würden, sagte Linfa Wang, einer der Autoren der Studie im Fachmagazin "Science". "Ich habe mich also immer gefragt: 'Warum neutralisieren diese Antikörper dann nicht über Kreuz (auch gegen SARS-CoV-2 Anm. der Red.)?'"

Wang vermutet nun, dass die SARS-Genesenen durchaus Antikörper in sich tragen würden, die sowohl auf SARS-CoV-1 als auch 2 reagieren würden. Jedoch in so geringer Menge, dass sie bei gewöhnlichen Tests nicht festgestellt wurden. Die mRNA-Impfung könnte die Bildung dieser Antikörper wesentlich vermehrt und damit bei den untersuchten Personen eine breite Immunität verursacht haben, so Wang.

Studie: "Prinzipieller Beweis, dass ein Impfstoff gegen alle Coronavarianten möglich ist"

Für ihre Studie untersuchten Wang und seine Kollegen und Kolleginnen Proben von acht vollständig geimpften SARS-Genesenen. Sie verglichen diese Proben auch mit ungeimpften SARS-Genesenen, mit Corona-Genesenen und Corona-Geimpften, die sich noch nicht infiziert hatten. Aus diesen vier Gruppen bildeten laut Studie nur die acht geimpften SARS-Genesenen neutralisierende Antikörper gegen alle der genannten Coronaviren.

Die Studie sei der Beweis, dass ein Impfstoff, der gegen alle Corona-Varianten wirkt, prinzipiell möglich sei, sagte Biologin Priyamvada Acharya gegenüber "Science". Sie forscht an der Duke Universität in North Carolina an eben solchen Impfstoffen gegen Coronaviren. Die Forschungsergebnisse aus Singapur seien "erstaunliche und sehr gute Nachrichten". (jas)