Berlin. Forscher in den USA haben untersucht, wie lange die Impfstoffe von Biontech und Moderna schützen. Die Erkenntnisse machen Hoffnung.

Immer mehr Menschen in Deutschland haben mittlerweile zumindest ihre erste Impfung gegen Covid-19 erhalten. Das hohe Tempo der Impfkampagne macht Hoffnung, dass ein halbwegs normaler Alltag trotz der Verbreitung des Coronavirus langfristig möglich ist. Doch bisher ist noch offen, wie lange der Schutz durch die Vakzine nach der vollständigen Immunisierung anhält.

Eine neue Studie, die jetzt in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde, gibt Hinweise, dass die Impfung mit bestimmten Vakzinen sehr lange vor einer Covid-19-Erkrankung schützen könnte. Die von Biontech und Moderna hergestellten, neuartigen mRNA-Impfstoffe erzeugen der Untersuchung nach im Körper eine anhaltende Immunfähigkeit aus. Diese könnte möglicherweise jahrelang anhalten.

Untersuchung von Corona-Geimpften: Immunantwort auch Monate später stark

Für die Studie nahmen die US-Forscher von der Washington University in regelmäßigen zeitlichen Abständen geimpfte Frauen und Männer unter die Lupe. Einige der Probandinnen und Probanden hatten vor der Impfung bereits eine Covid-19-Erkrankung durchgemacht und waren genesen.

Um die Reaktionsweise des Immunsystems zu überprüfen, entnahmen die Forscher bis zu 15 Wochen nach dem ersten Piks Proben aus den Lymphknoten, wo sich nach der Impfung das Keimzentrum bildet.

Dabei fanden sie heraus, dass 15 Wochen nach der ersten Impfstoff-Dosis dieses Keimzentrum bei allen 14 Teilnehmern noch hochaktiv war. Die Anzahl der Zellen, die das Coronavirus erkannten, hatte nicht abgenommen – die Immunreaktion würde also unverändert stark ausfallen. Noch Monate nach der ersten Impfung könnte man also weiter vor einer Covid-19-Erkrankung geschützt sein.

Corona-Impfung: Auffrischung für viele wahrscheinlich nicht notwendig

„Die Tatsache, dass die Reaktionen fast vier Monate nach der Impfung anhielten, ist ein sehr, sehr gutes Zeichen“, sagte Dr. Ali Ellebedy, Immunologe an der Washington University in St. Louis, gegenüber der „New York Times“. Man könnte somit davon ausgehen, dass die Immunantwort auch nach sehr langer Zeit noch erhalten bleibe.

Die Ergebnisse der Studie von Ellebedy und seinen Kollegen deuten darauf hin, dass die meisten Menschen, die mit den mRNA-Impfstoffen immunisiert wurden, keine Auffrischung benötigen. Menschen, die von der Krankheit genesen waren und danach geimpft wurden, brauchen möglicherweise ebenfalls keine dritte Dosis.

Immunität nach durchgemachter Covid-19-Erkrankung reicht nicht aus

Eines machte die Untersuchung aber deutlich – auch für Corona-Genesene ist es wichtig, sich impfen zu lassen. „In Bezug auf die Stärkung des Immunsystems ist die Impfung wahrscheinlich besser als die Erholung von der Infektion“, so Ellebedy. Andere Untersuchungen hätten bereits nahegelegt, dass die Arten der Gedächtnis-B-Zellen, die nach der Impfung produziert werden, vielfältiger ist als die, die durch die Infektion entstehen. Das deute darauf hin, dass die Impfstoffe besser schützen als die natürliche Immunität allein – insbesondere gegen Virusvarianten.

Diese könnten den Immunschutz, den die Vakzine bieten, allerdings eh torpedieren: Damit die Immunisierung mit den mRNA-Impfstoffen ihre langfristige Wirksamkeit behält, darf sich das Coronavirus nicht mehr wesentlich verändern, so ein Ergebnis der Studie. Sollten sich weitere Varianten wesentlich über die aktuellen Typen hinaus entwickeln, könnte dies die langfristige Wirksamkeit der Vakzine deutlich mindern – und Nachimpfungen definitiv notwendig machen.

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    Ausgeklammert werden auch ältere Erwachsene und Menschen mit einem schwachen Immunsystem. Diese würden Auffrischungsimpfungen trotz der neuen Erkenntnisse aus der Studie definitiv benötigen, hieß es.

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    Nicht untersucht wurde die langfristige Wirksamkeit des Coronavirus-Impfstoffs von Johnson & Johnson. Ellebedy erläuterte hierzu aber, dass er und sein Team davon ausgingen, dass die Immunantwort hier weniger dauerhaft sei als bei den mRNA-Impfstoffen.

    Auch bei einer Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca könnte die Immunität unkompliziert verlängert werden. Zuletzt hatte eine Studie der Universität Oxford nahegelegt, dass ein Zeitabstand von mehreren Monaten zwischen der ersten und zweiten Dosis des Astrazeneca-Impfstoffs den Immunschutz verstärkt.

    Eine mit einem Abstand von sechs Monaten verabreichte dritte Dosis führt demnach ebenfalls zu einem „erheblichen Anstieg“ an Antikörpern und fördert die Immunreaktion - auch gegen Virusvarianten.

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    (bml)