Berlin. Ein chinesisches Raumschiff ist erfolgreich zum Mond gestartet. Wir erklären, was sich China von der unbemannten Mission verspricht.

China hat ein unbemanntes Raumschiff zum Mond gestartet. Die Rakete vom Typ „Langer Marsch 5“ hob am Dienstagmorgen (Montagabend MEZ) vom Raumfahrtbahnhof in Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan ab.

Eineinhalb Stunden nach dem Start faltete das Raumschiff seine Sonnensegel für die Stromversorgung aus. Wenig später verkündete der Kommandeur des Kontrollzentrums, Zhang Xueyu, den „vollen Erfolg des Starts von „Chang’e 5““.

Mondmission: China startet Raumschiff „Chang’e 5“

Das nach der chinesischen Mondgöttin „Chang’e 5“ genannte Raumschiff soll einen Lander auf den Erdtrabanten bringen, der Bohrungen machen und Gestein einsammeln soll, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Den Planungen zufolge wird der Lander bei dem rund zweiwöchigen Einsatz auf dem Mond zwei Kilogramm Gesteins- und Bodenproben auflesen.

Forscher warten mit großer Neugier auf das Mondgestein, das deutlich jünger sein wird als alle früheren Proben und somit neue Erkenntnisse über die Geschichte des Mondes liefern kann.

Der Start der Trägerrakete „Langer Marsch 5“ im Raumfahrtbahnhof Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan.
Der Start der Trägerrakete „Langer Marsch 5“ im Raumfahrtbahnhof Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan. © AFP | Str

Das Raumschiff soll voraussichtlich am Sonntag in einem nach dem deutschen Astronomen Karl Rümker (1788–1862) genannten Vulkangebiet landen, das im „Ozean der Stürme“ liegt – im oberen, linken Teil der erdzugewandten Seite des Mondes.

Auch Nasa hofft, Gesteinsproben studieren zu können

Der „Ozean der Stürme“ ist nur 1,2 Millionen Jahre alt. Mondgestein, das die USA und die Sowjetunion eingesammelt hatten, ist mit 3,1 und 4,4 Millionen Jahren deutlich älter. Forscher erhoffen sich von den Proben neuen Aufschluss über die vulkanische Aktivität des Mondes.

Der Wissenschaftsdirektor der US-Raumfahrtbehörde Nasa , Thomas Zurbuchen , gratulierte China zum erfolgreichen Start. „Wir freuen uns darauf zu sehen, wie das Einholen der Proben die internationale Wissenschaftsgemeinschaft voranbringen wird“, twitterte Zurbuchen. Er hoffe, dass auch Wissenschaftler anderer Länder davon profitieren könnten, die „wertvolle Fracht“ zu studieren.

Wonach riecht der Mond?

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    Die erste Mission dieser Art seit 44 Jahren

    Es ist die erste solche Mission seit mehr als vier Jahrzehnten. Bei einer erfolgreichen Rückkehr wäre China nach den USA und der Sowjetunion in den 1960er- und 1970er-Jahren die dritte Raumfahrtnation, der ein solches Vorhaben gelingt.

    Die Apollo-Missionen der USA hatten rund 380 Kilogramm Mondgestein mitgebracht. Die Sowjetunion sammelte 300 Gramm ein – zuletzt mit der unbemannten „Luna 24“ -Landung 1976, als 170 Gramm Mondstaub zur Erde gebracht wurden.

    Schaulustige begleiten den Start der Trägerrakete am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) am Strand von Hainan.
    Schaulustige begleiten den Start der Trägerrakete am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) am Strand von Hainan. © AFP | Str

    „Chang’e 5“ besteht aus vier Modulen

    Die Mission gilt als eine der kompliziertesten, die Chinas Raumfahrt bisher unternommen hat: Erstmals würde eine chinesische Aufstiegsstufe wieder vom Mond starten, Gesteinsproben mitnehmen und ein Docking-Manöver mit dem Orbiter 200 Kilometer über der Mondoberfläche vornehmen, bevor die Rückkehrkapsel zur Erde zurückfliegt.

    Das mit 8200 Kilogramm bisher größte Raumschiff der „Chang’e“-Flotte besteht aus vier Modulen: dem Orbiter mit der Rückkehrkapsel sowie dem Lander mit der Aufstiegsstufe. Nach dem Aufsetzen auf dem Mond soll das Landegerät mit einem langen Arm rund zwei Kilogramm Mondgestein und Proben aus Bohrungen in bis zu zwei Meter Tiefe zusammentragen und verstauen. Dies soll zwei Tage dauern.

    Chinas erste Sonde landete 2019 auf dem Mond

    Anfang 2019 war China mit „Chang’e 4“ als erster Nation die Landung einer Sonde auf der relativ unerforschten erdabgewandten Seite des Mondes gelungen. Es wurde ein Rover ausgesetzt, der weiter die Oberfläche erforscht.

    Es ist auch erst der zweite reguläre Flug der mehr als 800 Tonnen schweren Rakete „Langer Marsch 5“ , nachdem ein solcher Typ im Juli die Marssonde „Tianwen-1“ auf den Weg gebracht hatte. Anfangs gab es Probleme mit dem Triebwerk der neuen Schwerlastrakete, die zu einer Verschiebung der Mondmission um drei Jahre geführt hatten.

    In Zukunft will China auch bemannte Mondlandungen

    Der Flug wird „eine wichtige Grundlage für künftige bemannte Mondlandungen Chinas legen“, sagte Pei Zhaoyu , Vizedirektor des Mondprogramms, laut Xinhua. Das Raumschiff soll am 16. oder 17. Dezember in der Inneren Mongolei landen. China verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm mit Missionen zum Mond und Mars sowie dem Aufbau einer eigenen Raumstation. (dpa/afp/bef/max)