Seattle/Berlin. Bei Amazon steigt die Nachfrage nach einem angeblichen Corona-Heilmittel. Das Medikament ist preisgekrönt – seine Wirkung umstritten.
Kürzlich sah sich die US-Arzneimittelbehörde FDA zu einem eher ungewöhnlichen Hinweis genötigt: "Ihr seid kein Pferd. Ihr seid keine Kuh" erklärte die Behörde den US-Amerikanerinnen und -Amerikanern auf Twitter – und bat damit die Bevölkerung, das angebliche Corona-Heilmittel Ivermectin nicht mehr in eigentlich für Nutztiere gedachten Dosierungen zu schlucken.
Ivermectin, ein nobelpreisgekrönter Wirkstoff zur Parasitenbekämpfung bei Mensch und Tier, gilt unter impfskeptischen Menschen in den USA als patente Lösung, eine Corona-Infektion zu verhindern oder zu heilen – und damit eine Impfung zu umgehen.
Wissenschaftlich erwiesen ist diese spezielle Wirkung nicht, die Nachfrage ist dennoch hoch. So hoch, dass der Algorithmus des Versandgiganten Amazon bestimmte Nutzeranfragen inzwischen automatisch so vervollständigt, dass ihnen die Wurmkur bevorzugt angeboten wird.
Ivermectin: Kunden wollen Mittel bei Amazon kaufen
So berichtet etwa der Sender CNBC, dass bei seinen Recherchen zu Ivermectin auf der US-Amazonseite schon die Eingabe der Buchstabenkombination "iv" eine Autovervollständigung zu Worten wie "ivermectin pills", "ivermectin paste" und ähnlichen Angeboten auslöste.
Diese Vervollständigungen entstehen automatisch, wenn genügend entsprechende Suchanfragen gestellt werden. Der Amazon-Algorithmus lernt aus den Anfragen und platziert die Vervollständigungen weiter oben.
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Auf der deutschen Amazon-Seite lässt sich das Phänomen rekonstruieren – wer die Buchstaben "iv" eingibt, dem werden Vervollständigungen zu "Ivermectin" und "Ivermectin Tabletten" angeboten. Die Suchanfragen führen dann aber ins Leere. Der Arzneistoff, in Deutschland unter dem Namen Driponin vertrieben, ist verschreibungspflichtig und darf nur in Apotheken verkauft werden. Er wird bevorzugt zur Behandlung von Krätze verwendet.
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Ivermectin gegen Corona: Weitere Forschung notwendig
In der Forschung ist die Anwendung zur Behandlung einer Covid-19-Erkrankung umstritten. Das Interesse an dem Wirkstoff ist fast so alt, wie die Pandemie selbst. Bereits im Frühjahr 2020 berichtet etwa die "Deutsche Apotheker Zeitung" von dem angeblichen Hoffnungsträger, der Coronaviren innerhalb von 48 Stunden abtöten können soll.
Eine Studie der Universität Würzburg aus dem Juli 2021 aber versetzte den Hoffnungen eines therapeutischen Einsatzes von Ivermectin im Zusammenhang mit Covid-19 allerdings einen Dämpfer. Dabei werteten die Forschenden bisherige wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Wirkstoff aus.
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Ergebnis: Es seien keine Hinweise darauf zu finden, "dass Ivermectin den Zustand von Erkrankten verbessert oder die Zahl der Todesfälle reduziert – verglichen mit einer Standardbehandlung oder einem Scheinmedikament." Ein Einsatz zur Covid-19-Behandlung oder Vorbeugung sei bisher nicht gerechtfertigt.
Die Forschenden schränken ihr Ergebnis allerdings ein. Die bisherigen Studien seien eingeschränkter Qualität gewesen oder hätten zu wenige Teilnehmende gehabt. Weitere Forschung sei notwendig. (pcl)
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