Berlin. Gesundheitsminister Lauterbach wirbt für die vierte Impfung gegen Corona. Bestätigung fand er in den USA. Seine eindringliche Warnung.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist wieder – oder noch immer? – im Alarmmodus. Ohne Schutzmaßnahmen sieht der SPD-Mann für diesen Herbst eine "katastrophale" Corona-Lage voraus.

Am eindringlichsten wirbt Lauterbach, am Freitag noch auf US-Tour in Harvard, für mehr Impfungen. Genauer gesagt: für die vierte Impfung.

In den USA wird die bereits für alle ab 50 empfohlen. Die Daten zeigten deutlich, dass es danach "kaum noch Todesfälle durch Covid-19 gibt", twitterte Lauterbach. Der Unterschied zur 3. Impfung sei "groß".

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Zufällig war Lauterbach gerade in Washington, als US-Präsident Joe Biden an Corona erkrankte, trotz einer persönlich vorbildlichen Impfbilanz: Der 79-Jährige hat zwei Auffrischungsimpfungen hinter sich. Biden hat jedoch ein Problem mit vielen Menschen gemein: Die so genannte Immunflucht.

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Antwort auf Omikron: Impfen, impfen, impfen

Omikron und seine Sublinien entziehen sich dem Impfschutz. Obwohl derzeit weltweit über 350 neue Impfungen entwickelt werden, ist der früheste Zeitpunkt für eine Anpassung der Impfstoffe an die neuen Sublinien nach Lauterbachs Worten "September, Oktober".

Der Minister befürchtet, dass viele Menschen auf die Omikron-Impfstoffe warten. Von dieser "Strategie der Impfung im späten Herbst" rät er ab.

Menschen ab 60 Jahren sollten nicht abwarten, sondern sich frühzeitig ein weiteres Mal impfen lassen, sagte er dem RTL Nachtjournal. "Wenn diejenigen, die älter sind und eigentlich eine zweite Booster-Impfung brauchen, warten, bis ein neuer Impfstoff da ist, kann es zu spät sein."

Lauterbach über Klinikpersonal: Eine Kerze, die an beiden Enden brennt

Er rate jedem älteren Menschen, "lieber jetzt den Impfstoff zu nehmen, dann ist man sicher", so Lauterbach. Davon abhängig wirbt er in der Ampel-Koalition dafür, im Herbst Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Eine Rückkehr zur allgemeinen Maskenpflicht ist keineswegs ausgeschlossen.

Der Gesundheitsexperte befürchtet einmal mehr oder vielleicht mehr denn je eine Überlastung der Krankenhäuser, weil Personal überreizt ist. Lauterbach: "Das ist wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt."

Corona-Herbst: Geteiltes Echo auf Lauterbachs Warnung

Die aktuellen Maßnahmen laufen zum 23. September aus. Experten-Empfehlungen für eine Nachfolgeregelung liegen längst vor. Die Regierung rüstet sich für den Corona-Herbst. In den nächsten Wochen werde sie neue Maßnahmen beschließen, kündigte Lauterbach an, der sich zuvor noch mit FDP-Justizminister Marco Buschmann einigen muss.

Solche Ankündigungen lösen in der Ärzteschaft ein geteiltes Echo aus. Kassenärztechef Andreas Gassen sieht keine Anzeichen für "die von Herrn Lauterbach befürchtete "Killer-Mutante", die so ansteckend wie Omikron und so gefährlich wie Delta ist".

Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gestand er: "Sorgen bereiten mir daher nicht die aktuelle Corona-Entwicklung, sondern die Rufe nach erneuten überzogenen Schutzmaßnahmen bis hin zu einem neuen Lockdown." Genau das hatte zuletzt Weltärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery gefordert.

Mit dem Corona-Herbst die Rückkehr zur Maskenpflicht?

Um auf den aus seiner Sicht eher unwahrscheinlichen Ernstfall reagieren zu können, hielt auch Gassen "eine zeitlich und örtlich begrenzte Maskenpflicht für ÖPNV und Einzelhandel" für hilfreich. Einen neuen Lockdown auch nur zu erwägen, halte er hingegen für "absurd".

Und was sagen die Zahlen? Das Robert-Koch-Institut verwies in seinem Wochenbericht am Donnerstag darauf, dass die Zahl der wegen Covid-19 behandelten Menschen auf Intensivstationen steigt: Von 1238 in der Vorwoche auf zuletzt 1330.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.