Berlin. Die Impfpriorisierung in Deutschland ist gefallen, aber nicht überall gleich. Wie Sie an einen Termin für die Corona-Impfung kommen.

  • Seit dem 7. Juni ist die Impfpriorisierung in Deutschland eigentlich aufgehoben
  • Die Bundesländer handhaben dies jedoch zum Teil unterschiedlich
  • Wie Sie schnell und legal einen Corona-Impftermin bekommen

Seit dem 7. Juni kann sich jeder in Deutschland gegen Corona impfen lassen. Allerdings nur, wenn die betroffene Person auch einen Termin bekommt. Ob es diese nur beim Hausarzt oder auch im Impfzentrum gibt, ist jedoch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. Manche Landesregierungen heben die Impfreihenfolge nur für Hausärzte auf, andere auch für Impfzentren. Welche Bundesländer das sind und Tipps für Termine beim Hausarzt, lesen Sie in unserem Überblick.

Bundesländer, in denen die Impfreihenfolge bei Hausärzten und Impfzentren aufgehoben wird

  • Baden-Württemberg
  • Brandenburg
  • Bremen
  • Berlin
  • Hessen (Jeder kann sich in Zentren für einen Termin bewerben, Menschen aus den Priorisierungsgruppe 1 bis 3 werden jedoch weiterhin bevorzugt)
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Niedersachsen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Rheinland-Pfalz (Jeder kann sich in Zentren für einen Termin bewerben, Menschen aus den Priorisierungsgruppe 1 bis 3 werden jedoch weiterhin bevorzugt)
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Saarland (Jeder kann sich in Zentren für einen Termin bewerben, Menschen aus den Priorisierungsgruppe 1 bis 3 werden jedoch weiterhin bevorzugt)
  • Thüringen (Ausnahme sind Impfungen für Kinder ab 12. Thüringen wartet noch auf eine Empfehlung der Stiko)

Impfreihenfolge fällt: Termine gibt es trotzdem nicht

Auch wenn die Impfreihenfolge fällt, gibt es deswegen bei Hausärzten oder in Impfzentren noch lange nicht überall freie Termine. Denn der Impfstoff ist vielerorts rar. Ab Montag dürfen sich zusätzlich auch Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren gegen Corona impfen lassen. Auch das könnte für eine zusätzliche Verknappung sorgen.

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In manchen Bundesländern ist daher weiter Geduld gefragt. Der vorhandene Impfstoff muss für Zweitimpfungen zurückgehalten werden, um den vorgeschriebenen Abstand zwischen erster und zweiter Dosis einzuhalten. In NRW gibt es daher laut dem Gesundheitsministerium bis mindestens Mitte Juni keine Termine für Erstimpfungen. Hamburg behält die Impfpriorisierung in den Zentren bei, aber selbst dort sind Termine zur Zeit äußerst rar bis gar nicht buchbar.

Hausärzte befürchten Frust bei den Impfwilligen

Ebenso könnte es sich bundesweit bei den Hausärzten verhalten. Schon jetzt spielt sich ein Großteil der Impfkampagne bei ihnen ab. Viele niedergelassene Ärzte kritisieren daher die Aufhebung der Impfreihenfolge ab dem 7. Juni. Ohne ausreichend Impfstoff wird bei dem erwartetenden Ansturm am Montag Chaos, Frust und Ärger in den Praxen erwartet.

Zuletzt war wegen der Zurückhaltung zahlreicher Corona-Impfdosen für geplante Zweitimpfungen zusätzlicher Streit zwischen Ärztevertretern und dem Bundesgesundheitsministerium entstanden. Wie der "Spiegel" berichtete, gab das Ressort von Jens Spahn (CDU) in dieser Woche rund 1,2 Millionen gelieferte Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer nicht an Ärzte und Impfzentren weiter. "Wieso muss jetzt etwas gebunkert werden, wenn vorher immer angekündigt wurde, dass im Juni mehr Biontech kommt?", sagte der Bundesvorsitzende des deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt dem Magazin.

Betriebsärzte impfen seit dem 7. Juni mit

Gute Nachrichten gibt es zur Verfügbarkeit von Impfstoffen zumindest bei den Betriebsärzten. Auch sie dürfen seit dem 7. Juni offiziell gegen Corona impfen. "Wir haben als Betriebsärzte ein Anfangskontingent von über 700.000 Dosen erhalten", sagte die Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW), Anette Wahl-Wachendorf, der "Rheinischen Post". Das sei deutlich besser als erwartet – auch im Vergleich zum Start der Hausarztkampagne. Bisher scheine es mit Logistik und Versorgung über die Apotheken im Großen und Ganzen gut zu laufen.

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    Das Gesundheitsministerium hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass für Impfungen in Betrieben inzwischen mehr als 6000 Betriebsärzte eine Bestellung aufgegeben hätten. Sie sollten in der zweiten Juniwoche 702.000 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer bekommen – jeder eine zugesicherte Mindestmenge von 102 Dosen. Anfang März hatte Wahl-Wachendorf gesagt, die bundesweit rund 12.000 Werksmediziner könnten pro Monat etwa fünf Millionen Beschäftigte impfen.

    Corona-Impfung: Wie funktioniert die Terminvergabe?

    Grundsätzlich werden die Impfungen durch die Bundesländer organisiert. Die Terminanmeldung ist daher nicht einheitlich geregelt. Für Termine in Impfzentren bieten fast alle Bundesländer jedoch eigene Online-Portale an. In manchen Bundesländern wie in Niedersachsen haben auch Hausärzte gemeinsame Online-Portale für die Terminvergabe geschaffen. Unabhängig davon können Sie sich auch bei einem niedergelassenen Arzt telefonisch oder per E-Mail melden und fragen, ob dort eine Corona-Impfung für Sie möglich ist.

    Denn die Ärztinnen und Ärzte haben "die Flexibilität, auf Basis der CoronaImpfV nach ärztlicher Einschätzung vor Ort selbst zu entscheiden, wer wann geimpft wird", schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Corona-Infoplattform. So sollen die Schutzimpfungen effizienter organisiert und sichergestellt werden, dass keine Restdosen im Müll landen.

    Wichtig dabei: Spontaneität. Oft ergattert eine Impfung, wer anbietet, den kurzfristig abgesagten Termin eines anderen Patienten wahrzunehmen. In Impfzentren gilt dies allerdings nicht - hier kommt tatsächlich nur zum Zuge, wer einen Impftermin hat. Die Regelungen für Termine bei Betriebsärzten, sind unterschiedlich und am besten beim jeweiligen Arbeitgeber zu erfragen.

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      Erkundigen Sie sich in anderen Bundesländern

      Nicht nur bei Hausärzten, sondern auch in anderen Praxen gibt es Impfstoff. Deshalb kann es sich lohnen, z.B. auch bei der Frauenärztin oder dem Hautarzt anzurufen, weil hier die Nachfrage unter Umständen nicht so hoch ist.

      Auch ein Blick über die eigene Landesgrenze hinaus kann Sie schneller zu einem Termin bringen. Denn die Impfungen gehen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich schnell voran. Während bei dem einen Arzt das Vakzin knapp ist, kann es einige Kilometer weiter, gerade im ländlichen Raum, ausreichend vorhanden sein.

      Wahlhelfer werden gegen Corona geimpft

      Auf der Priorisierungsliste des Bundes stehen nicht nur ältere oder kranke Menschen und bestimmte Berufsgruppen. Auch ehrenamtlich Tätige haben einen Anspruch, früher gegen das Coronavirus geimpft zu werden.

      So werden Wahlhelferinnen und Wahlhelfer der Priorisierungsgruppe drei zugeordnet. Sie sind damit in vielen Bundesländern bereits an der Reihe. Menschen, die in Flüchtlings- oder Obdachloseneinrichtungen ehrenamtlich arbeiten, gehören sogar der Priorisierungsgruppe zwei an.

      Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen können früher gegen Corona geimpft werden.
      Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen können früher gegen Corona geimpft werden. © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa-tmn

      Kontaktpersonen haben Impfpriorität

      Auch wer engen Kontakt zu besonders schutzbedürftigen Menschen hat, ist der Priorisierungsliste zufolge früher dran. So haben "bis zu zwei enge Kontaktpersonen von pflegebedürftigen Personen, die nicht in einer Einrichtung leben und zudem über 70 Jahre alt sind" eine hohe Impf-Priorität.

      Gleiches gilt für bis zu zwei enge Kontaktpersonen einer Schwangeren. Zwei Kontaktpersonen von pflegebedürftigen Personen, die nicht einer Einrichtung leben und zudem über 60 Jahre alt sind, haben eine erhöhte Priorität.

      Corona-Impfungen im Ausland

      Wem es in Deutschland trotz dieser Möglichkeiten zu langsam geht, kann auf das Ausland ausweichen. Denn auch andere Länder bieten eine Impfung für deutsche Touristen an.

      Verschiedene Reiseveranstalter haben sich bereits auf die sogenannten "Impfreisen" spezialisiert - nicht nur als Kurztrip, sondern auch längere Gesundheits- und Wellnessreisen. Die Nachfrage ist den Anbietern zufolge hoch. (fmg/dpa)