Berlin. Trotz Corona-Impfung kann man an Covid-19 erkranken. Eine Studie aus Israel zeigt, welche Risikofaktoren dabei eine Rolle spielen.

  • Corona-Impfungen schützen mit großer Wahrscheinlichkeit vor schweren Covid-19-Verläufen
  • Doch in seltenen Fällen kann es dennoch zu sogenannten Durchbruchsinfektionen kommen
  • Eine neue Studie aus Israel hat sich mit dieser Frage beschäftigt - das sind die Ergebnisse

Es ist bekannt, dass sich auch vollständig gegen Covid-19 geimpfte Menschen mit dem Coronavirus anstecken können. Das Phänomen trägt im medizinischen Kontext den Namen Durchbruchinfektion. Doch wie schwer erkranken doppelt Geimpfte? Eine Studie aus Israel liefert erste Erkenntnisse.

„Wir haben versucht, die Patientinnen und Patienten in Israel zu identifizieren, die trotz vollständiger Corona-Impfung mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden“, schreiben die Autoren um Tal Brosh-Nissimov von der Universitätsklinik Samson Assuta in der Fachzeitschrift „Clinical Microbiology and Infection“.

Eine retrospektive Kohortenstudie umfasste bis zum 20. Mai 152 vollständig mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpfte Patienten an 17 Krankenhäusern, die mehr als sieben Tage nach der zweiten Impfdosis an Covid-19 erkrankten. Es waren mehr Männer als Frauen betroffen, das mittlere Alter lag bei 71 Jahren. Zu dem Zeitpunkt, heißt es in der Studie, waren in Israel 5,4 Millionen Menschen vollständig geimpft.

Corona: Schwer Erkrankte wiesen hohe Rate an Grunderkrankungen auf

Bei 38 der doppelt geimpften Patienten kam es zu einem äußerst kritischen Krankheitsverlauf mit Beatmung, 34 starben. „Bemerkenswert war, dass die Kohorte durch eine hohe Rate an Grunderkrankungen gekennzeichnet war, die für schwere Covid-19-Verläufe prädisponiert sind“, so die Autoren.

Vereinfacht gesagt: Die meisten Kranken hatten die gleichen Risikofaktoren für einen schweren Verlauf wie Ungeimpfte:

  • Bluthochdruck (108),
  • Diabetes (73),
  • Herzschwäche (41),
  • chronische Nieren- und Lungenerkrankungen (37),
  • Demenz (29) und
  • Krebs (36).

Nur sechs Patienten hatten den Angaben zufolge keine Grunderkrankung. 60 vollständig geimpfte Patienten mit schwerem Verlauf waren immunsupprimiert. Ihre Abwehrkräfte waren aufgrund von Therapien heruntergeregelt.

Covid-19: Risikogruppen erhalten bereits eine Auffrischung ihrer Corona-Impfung

Die Studienautoren schlussfolgern: „Eine Minderheit vollständig geimpfter Personen mit mehreren Grunderkrankungen könnte eine schwere Corona-Infektion entwickeln“, hieß es. „Unsere Patienten hatten eine höhere Rate an Grunderkrankungen und Immunsuppression im Vergleich zu zuvor gemeldeten nicht geimpften, hospitalisierten Covid-19-Patienten.“

Tal Brosh-Nissimov und sein Team regen deshalb an, gefährdete Bevölkerungsgruppen weiter zu untersuchen, um sie besser schützen zu können – ob durch „fortgesetzte soziale Distanzierung oder zusätzliche Impfungen“. In Israel bekommen bestimmte Risikogruppen bereits eine Auffrischungsimpfung.

Großbritannien: Symptome bei Geimpften äußerst selten

Auch die britische Regierung untersucht mittels der Studie "React" die Infektionen in der Bevölkerung. Dafür werden PCR-Tests von zufällig ausgewählten Bürgern ausgewertet. Insgesamt sind die Infektionszahlen während des Juni und Juli im Vergleich zu Mai deutlich gestiegen.

Patrick Vallance, wissenschaftlicher Berater der britischen Regierung, schätzt den Anteil der Durchbruchsinfektionen an den Infektionen insgesamt auf rund zehn Prozent. Allerdings traten Symptome bei den Geimpften im Vergleich zu den Ungeimpften zu 80 Prozent seltener auf. Die Beobachtungen scheinen demnach die Daten aus Israel zu bestätigen, dass eine Impfung nicht zu hundert Prozent vor Corona schützt, jedoch in der Regel äußerst zuverlässig vor schweren Erkrankungen.

(kai/fmg)