Berlin. Löst die Covid-Impfung Langzeitnebenwirkungen aus? Gesundheitsminister Karl Lauterbach fordert, das Post-Vac-Syndrom zu erforschen.

  • Millionen Menschen in Deutschland sind gegen Corona geimpft – der Großteil von ihnen sogar mehrfach
  • Nun gibt es neue Erkenntnisse zu möglichen Nebenwirkungen der Impfung: Ein Medienbericht hat sich mit dem sogenannten Post-Vac-Syndrom beschäftigt
  • Betroffene klagen über ähnliche Beschwerden wie bei Long Covid, doch ein Kausalzusammenhang fehlt. Karl Lauterbach reagiert dazu auf Twitter

Immer wieder gibt es Berichte über Langzeitnebenwirkungen nach einer Corona-Impfung. Das Phänomen, zu dem es bisher noch keine wissenschaftlich belastbaren Zahlen gibt, firmiert unter dem Stichwort Post-Vac-Syndrom. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbauch (SPD) kündigte am Montag auf Twitter an, das Thema untersuchen zu wollen.

Lauterbauch bezog sich in seinem Tweet auf einen Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“. In dem wird das Schicksal einer Verwaltungsangestellten des Deutschen Bundestages geschildert, die auch Monate nach der Corona-Impfung über Kribbeln in Körperteilen und Taubheitsgefühle klagt. Drei Tage nach der Impfung im Mai 2021 mit dem mRNA-Vakzin von Hersteller Moderna hätten diese begonnen.

Biontech und Co.: Meist jüngere Menschen vom Post-Vac-Syndrom betroffen

Der „Spiegel“ verweist auf das Internet-Forum „Nebenwirkung der Covid-Impfung“ und spricht von Dutzenden Berichten über ähnliche Erfahrungen. Betroffene geben dabei an, nach der Impfung mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Diese Umfassen als Nebenwirkungen unter anderem:

  • Sehstörungen
  • Muskelzuckungen
  • Herz- und Lungenbeschwerden
  • Schwindel

Wissenschaftlich belegt sind diese Erkenntnisse bisher aber nicht. Die mutmaßlichen Symptome des Post-Vac-Syndroms erinnerten an die des Post-Covid-Syndroms. Sie können auch Monate nach einer Corona-Infektion noch anhalten.

An der Uniklinik in Marburg, schreibt der Spiegel, gebe es eine Sprechstunde für Betroffene. Diese seien meist junge Frauen, berichtet der Klinikdirektor der Kardiologie, Bernhard Schieffer. Ob die Symptome der Patienten tatsächlich durch die Covid-Impfung ausgelöst worden seien, sei unklar. Es scheine aber so etwas wie eine Reaktivierung früherer Viruserkrankungen oder eine Autoimmunreaktion zu geben.

Für das Post-Vac-Syndrom gibt es keine wissenschaftliche Belege.
Für das Post-Vac-Syndrom gibt es keine wissenschaftliche Belege. © dpa | Foto: Jan Woitas

Für die Überwachung der Sicherheit von Impfstoffen ist in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut zuständig, eine Bundesbehörde.

Im aktuellen Sicherheitsbericht vom 31. Mai werden Symptome des Post-Vac-Syndroms beschrieben.

  • Bei sieben von 100.000 Geimpften, so der Spiegel, seien es Gefühle von Taubheit oder ein Kribbeln.
  • Bei deutlich mehr Menschen eine anhaltende Müdigkeit.

Mitte Juni waren etwa 63 Millionen Menschen in Deutschland vollständig gegen Corona geimpft. Mehr als 180 Millionen Dosen Impfstoff wurden verabreicht.

Biontech und Co.: „Jede Impfung kann unerwünschte Immunantwort auslösen“

Was in aller Regel fehlt ist der Nachweis eines gesicherter kausalen Zusammenhangs zwischen der Impfung und den Symptomen. Meist wird dieser vermutet, kann aber wissenschaftlich nicht zweifelsfrei belegt werden.

„Grundsätzlich kann jede Impfung unerwünschte Immunantworten entweder auslösen oder verstärken“, zitiert der „Spiegel“ Christian Bogdan, Direktor des Instituts für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Mitglieder Ständigen Impfkommission (Stiko). Das Risiko sei aber im Vergleich zu möglichen unerwünschten Reaktionen des Immunsystems bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 gering. Es bedürfe einer Aufklärung und eines Ausschlusses anderer Ursachen.

Genau dafür plädiert nun auch Gesundheitsminister Lauterbach. Er twitterte: „Wir empfehlen die Impfung gegen Covid und gegen Post-Covid. Der Nutzen übersteigt das Risiko in jeder Altersgruppe. Trotzdem ist Post-Vac kein Tabuthema und muss erforscht und behandelt werden.“ (fmg)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.