London. In einem Privatlabor in England sind positive Tests als negativ gemeldet worden – mit fatalen Folgen, wie eine Untersuchung zeigt.

Ein Fehler in einem englischen Labor hat dazu geführt, dass geschätzte 23 Menschen an Covid gestorben sind. Zu diesem Schluss ist am Dienstag eine Untersuchung der britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) gekommen.

Verantwortlich für den Fehler ist ein Privatlabor der Immensa Health Clinic in der nordenglischen Stadt Wolverhampton. Zwischen dem 2. September und 12. Oktober 2021 stufte das Labor rund 39.000 PCR-Tests als negativ ein, obwohl sie positiv waren. Der Grund war, dass der Schwellenwert, ab dem ein Test als positiv gilt, falsch gesetzt wurde. Die meisten der falschen Testresultate betrafen Leute im Südwesten Englands und in Wales.

Falsche Corona-Tests sollen 23 Todesfälle verursacht haben

Ein Mitarbeiter hält in einem Coronatest-Labor PCR-Teströhrchen in den Händen.
Ein Mitarbeiter hält in einem Coronatest-Labor PCR-Teströhrchen in den Händen. © Uwe Anspach/dpa

Aufgrund des negativen Resultats verzichteten die Patienten auf die Selbstisolation. Laut Schätzung der UKHSA infizierte jede von ihnen im Durchschnitt zwei weitere Personen. Dies habe letztlich mit den weiteren Ansteckungen dazu geführt, dass sich 55.000 zusätzliche Menschen mit Corona ansteckten.

Das wiederum habe 680 Hospitalisierungen nach sich gezogen, und 23 Todesfälle. Die Gesundheitsbehörde NHS habe nichts tun können, um den Fehler im Privatlabor zu vermeiden, schreibt die UKHSA.

Lesen Sie auch: Das sind die typischen Symptome von RSV-InfektionenDas sind die typischen Symptome von RSV-Infektionen bei Kindern

Tests aus dem Labor sind bereits zuvor negativ aufgefallen

Die Unregelmäßigkeiten im Immensa-Labor waren bereits im Oktober 2021 bekannt geworden. Patienten hatten negative PCR-Resultate erhalten, obwohl ein Schnelltest – der weniger zuverlässig ist – zuvor ein positives Resultat angezeigt hatte.

Der Fall wirft auch ein schlechtes Licht auf die Regierung. Denn diese vergab zu Beginn der Covid-Pandemie viele öffentliche Aufträge auf die Schnelle an etliche Privatfirmen, ohne genau zu prüfen, ob diese dazu geeignet waren.

Die Immensa Health Clinic wurde im Mai 2020 vom ehemaligen Managementberater Andrea Riposati gegründet. Drei Monate später gab ihm das britische Gesundheitsministerium einen Vertrag für PCR-Tests im Wert von 119 Millionen Pfund.

Berichte über unprofessionelle Arbeitsweise waren bekannt

Bereits im Januar 2021 gab es Hinweise, dass bei Immensa nicht alles zum Rechten steht. Eine Zeitung berichtete, dass Angestellte im Labor Alkohol tranken, sich Handgefechte lieferten, Fußball spielten oder schliefen. Das Gesundheitsministerium versprach, eine Untersuchung zu starten – aber trotzdem erhielt das Privatlabor wenige Monate später einen weiteren öffentlichen Auftrag im Wert von 50 Millionen Pfund.

Riposati ist auch der Gründer des PCR-Testlabors Dante Labs, das ebenfalls in der Kritik steht. Das Labor soll Testresultate für Reisende nicht rechtzeitig oder gar nicht gemeldet haben; auch der Kundendienst sei mangelhaft gewesen. Im September lancierte die Wettbewerbsbehörde eine offizielle Untersuchung gegen Dante Labs.

Bereits im Oktober 2021, als der Laborfehler mit den falschen Negativ-Resultaten ans Licht kam, sagte die Covid-Expertin Christina Pagel, der Fall „verweist auf das Problem der undurchsichtigen Vergabe von Verträgen an Firmen, die wenig einschlägige Erfahrung haben.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.