Berlin. Wie gut wirken die Corona-Impfstoffe bei Infektionen mit der Lambda-Variante? Eine erste Studie zu Biontech und Moderna macht Hoffnung.

In Deutschland dominiert mittlerweile die Delta-Variante des Coronavirus. Die Mehrzahl der Neuinfektionen geht auf diesen Typus zurück. Durch Medienberichte gibt es aber auch viel Wirbel um eine neue Mutation, die sich in Europa auszubreiten scheint: Lambda, ursprünglich als C.37 bezeichnet, hat in Spanien und Großbritannien bereits für Corona-Ausbrüche gesorgt.

Die Variante wurde bereits im August 2020 in Peru identifiziert. Seither breitet Lambda in Südamerika aus – zuletzt aber mit weitaus höherem Tempo: Seit April 2021 wurden 82 Prozent aller analysierten Corona-Fälle in dem Land der Virus-Variante zugeordnet. In Argentinien und Chile machte die Variante in den vergangenen Monaten rund ein Drittel der untersuchten Fälle aus.

Lambda-Variante: US-Studie liefert erste Erkenntnisse zur Wirksamkeit der Impfstoffe

Lambda wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bisher als „Variante von Interesse“ gelistet. Als besorgniserregend, wie beispielsweise Delta oder Alpha, gilt sie noch nicht. Allerdings deuten die Mutationen bei Lambda darauf hin, dass möglicherweise sie ansteckender und eventuell schwieriger durch das Immunsystem zu bekämpfen sein könnte. Dies ist bisher aber nicht erwiesne.

Bisher ist aber noch zu wenig über die genauen Merkmale der Variante bekannt, um klar sagen zu können, welche Bedeutung sie für die Corona-Lage in Europa haben wird. Ein Forscherteam aus den USA hat in einer Studie allerdings erste Erkenntnisse zu der Wirksamkeit der Corona-Impfung gegen Infektionen und Erkrankungen durch die Lambda-Mutante gesammelt.

So gut wirken Biontech und Moderna gegen die Lambda-Variante

Ihr Urteil: Es gibt eine hohe Chance, dass die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna unverändert wirksam sind. In ihrer Vorabveröffentlichung der Studie, die sich noch im Review-Verfahren befindet, untersuchten die Mikrobiologen und -biologinnen der New York University Grossman School of Medicine, inwiefern die Vakzine die Lambda-Variante in Labor-Untersuchungen neutralisieren konnten.

Die Forscher testeten ebenfalls, ob eine Antikörper-Therapie auch bei einer Infektion mit der zuerst in Lateinamerika festgestellten Variante anschlägt. Dabei werden künstlich hergestellte Antikörper gegen Sars-Cov-2 verabreicht. Diese binden beispielsweise an Strukturen auf dem Coronavirus und verhindern so den Eintritt des Erregers in die menschliche Zelle. Bei den Tests der New Yorker Forscher schlugen auch diese Antikörper bei Lambda an.

Lambda nur teilweise gegen Antikörper von Corona-Impfung resistent

Die Studie ergab auch, dass die Lambda-Variante neuartige Mutationen des Spike-Proteins aufweist – an den Stellen L452Q and F490S. Dies könnte bedeuten, dass die Mutante nicht nur leichter übertragen wird, sondern auch Infektionen und Erkrankungen nach einer Impfung möglich sind.

Allerdings zeigte zumindest diese erste Laboruntersuchung, dass die Variante nur teilweise gegen die von den Impfstoffen erzeugten Antikörper resistent war. Laut Preprint ist es daher “unwahrscheinlich”, dass ein “signifikanter Verlust des Schutzes gegen die Infektion“ besteht.

Wirksamkeit der Corona-Impfung: Sinovac-Präparat hat Probleme bei Varianten

Trotzdem hatte es in letzter Zeit viele Berichte über sogenannte Impfdurchbrüche in Lateinamerika aufgrund der Lambda-Variante gegeben. Experten sprechen von Durchbruchsinfektionen, wenn doppelt Geimpfte dennoch erkranken. Der Effekt wurde bereits in Großbritannien und Israel beobachtet, wo auch Menschen starben, die bereits den vollen Immunschutz erhalten hatten.

Besonders Chile trifft es hart: Obwohl über 65 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind, steigen die Infektionszahlen seit Juni rasant an. Ob dies auf Lambda oder auf die zuerst in Brasilien festgestellte Mutante Gamma zurückgeht, ist noch offen.

Allerdings gibt es eine Erklärung dafür, weshalb der Impffortschritt in Chile nicht zu einer entspannten Corona-Lage führt. Fast 80 Prozent der Geimpften haben das chinesische Vakzin Coronavac erhalten. Eine aktuelle Studie der medizinischen Fakultät der Universidad de Chile legt nahe, dass das Vakzin des chinesischen Herstellers Sinovac zwar vor schweren Krankheitsverläufen bei Covid-19 schützt, aber weniger gut Infektionen mit dem Virus verhindert.

Auch interessant: Delta Plus-Variante: So gefährlich ist die neue Mutation aus Indien

Immunsystem kann nach Impfung mit Coronavac Lambda wohl nicht abwehren

Insbesondere bei der Lambda-Variante ist dieser „Immun escape“ hoch. Das bedeutet, dass das Virus mithilfe der Mutationen auch nach einer Impfung der Erkennung oder Abwehr durch das Immunsystem entgehen kann. So kann das Coronavirus trotz hoher Impfquote weitergegeben werden und Menschen weiter daran erkranken. Experten sprechen deshalb in Bezug auf das Sinovac-Präparat auch von einer „undichten Impfung“.

Undichte Stellen dürfte es bei den mRNA-Vakzinen von Biontech und Moderna sowie den Vektor-Impfstoffen von Astrazeneca und Johnson&Johnson laut Experten deutlich seltener geben – auch in Bezug auf die Lambda-Variante. Wie groß die Wirksamkeit der Vakzine gegen die neue Mutante tatsächlich ist, muss aber noch weiter untersucht werden, um ein abschließendes Urteil zu ermöglichen.

Lesen Sie auch: Geimpft und trotzdem Superspreader: Warum das möglich ist