Berlin. Infiziert oder nicht? Bei Kindern ist das nicht leicht herauszufinden. Sogenannte Lolli-Tests können sie ohne fremde Hilfe durchführen.

  • Corona-Tests können unangenehm sein - vor allem für Kinder
  • Der sogenannte Lolli-Test soll einfacher und schneller durchführbar sein
  • Niedersachsen und NRW wollen die Tests bald einführen

Corona-Tests stehen im Ruf, nicht besonders angenehm zu sein. Abstriche tief in der Nase und im Rachenbereich, wie sie in Testzentren durchgeführt werden, sind für viele schwer auszuhalten. Wenn sich schon Erwachsene damit schwer tun, wie geht es dann erst Kindern oder Menschen mit Demenz? Doch mittlerweile werden einfachere Testkits zum Selbertesten erprobt - etwa der sogenannte Lolli-Test.

Wie funktioniert der Lolli-Test?

Es handelt sich um PCR-Tests, genauer gesagt um einen sogenannten Pool-Test. Ein "Pool" kann dabei eine Schulklasse oder eine Kita-Gruppe sein, theoretisch aber auch die Familie zu Hause. Der große Vorteil: Auch kleinere Kinder können den Test ohne fremde Hilfe durchführen. Lesen Sie auch: Brücke oder Lockdown light: Was die Lockdown-Begriffe bedeuten

Er verursacht keine Schmerzen, anders als mitunter ein herkömmlicher PCR-Test, der eine Probe aus dem hinteren Nasen- und Rachenbereich erfordert. Ein weiterer Vorteil: Die Pool-Methode spart Zeit und Ressourcen, weil nicht jedes Kind einzeln getestet werden muss. Auch interessant: Kontaktpersonen von Schwangeren können früher geimpft werden

Wie führe ich ihn richtig durch?

Die Test-Teilnehmer lutschen jeweils eine halbe Minute auf einem Abstrichstäbchen. Die so gewonnenen Speichelproben einer Gruppe kommen in ein gemeinsames Röhrchen und werden dann untersucht. Die zweite Charge kommt einzeln verpackt ins Labor. So sieht es etwa "SCHOCO", das Testverfahren der Uniklinik Köln, vor. Die Abkürzung steht für "Schul-Observation auf Corona". Ist ein Pool positiv, dann kann das Labor die Einzelproben unmittelbar nachtesten und die infizierte Person ausfindig machen.

Wie aussagekräftig ist das Ergebnis?

Das systematische Testen bringt ersten Erkenntnissen nach zuverlässige Ergebnisse. Der Uniklinik Köln zufolge können durch die Kombination aus Speichel-Abstrich und Pool-Testung bei Kindern und Jugendlichen mit hoher Zuverlässigkeit infektiöse Personen ausfindig gemacht werden.

In Köln, Düren und Solingen laufen derzeit Modellprojekte mit dem "SCHOCO"-Testverfahren der Kölner Forscher. In Köln soll es Ende Mai ein Zwischenfazit zu dem Projekt geben. Allein in Köln machen 200 von 300 Schulen mit, alle Schülerinnen, Schüler und das Lehrpersonal sollen sich einmal pro Woche selbst testen. 600 von 700 Kitas wollen ebenfalls mitmachen.

Wo ist der Test schon für die Anwendung durch Laien freigegeben?

Noch handelt es sich in verschiedenen Regionen und Städten um Pilotprojekte. Die Tests sind noch nicht im Handel oder in Apotheken erhältlich. Die Kosten werden bisher von den an den Modellprojekten teilnehmenden Städten getragen.

Das Bundesland Niedersachsen hat Ende April bekanntgegeben, freiwillige Corona-Tests nun für Kita-Kinder einzuführen. Die Selbsttests, darunter auch Lolli-Tests, sollen bald zweimal pro Woche möglich sein.

Das Familienministerium in Nordrhein-Westfalen prüft derzeit den Einsatz der Lollit-Tests in Kitas. Einen landesweiten Einsatz hält Familienminister Joachim Stamp (FDP) aber weiterhin für unwahrscheinlich - obwohl es sie in Schulen geben soll. Ein Hindernis sei der hohe Labor- und Transportaufwand, den solche PCR-Lolli-Tests mit sich brächten, antwortete Stamp auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.

Am Wochenende hatte Schul-Staatssekretär Mathias Richter (FDP) angekündigt, bis Mitte Mai sollten Lolli-Tests an allen Grund- und Förderschulen angeboten werden. Dafür würden Laborkapazitäten für rund 35.000 Tests pro Tag benötigt, hatte er der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ gesagt.

(mja, jtb mit dpa)