Berlin/Ulm. Der Chef der Ständigen Impfkommission, Mertens, spricht sich gegen eine vierte Corona-Impfung für alle aus. Damit sorgt er für Kritik.

Die Stiko bleibt auch in der beginnenden kalten Jahreszeit bei ihrer bisherigen Impfempfehlung: Die zweite Booster-Impfung soll auch weiterhin nur über 60-Jährigen und Menschen mit Vorerkrankungen empfohlen werden. Laut dem Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, sind derzeit keine Ausweitungen der bestehenden Corona-Impfempfehlungen geplant.

Demnach gebe es keinen Anlass eine weitere Empfehlung auszusprechen, "denn es zeigt sich, dass die Impfung keinen längerfristigen Schutz vor einer Corona-Infektion bietet, allerdings wohl vor einem schweren Verlauf", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Ansicht des Stiko-Chefs sei es nicht denkbar, dass die breite Öffentlichkeit sich regelmäßig gegen Corona impfen lasse, um Infektionen zu vermeiden. Es werde sich jeder von Zeit zu Zeit mit Corona infizieren.

Zweite Booster-Impfung: Montgomery hält die Stiko-Empfehlung für verfehlt

Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sprach sich hingegen für Booster-Impfungen aus, die über die Empfehlung der Stiko hinausreichen. "International gesehen ist Deutschland sehr zurückhaltend beim Impfen. Andere Länder setzen auf den vermehrten Schutz jüngerer Menschen durch eine vierte Impfung", sagte Montgomery dieser Redaktion

"Das ist sicher auch im Interesse einer Impfkampagne, die möglichst viele Menschen erreichen will. Die zurückhaltende Empfehlung der Stiko heißt ja nicht, dass man jüngere Menschen nicht boostern darf, weil es eben nur eine Empfehlung ist", so Montgomery.

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach macht sich für eine vierte Corona-Impfung stark und legt sie jedem ans Herz. Er empfiehlt, als vierte Impfung die drei seit September in Deutschland zugelassenen Corona-Impfstoffe gegen die Omikron-Varianten.

Nächste Corona-Welle macht sich schon bemerkbar

Die angepassten Corona-Impfstoffe von Biontech und Moderna gegen die Subvariante BA.1 ist seit September in Deutschland zugelassen und als zweite Booster-Impfung wählbar. Ferner hat Biontech noch einen Omikron-Booster entwickelt der gegen die Subvarianten BA.4 und BA.5 schützen soll, auch dieser ist seit September zugelassen und kann als zweite Booster-Impfung gewählt werden.

Schon jetzt macht sich die nächste Corona-Erkrankungswelle bemerkbar. Vor allem Kliniken sehen sich erneut wegen Personalengpässen und Ausfällen mit unlösbaren Probleme konfrontiert. Auch der Stiko-Chef Mertens rechnet mit einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen bis Dezember. Zudem geht er von Nachholinfektionen bei der Grippe aus, was den Gesundheitssektor zusätzlich belasten werde. (sas/dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.