Berlin. Die Corona-Warn-App gibt derzeit mehr rote Warnmeldungen aus als je zuvor. Was zu tun ist, wenn die App ein erhöhtes Risiko anzeigt.

  • Nach einem Kontakt mit einer corona-infizierten Person warnt die Corona-Warn-App die Betroffenen
  • In der Anwendung zeigt sich das durch eine rote Warnung vor erhöhtem Risiko
  • Doch was sollte man tun, wenn die App eine solche Warnung anzeigt?

Ob in der Bahn, im Restaurant oder im Treppenhaus: Bei anhaltend hohen Infektionszahlen in Deutschland kommt es immer wieder auch zu Begegnungen mit Personen, die später positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Mehr als 1,2 Millionen Warnungen vor Risikokontakten hat die Corona-Warn-App in der vergangenen Woche verschickt, so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Durch das Aufkommen der Omikron-Variante des Coronavirus dürfte es in nächster Zeit viele Meldungen des erhöhten Risikos geben.

Die Warnmeldungen dürften bei Nutzerinnen und Nutzern vielfach zu Fragen führen. Was man tun sollte, wenn die App plötzlich rot wird.

Was zeigt die Corona-Warn-App an?

Nach dem Öffnen der Corona-Warn-App ist eine rote oder grüne Kachel zusehen. Sie zeigt an, wie hoch das Ansteckungsrisiko in den vergangenen 14 Tagen war.

Was bedeutet eine grüne Kachel?

Eine grüne Anzeige kann zwei Gründe haben: Entweder gab es in den letzten zwei Wochen überhaupt keine Begegnungen mit positiv getesteten anderen App-Nutzern oder es gab zwar Aufeinandertreffen, aber das Ansteckungsrisiko wird vom Robert Koch-Institut (RKI) trotzdem als gering eingeschätzt. Was genau in Ihrem Fall zutrifft, sehen Sie im Textfenster der grünen Kachel, hier steht, wie viele Risikobegegnungen Sie hatten. Bei allen grünen Anzeigen ist eines gleich: Sie erfordern von den Nutzerinnen und Nutzern keinerlei Aktion.

Was bedeutet eine rote Kachel?

Bei einer roten Anzeige von Kontakten mit erhöhtem Risiko besteht Handlungsbedarf. Das RKI empfiehlt, sich in jedem Falle testen zu lassen und sich "mindestens, bis ein negatives Testergebnis vorliegt in freiwillige Quarantäne" zu begeben. Hier finden Sie detaillierte Handlungsempfehlungen des RKI im Falle einer roten Warnung.

Laut Empfehlungen des Bundesgesundheitsministeriums sollen Betroffene zu Hause bleiben, ihre persönlichen Kontakte reduzieren und sich beim Gesundheitsamt oder dem Hausarzt oder der Hausärztin oder dem ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 melden – diese entscheiden über das weitere Vorgehen.

Nutzer der Warn-App berichten immer wieder, dass sie bei der 116 117 nicht durchkommen. Gerade in Zeiten hoher Fallzahlen kann es bei der Hotline zeitweise zu einer Überlastung kommen. Alternativ lässt sich über die Website des Bereitschaftsdienstes ein Termin für einen Test buchen. Dort finden Sie auch weitere Informationen.

Soll ich zur Arbeit gehen, wenn die Corona-Warn-App rot anzeigt?

Nein. Jedenfalls nicht, wenn Sie auch von zu Hause arbeiten können. Eine "rote Warnung" heißt aber nicht, dass Sie automatisch krankgeschrieben sind und gar nicht arbeiten müssen.

Mit der Warnung geht ein Hinweis in der App einher, sich – wenn möglich – nach Hause zu begeben beziehungsweise zu Hause zu bleiben. "Wenn möglich" bedeutet aber auch: Eine Pflicht, zu Hause zu bleiben, gibt es nicht. Da die App nicht allein dem Selbstschutz dient, sondern auch dem der anderen, wäre es jedoch schlicht eine verantwortungsbewusste Reaktion und eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme, zunächst zu Hause zu bleiben.

Bekomme ich einen kostenlosen PCR-Test, wenn meine Warn-App Rot zeigt?

Leider sind die offiziellen Angaben hierzu nicht ganz eindeutig. Laut der aktuell geltenden Coronavirus-Testverordnung hat man Anspruch auf einen kostenlosen Test, wenn die Warn-App ein erhöhtes Risiko anzeigt. Dort steht allerdings nicht, dass es zwingend ein PCR-Test sein muss.

Lesen Sie auch: Booster: So kommt der Nachweis in Corona-App und CovPass

In der nationalen Teststrategie heißt es, asymptomatische Kontaktpersonen, die eine Warnung der App über ein erhöhtes Risiko erhalten haben, können mit einem PCR-Test getestet werden, wenn ein behandelnder Arzt, eine behandelnde Ärztin oder der öffentliche Gesundheitsdienst einen Test als notwendig erachten.

Wie entscheidet die App, welches Ansteckungsrisiko ich habe?

Die App errechnet einen sogenannten Risiko-Score. Der setzt sich im Wesentlichen aus vier Punkten zusammen:

  • die Dauer einer Begegnung
  • die seit der Begegnung vergangene Zeit
  • das Übertragungsrisiko, bestimmt dadurch, seit wann die Kontaktperson infiziert war
  • wie viele Meter der Risikokontakt entfernt war, berechnet anhand des sogenannten Dämpfungswerts der Bluetooth-Signale

Verrechnet werden alle Faktoren in einem mathematischen Verfahren. Allerdings kann es gewisse Ungenauigkeiten geben, was die Reichweite angehe. Die Kontaktermittlung erfolge laut den Entwicklern anhand des Bluetooth-Signals und erfasse Kontakte im einem Bereich zwischen fünf und zehn Metern, erklärt der Software-Experte gegenüber dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Allerdings könne die App etwa in einem Mehrfamilienhaus nicht erkennen, ob sich zwei Handys auf unterschiedlichen Stockwerken, in verschiedenen Wohnungen oder etwa vor dem Hauseingang befinden.

Auch interessant: Corona-Warn-App kann nun auch Codes von Luca-App scannen

Um zu bewerten, wie plausibel eine rote Meldung in der App ist, muss man sich also möglichst an seine Aktivitäten an dem betreffenden Tag erinnern. Wohnt man in einem Mehrfamilienhaus und die Warn­meldungen treten an vielen Tagen in Folge ohne viele verschiedene Kontakte auf, steigt beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Nachbar oder eine Nachbarin infiziert hat. In diesem Fall können im Fahrstuhl oder Treppenhaus Schutzmaßnahmen getroffen werden.

Wurde die App an die erhöhte Infektionsgefahr durch die Omikron-Variante angepasst?

Nein. Die letzte größere Anpassung erfolgte im April 2021, also noch bevor die Delta-Variante in Deutschland dominant wurde und lange vor dem Aufkommen von Omikron. Die Entwickler haben eine Änderung des Algorithmus wohl zwar erwogen, aber sehen bisher nicht genug wissenschaftliche Erkenntnisse für entsprechende Aktualisierung. Diese wäre aber grundsätzlich jederzeit nach Vorgabe des RKI und ohne ein Update der App für die Nutzerinnen und Nutzer möglich.

Intern ist laut einem Bericht des "Spiegel" ein Argument gegen eine erneute Anpassung, dass niedrigere Schwellenwerte zu einem weiteren deutlichen Anstieg der Warnungen führen würden. Das könnte mehr Fehlwarnungen verursachen, was wiederum das Vertrauen in die App beschädigen könnte, und auch zu mehr Andrang bei den Testzentren führen.

Aus dem Gesundheitsministerium heißt es demnach grundsätzlich dazu, dass "die bisherigen Grundlagen der Risikoberechnung geeignet sind, um CWA-Nutzer:innen auch im Falle eines Kontakts mit der Omikron-Variante Infizierter zuverlässig zu warnen".