Seoul/Kuala Lumpur/Paris/Berlin. Die Angst vor dem Coronavirus führt in einigen Ländern zu Rassismus gegen Asiaten. Auch in Deutschland nimmt die Diskriminierung zu.

Das Coronavirus versetzt die Welt weiter in Angst und Schrecken, viele Menschen fürchten, sich anzustecken. Diese Angst nimmt zunehmend problematische Züge an. Der Rassismus gegenüber asiatisch aussehenden Menschen nimmt zu.

Die Beispiele sind vielfältig. In Frankreich titelte eine Zeitung etwa „Alerte jaune“ („gelber Alarm“), dazu ein Foto einer Chinesin mit Maske. In Malaysia verlangt eine Online-Petition ein pauschales Einreiseverbot für Chinesen. Und auch in Deutschland scheint die Panik nun mit manchen durchzugehen.

Coronavirus: Angst vor Krankheit führt zu Diskriminierung

Eine Twitter-Userin berichtet unter dem Hashtag #CoronaRassismus von einigen Vorfällen in einer Berliner Notaufnahme. So sollen sich Patienten geweigert haben, sich von einer Ärztin behandeln zu lassen, deren Eltern aus Vietnam stammen. Ein Hotel habe angerufen und gefragt, ob man eine chinesische Reisegruppe nicht zuerst zum Durchchecken in die Notaufnahme schicken könne.

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Andere Twitter-User berichten unter dem Original-Post von ähnlichen Vorfällen. Ein Nutzer habe von einem Taxifahrer gehört, dass einige seiner Kollegen asiatisch aussehende Menschen nur noch hinten sitzen lassen oder gar nicht mitnehmen.

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Yen Souw Tain aus Köln beklagt den „Corona-Rassismus“ in einem Facecook-Post, der mittlerweile hundertfach geteilt wurde. „Liebe Kunden und Asia Fans“, begann der 32-Jährige. Damit richtete er sich an diejenigen, die im Supermarkt seines Vaters in Köln einkaufen. Ein Markt für asiatische Spezialitäten. Ein Markt, in dem es seit einigen Tagen deutlich ruhiger ist als sonst.

„Was wir im Moment erlebt haben, ist sehr traurig“, schrieb Tain. Er schilderte folgende Szene: Eine Frau kommt mit ihrer etwa zehn bis zwölf Jahre alten Tochter in den Supermarkt und fordert sie auf: „Zieh deinen Schal vors Gesicht!“ An der Kasse fragt das Mädchen die Mutter: „Sind denn alle Chinesen hier krank?“ Die Mutter antwortet nicht. Sie bezahlt schnell und hastet nach draußen.

„Das fand ich schockierend“, sagt Tain. „Das Personal stand dabei, andere Kunden haben es gehört. Und die Mutter hat das so stehen gelassen.“ Für ihn sei das eine Form von „Rassismus, den man nicht sofort erkennt“. Er kann verstehen, dass sich die Mutter Sorgen um die Gesundheit ihres Kindes macht. Aber er kann nicht verstehen, dass sie die Frage nicht beantwortet hat. Dass sie nicht gesagt hat: „Nein, natürlich nicht.“

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In Frankreich hatten sich bereits tausende Asiaten unter dem Hashtag #JeNeSuisPasUnVirus (Ich bin kein Virus) gegen Ausgrenzung und offenen Rassismus gewehrt. „Ich bin Chinese, aber ich bin kein Virus“, schrieb dort etwa ein junger Mann. „Ich weiß, dass die ganze Welt Angst vor dem Virus hat, aber keine Vorurteile bitte.“

Zu der Kurzbotschaft hatte er ein Selfie gestellt, auf dem er ein Blatt mit der Aufschrift #JeNeSuisPasUnVirus vor seinen Mund hält.

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Coronavirus: Asiaten klagen über mehr Rassismus

Eine junge Frau schrieb auf Facebook, eine Gruppe Mädchen habe in der Annahme, sie verstehe kein Französisch, über sie abfällig gesprochen und Witze über das Coronavirus gemacht. „Ich bin nicht Chinesin, aber das macht mich wirklich traurig“, schrieb sie in ihrem Post.

Der Hashtag geht auf eine junge Französin asiatischer Abstammung zurück, die anonym dazu aufgerufen hatte, Beispiele für Anfeindungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus im Internet zu veröffentlichen.

„Die Gesundheitskrise des Coronavirus hat rassistische Parolen in den Medien und den sozialen Netzwerken hervorgerufen“, schrieb die Frau in ihrem Aufruf. Viele asiatisch aussehende Menschen würden schief angesehen oder beleidigt. Sie habe auch von Eltern gehört, die ihre Kinder gewarnt hätten: „Nimm dich vor den Chinesen in Acht“.

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„Es gibt Leute, die es ablehnen, von asiatischen Mitarbeitern in Supermärkten bedient zu werden“, sagte der Leiter der Vereinigung von in Frankreich lebenden Chinesen, Sacha Lin-Jung, dem Fernsehsender BFMTV. „Was mich am meisten erschreckt, ist, dass die Menschen es als Ausrede benutzen, um ihren Hass und Rassismus zu verbreiten, der nicht mit dem Coronavirus, sondern ganz einfach mit einer Form von Fremdenfeindlichkeit zusammenhängt.“

Rassismus gegen Asiaten in Deutschland zunächst nicht so offenkundig

Deutsche Organisationen mit China-Bezug berichten bislang nicht über ablehnendes Verhalten von Deutschen gegenüber Chinesen. Natürlich sei die Angst bei den Menschen groß, sagte Andreas Opfermann vom Chinesisch-Deutschen Zentrum e.V. am Mittwoch. Aber direkte Diskriminierungen habe er bisher nicht feststellen können.

In Düsseldorf feierten deutsche und chinesische Mitglieder der Deutsch-Chinesischen Freundschaft e.V. am vergangenen Samstag gemeinsam das chinesische Neujahrsfest, berichtete der Vorsitzende Dieter Böning am Mittwoch.

„Das Coronavirus war natürlich Thema, aber es gab keine einzige Absage deswegen“, sagte er. Bei der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft Trier e.V. sei das Coronavirus auch während einer Veranstaltung am Dienstag „kein Thema“ gewesen, sagte Vereinspräsident Peter Dietze. Gesundheitsminister Jens Spahn warnte allerdings zuletzt vor Panikmache wegen des Coronavirus durch Fake-Videos.

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