Washington. Die Corona-Krise trifft in den USA überproportional viele Afro-Amerikaner. US-Präsident Trump steht deswegen zunehmend unter Druck.

Als noch normaler Wahlkampf war, also in den Zeiten vor dem Coronavirus, ließ Donald Trump keine Gelegenheit aus, um sich Amerikas Schwarzen als Heilsbringer anzudienen. Höchste Beschäftigtenquote unter Afro-Amerikanern, niedrigste Arbeitslosenquote bei den Nachfahren der Sklaven – diese Versatzstücke fehlten nie, wenn der Präsident ans Mikrofon trat, um sich und seine von Experten als übertrieben bezeichnete Bilanz zu preisen. Dabei ignorierte Trump geflissentlich, dass seine Zustimmungswerte in dieser Bevölkerungsgruppe etwa im Vergleich zu seinem mutmaßlichen demokratischen Herausforderer Joe Biden beständig schlecht sind.

Ob sich das bis zum Wahltag im November ändert, ist seit Dienstagabend fraglicher geworden. Nach ersten Auswertungen zeichnet sich bei der Analyse der Corona-Toten (rund 13.000) und -Infizierten (mehr als 400.000) in den Vereinigten Staaten ein Trend ab, der enormen gesellschaftlichen Sprengstoff birgt: Danach sind Afro-Amerikaner gemessen an der Gesamtbevölkerung überproportional vom „unsichtbaren Feind” betroffen, wie Trump dass unter dem Kürzel Covid-19 bekannte Virus unverändert nennt.

Im Südstaat Louisiana, wo 30 Prozent der Bevölkerung schwarz sind, stellen Schwarze 70 Prozent der Infizierten und Toten; vor allem im Großraum New Orleans. In Chicago, einer anderen Millionen-Metropole, sind die Verhältnisse laut Lori Lightfoot nahezu deckungsgleich. Die erste schwarze Bürgermeisterin der Stadt sagt: „Diese Zahlen rauben einem den Atem.”