Hamburg. Mitten in der Coronavirus-Pandemie fordern Hartz-IV-Empfänger mehr Geld – ein Aktivist spricht über den „Bonus für Hamsterkäufe”.

Entlassungen, Kurzarbeit – die Coronakrise ist für Arbeitnehmer eine Bedrohung. In vielen Branchen sorgen sich die Beschäftigten um ihre Zukunft, und auch vielen Arbeitslosen bereitet die Corona-Pandemie Sorgen. Denn sie fürchten, dass ihre Hartz-IV-Bezüge in Zeiten von leeren Supermarktregalen und drohenden Preissteigerungen nicht mehr zum Leben reichen werden.

Einer der Betroffenen: der Der 54-Jährige hat auf der Internet-Plattform Change.org eine Petition ins Leben gerufen – darin fordert Roski die Bundesregierung auf, einen „Bevorratungszuschuss für Hartz-IV-Bezieher in der Corona-Krise“ in Höhe von 100 Euro pro Monat zu beschließen.

Eine weitere Petition auf der Plattform fordert ebenfalls 100 Euro mehr im Monat für alle Menschen, die mit Grundsicherung leben. Diese Kampagne, die auch vom Diakonieverband Schleswig-Holstein unterstützt wird, hatte am Donnerstagnachmittag bereits rund 19.000 Unterstützer.

Hartz IV während Corona: Armutsforscher warnt vor „Verelendung”

In ein ähnliches Horn stößt auch der Kölner Armutsforscher Christoph Butterwegge, der vor einer „Verelendung” in Teilen der Gesellschaft warnt. Gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ stellt Butterwegge fest: Die Corona-Krise wirke „sich nicht allein auf die Immunschwachen, sondern auch auf die Einkommensschwachen fatal aus. Tafeln schließen und Bettler bekommen nichts mehr, weil die Straßen leer gefegt sind und alle eine Infektion fürchten. Damit wird die ohnehin brüchige Lebensgrundlage der Ärmsten vollends zerstört.” Lesen Sie auch: Hartz IV wird neu berechnet – Warum das auf Kritik stößt

Der Hamburger Hartz-IV-Empfänger Steffen Roski.
Der Hamburger Hartz-IV-Empfänger Steffen Roski. © Steffen Roski | Privat

Der Arbeitslose Roski sieht die Regierung in der Pflicht nachzubessern – er sieht schwere Zeiten für viele Arbeitslose in den kommenden Wochen: „Gerade vor Ostern werden wir ja dazu aufgefordert, unsere Einkäufe langfristig zu planen. Aber das ist für einen Hartz-IV-Bezieher so nicht möglich.“ Am Donnerstagnachmittag hatten rund 900 Menschen seinen Aufruf unterschrieben.

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Hartz-IV-Empfänger spricht in Corona-Krise von „existenziellen Fragen”

Roski, früher Kommunalpolitiker der Linkspartei, fürchtet zum einen das Risiko von steigenden Lebensmittelpreisen – und die Preissteigerungen in den Zeiten von leeren Supermarktregalen: „Auf Facebook sehe ich, dass mancher Supermarkt jetzt eine Zweier-Packung Klopapier für 1,50 Euro anbietet. Viele lachen darüber, aber für einen Arbeitslosen beginnen bei so einem Angebot schon existenzielle Fragen.” Linke fordert 200 Euro Pandemiezuschlag wegen Corona für Hartz-IV-Empfänger.

Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt der Hamburger, dass er die Petition nicht für seinen eigenen Geldbeutel gestartet habe, sondern auch an andere in prekären Lagen gedacht habe: „Alleinerziehende Mütter bekommen jetzt für ihre Kinder kein subventioniertes Schulessen mehr, das muss jetzt auch der Regelsatz schaffen.”

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Diese neuen Maßnahmen gibt es bei Hartz IV

  • Der Zugang zur Grundsicherung soll vorübergehend einfacher werden.
  • Wer ab dem 1. März bis zunächst 30. Juni 2020 einen Antrag darauf stellt, für den soll für die ersten sechs Monate die Vermögensprüfung entfallen, erklärt die Bundesagentur für Arbeit.
  • Zumindest dann, wenn man erklärt, dass man nicht über erhebliches Vermögen verfügt.
  • Für das erste halbe Jahr Hartz-IV-Bezug sollen außerdem die Ausgaben für Miete und Heizung in tatsächlicher Höhe anerkannt werden.

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Die Frage nach mehr Geld für die Sozialschwachen kam auch am Montagabend in der ARD bei „Hart aber Fair“ auf: In der Sendung erklärte SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil, dass man einen solchen Zuschuss für Hartz-4-Empfänger prüfen wolle.

Dass Arbeitslose während der Corona-Pandemie tatsächlich mehr Geld erhalten könnten, hält der Hamburger Petitionsersteller Roski für durchaus realistisch – und er wehrt sich gegen drohende Kritik: „Natürlich ist das kein Bonus für Hamsterkäufe. Diejenigen, die Klopapier in Mengen aus dem Supermarkt schleppen, sind sicherlich nicht die Bezieher von Hartz-IV.”

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