München. Weniger Fleisch, weniger Abfall, neue Achterbahnen: Zum Oktoberfest besinnt sich die Stadt München auf alte Traditionen und mehr Umweltschutz

Das Münchner Oktoberfest hat am ersten Wochenende einen Andrang wie in besten Zeiten verzeichnet. An den ersten beiden Festtagen kamen nach einer ersten Schätzung der Festleitung eine Million Besucher – rund 200.000 mehr als im Vorjahr.

Festwirte, Marktkaufleute und Schausteller sprachen von einem „optimalen Auftakt“. Doch was ist anders bei den diesjährigen Wiesn und was macht den großen Erfolg aus?

Oktoberfest: Das sind die wichtigsten Neuerungen und Trends

TREND KLIMASCHUTZ Die Klimafrage hat längst das größte Volksfest der Welt erreicht, das zwar weltweit als Vorbild in der umweltschonenden Organisation gilt, aber mit sechs Millionen Besuchern kaum zur Energiespar-Veranstaltung mutieren wird.

Das Fest verbraucht in gut zwei Wochen so viel Strom wie eine Kleinstadt mit 21.000 Einwohnern, 2018 waren es 2,93 Millionen Kilowattstunden und 200.937 Kubikmeter Erdgas. Durch Ökostrom und Ökogas spart das Fest rund 1000 Tonnen CO2 ein. LED-Lampen erleuchten die Zelte.

Spülwasser der Bierkrüge wird für die Toilettenspülung verwendet. Einige Zelte haben Solarzellen fürs heiße Wasser. Die Stadt berücksichtigt, so betont OB Dieter Reiter, bei der Zulassung mehr als früher Umweltverträglichkeit und Regionalität. Bewerber bekommen Punkte etwa für biologisch abbaubare Hydrauliköle, für schadstoffarme Zugmaschinen und ein Produktangebot aus Öko-Anbau. Es gibt nicht nur vegetarische, sondern auch vegane Gerichte.

186. Oktoberfest- Der Bierpreis bricht Rekorde

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    TREND FLEISCH Trotzdem bleibt die Wiesn ein Fest des Fleisches: Zehntausende Hendl wurden allein am ersten Wochenende gegrillt, dazu mehrere Ochsen. Der erste, der in der Ochsenbraterei auf dem Gasgrill hing, hieß Max.

    Immerhin: Sein Spieß drehte mit Ökostrom. Die Gasgrills sind aber wohl ein Grund für hohe Methanwerte am Wiesngelände. Forscher hatten im Jahr 2018 im Schnitt sechsfach erhöhte Werte des Klimagases gemessen verglichen mit der Zeit vor und nach dem Fest.

    TREND E-SCOOTER Aber nicht auf dem Oktoberfest! Die E-Scooter wollen einige ohnehin verbieten, sind auch rund um die Wiesn tabu. Für sie gelten dieselben weiträumigen Straßensperrungen rund ums Festgelände wie für Autos – und in den Abendstunden können sie in einem noch weiteren Umfeld nicht ausgeliehen und teils auch nicht abgestellt werden. Vorsicht nach dem Bierzeltbesuch: Ganz schnell ist der Führerschein weg – es gelten dieselben Promillegrenzen wie beim Autofahren.

    TREND LEDERHOSEN Lederhosen sind nicht nur in Bayern gängig, auf Volksfesten in ganz Deutschland tragen sie Besucher. Danach möchte mancher die Lederhose gerne waschen. Leder waschen, geht das denn? Bedingt, heißt es auf oktoberfest.de. Eine Komplettreinigung muss also nicht immer sein.

    Über das Oktoberfest in München ziehen viele in Lederhosen und Dirndl.
    Über das Oktoberfest in München ziehen viele in Lederhosen und Dirndl. © dpa | Felix Hörhager

    Denn eine Lederhose etwa aus feinem Hirschleder lebe „von einer gewissen Patina“, erklärt die offizielle Plattform zum Oktoberfest weiter. Den guten Mittelweg kann man erfühlen: Wird die Patina zu stark und damit das Leder steifer, sei es Zeit für eine Handwäsche. Dafür kein heißes Wasser nutzen, da das Leder sich dadurch verhärtet und an Tragekomfort verliert.

    Ein Tipp: Kernseife im Wasser entfernt nicht nur Schmutz, sondern hält das Leder weich. Danach muss man Wasser und Seife wieder gut entfernen. Am besten die Lederhose am Ende vorsichtig ausdrücken. Auf keinen Fall sollte man sie auswringen, da das der Struktur des Materials schade, so oktoberfest.de. Anschließend trocknet die Lederhose am besten liegend – hin und wieder mal wenden tut dem Kleidungsstück dabei gut.

    Fühlt sich die Hose danach trotzdem härter an als zuvor, sollte man das Leder kneten, dehnen und strecken, bis es wieder den gewohnten Tragekomfort bietet. Muss die Lederhose nicht unbedingt gewaschen werden, kann man sie auch gut auslüften und dann mit einer Fusselrolle oder einem Klebeband von Partikeln befreien.

    TREND DIRNDL In der Trachtenmode wird auch dieses Jahr wieder viel Wert auf Tradition gelegt. Mit zarten Pastelltönen von Lila, Rosa, Flieder und Rosé bis hin zu strahlendem Hellblau kann Frau eigentlich nichts falsch machen. Im Herbst setzt man vor allem auf Beerentöne oder Bordeaux. Auch Schwarz und Türkis sind vermehrt vertreten.

    Oktoberfest 2019 – Die Wiesn in Bildern

    München: Das Oktoberfest ist am Samstag eröffnet worden. Zahlreiche Gäste stürmten auf die Wiesn und ließen sich eine Maß Bier schmecken.
    München: Das Oktoberfest ist am Samstag eröffnet worden. Zahlreiche Gäste stürmten auf die Wiesn und ließen sich eine Maß Bier schmecken. © dpa | Felix Hörhager
    Der Oberbürgermeister von München, Dieter Reiter (SPD, 2.v.l.), durfte das erste Fass anzapfen. Das erste Bier ging an Markus Söder (CSU, 2.v.r.), Ministerpräsident von Bayern.
    Der Oberbürgermeister von München, Dieter Reiter (SPD, 2.v.l.), durfte das erste Fass anzapfen. Das erste Bier ging an Markus Söder (CSU, 2.v.r.), Ministerpräsident von Bayern. © dpa | Sven Hoppe
    “Willkommen zum Oktoberfest“ heißt es nun wieder bis zum 6. Oktober auf der Theresienwiese.
    “Willkommen zum Oktoberfest“ heißt es nun wieder bis zum 6. Oktober auf der Theresienwiese. © dpa | Felix Hörhager
    Die Moderatoren Carolin Reiber und Kai Pflaume ließen sich das Bier schmecken.
    Die Moderatoren Carolin Reiber und Kai Pflaume ließen sich das Bier schmecken. © dpa | Ursula Düren
    Sänger Patrick Lindner (l.) und sein Lebenspartner Peter Schäfer ließen sich das Spektakel ebenfalls nicht entgehen.
    Sänger Patrick Lindner (l.) und sein Lebenspartner Peter Schäfer ließen sich das Spektakel ebenfalls nicht entgehen. © dpa | Felix Hörhager
    Zu den prominenten Gästen zählte auch Florian Silbereisen. Er feierte im Schottenhamel Festzelt.
    Zu den prominenten Gästen zählte auch Florian Silbereisen. Er feierte im Schottenhamel Festzelt. © dpa | Ursula Düren
    Schauspieler Francis Fulton Smith kam mit Freundin Claudia Hillmeier.
    Schauspieler Francis Fulton Smith kam mit Freundin Claudia Hillmeier. © Getty Images | Hannes Magerstaedt
    Gut gelaunt feierten auch die Schauspielerin Michaela May und ihr Mann Bernd Schadewald beim größten Volksfest der Welt.
    Gut gelaunt feierten auch die Schauspielerin Michaela May und ihr Mann Bernd Schadewald beim größten Volksfest der Welt. © dpa | Ursula Düren
    Alessandra Meyer-Wölden (l.) und Gitta Saxx feierten im Marstall-Festzelt.
    Alessandra Meyer-Wölden (l.) und Gitta Saxx feierten im Marstall-Festzelt. © dpa | Ursula Düren
    Flugzeuge im Bauch? Auch Oliver „Oli P“ Petszokat war für das Oktoberfest nach München gereist.
    Flugzeuge im Bauch? Auch Oliver „Oli P“ Petszokat war für das Oktoberfest nach München gereist. © Getty Images | Hannes Magerstaedt
    Schauspielerin Jutta Speidel tanzte auf der Bank.
    Schauspielerin Jutta Speidel tanzte auf der Bank. © Getty Images | Hannes Magerstaedt
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    TREND ANDRANG AUS CHINA In diesem Jahr seien auch „drei oder vier Sonderflugzeuge aus China angekommen“, meint der Sinologe Tillmann Spengler. Im Chinesischen gebe es sogar ein eigenes Wort fürs Fest, das man mit „Bierversammlung“ übersetzen könne.

    TREND E-PAY Ebenfalls zum ersten Mal können chinesische Gäste bei rund 50 Betrieben über das Onlinebezahlsystem Alipay – der chinesische Anbieter drängt verstärkt in den europäischen Markt – ihre Maß oder ihr Hendl zahlen – auch Einheimische haben es leichter, elektronisch mit EC- oder Kreditkarte an ihr Maß zu kommen.

    TREND LEICHTES GEPÄCK Auch in diesem Jahr gilt aus Sicherheitsgründen ein Verbot für große Taschen und Rucksäcke. Maximal erlaubte Größe: „Drei Liter oder drei Milchtüten groß darf die Tasche sein“, sagte Baumgärtner. An den Eingängen wird kontrolliert. Über dem Festgelände gilt abermals ein Drohnenflugverbot.

    TREND FAHRGESCHÄFTE Neu bei den Fahrgeschäften ist neben dem virtuellen Ausflug des Hobbyarchäologen „Dr. Archibald“ und dem Riesen-Kettenflieger für Schwindelfreie auch eine Dreh-Achterbahn namens „Heidi“ mit fast einem halben Kilometer Länge, bei der drehbare Gondeln mit einem Lift auf 13 Meter hinauf katapultiert werden.

    Die Wildwasserbahn „Poseidon“ lockt laut Baumgärtner mit „griechisch-antiker Optik, ist aber trotzdem technisch auf neuestem Stand“. Für Menschen, die sich nicht so gern durch die Luft wirbeln lassen, gibt es im Armbrustschützenzelt erstmals ein Schafkopf-Turnier. Schließlich gilt das Kartenspiel als Kulturgut und Ausdruck bayerischer Lebensart.