Berlin. Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande haben vertraglich Impfdosen für die EU gesichert. Was über die Vereinbarung bekannt ist.

300 Millionen Corona-Impfdosen für die Europäische Union: Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande haben als Impfallianz einen ersten Vertrag über Impfungen gegen das Coronavirus geschlossen, wie das Bundesgesundheitsministerium am Samstag in Berlin mitteilte. Ein getesteter Impfstoff liegt zwar nicht nicht vor. Doch das Ministerium zeigte sich zuversichtlich, dass die Entwicklung im günstigen Fall schon Ende des Jahres abgeschlossen sein könnte.

Vertragspartner ist der Pharmakonzern AstraZeneca. In der Pressemitteilung des Unternehmens heißt es, dass die EU sogar mit bis zu 400 Millionen Dosen des Impfstoffs der Universität Oxford versorgt werden könne: „Da unsere europäische Lieferkette bald mit der Produktion beginnen wird, hoffen wir, den Impfstoff breit und schnell verfügbar zu machen“, wird Pascal Soriot, Vorsitzender der Geschäftsführung, in der Mitteilung zitiert.

Zukünftiger Corona-Impfstoff: Um welches Präparat geht es?

AstraZeneca habe ähnliche Vereinbarungen unter anderem mit Großbritannien und den USA abgeschlossen. Die gesamte Produktionskapazität schließe derzeit zwei Milliarden Impfdosen ein. Konkret stünde der potenzielle Impfstoff AZD1222 im Fokus, der derzeit noch an der Universität Oxford erforscht wird. „AstraZeneca ist sich bewusst, dass der Impfstoff möglicherweise nicht funktioniert, hat sich jedoch trotz dieses Risikos verpflichtet, das klinische Programm sowie die Herstellung voranzutreiben“, heißt es in der Pressemitteilung.

„Viele Länder der Welt haben sich schon Impfstoffe gesichert, Europa noch nicht“, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Von der Vereinbarung profitieren sollen alle EU-Staaten, die dabei sein wollen. Die Impfdosen würden relativ zur Bevölkerungsgröße aufgeteilt. „Durch das zügige koordinierte Agieren einer Gruppe von Mitgliedsstaaten entsteht in dieser Krise Mehrwert für alle EU-Bürger. Wir wollen gemeinsam mit der Kommission künftig noch schneller und verhandlungsstärker werden.“

Corona-Impfung: Impfallianz sichert Produktionskapazitäten per Vertrag

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande gemeinsam als Impfallianz mit mehreren Unternehmen im Gespräch, die an vielversprechenden Impfstoffen forschen. „Damit Impfstoffe sehr zügig nach einer möglichen Zulassung in diesem oder im nächsten Jahr in großer Zahl verfügbar sind, müssen Produktionskapazitäten schon jetzt vertraglich gesichert werden“, hieß es seitens des Ministeriums.

Bei der Videokonferenz der EU-Gesundheitsminister am Freitag sei zudem vereinbart worden, die Aktivitäten der Impfallianz mit denen der EU-Kommission zusammenzuführen.

AZD1222 – Das ist über den Stoff bekannt

AZD1222 wurde vom Jenner-Institut der Universität Oxford gemeinsam mit der Oxford Vaccine Group entwickelt, wie es in der Pressemitteilung von AstraZeneca heißt. Bisher sei der Stoff 320 Personen verabreicht worden. Er habe sich bisher als „sicher und gut verträglich“ erwiesen, führe aber teilweise zu Nebenwirkungen wie Fieber, grippeähnlichen Symptomen oder Kopfschmerzen.

Im vergangenen Monat gab die Universität Oxford bekannt, weitere Studien mit AZD1222 mit rund 10.000 Teilnehmern durchzuführen. Studien im Spätstadium sollen folgen. Lesen Sie hier: Coronavirus: Die wichtigsten Antworten zum Impfstoff

(dpa/raer)

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