Berlin. Model-Legende Naomi Campbell wird geliebt und gefürchtet. Jetzt feiert die Britin mit Hang zum ganz großen Auftritt 50. Geburtstag.

1,8 Millionen Menschen interessierten sich bisher für ein Youtube-Video, das Naomi Campbell beim Einkaufen im Supermarkt zeigt. Und tatsächlich: Zuzusehen, wie das Supermodel aus einer derart banalen Tätigkeit einen Diva-Auftritt macht, ist unnachahmlich.

Eigentlich wolle sie nur Gemüse kaufen, sagt sie, weil das immer zermatscht nach Hause geliefert würde, das könne sie nicht ausstehen. Aber seit sie nicht mehr rauche, habe sie Lust auf Süßigkeiten.

„Marshmellows? Wo sind die glutenfreien?“, fragt sie, während sie mit Bodyguard durch eine Filiale der US-Nobel-Biokette Wholefoods rauscht. „Ach, die gibt es ja nur in London. Ich vergesse immer, in welchem Land ich bin.“ Dann füllt sie Nüsse in Tüten. „Ist das öde“, stöhnt sie.

Am Freitag (22. Mai) feiert die Britin mit jamaikanischen Wurzeln ihren 50. Geburtstag.

Naomi Campbell war ein Model neuen Typs

Einst waren Mannequins anonyme Kleiderständer, die höchstens durch einen Rockstar-Ehemann aus der Masse herausragen konnten. Dann kam die Ära der Supermodels. Plötzlich wurde eine Gruppe von jungen Frauen verehrt wie Göttinnen. Mit wolkenkratzerlangen Beinen und kontinentgroßen Egos gaben sie den Ton an und waren erst gewillt morgens aufzustehen, wenn die Tagesgage im fünfstelligen Bereich lag – und manchmal auch dann nicht.

Mode-Guru Karl Lagerfeld mit den Supermodels: Nadja Auermann und Naomi Campbell.
Mode-Guru Karl Lagerfeld mit den Supermodels: Nadja Auermann und Naomi Campbell. © dpa Picture-Alliance

So mancher Concorde-Flug wurde sausen gelassen, weil die Party in der Nacht zuvor so lang war. Ein „Vogue“-Shooting von 1990 läutete diese Zeit ein: Der Duisburger Peter Lindbergh hatte Tatjana Patitz, Cindy Crawford, Christy Turlington, Linda Evangelista und eben Naomi Campbell dafür in New York abgelichtet. Campbell war die wildeste im Club – und wurde das erste schwarze Model auf der französischen „Vogue“. Es war eine Mode-Revolution.

„Als ich anfing, wurde ich wegen meiner Hautfarbe für bestimmte Shows nicht gebucht. Ich habe mich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen“, schrieb sie in ihrer Autobiografie. „Ich verstand, was es bedeutete, schwarz zu sein. Man musste sich extra anstrengen. Man musste doppelt so gut sein.“ Ehrgeizig war die Britin bereits als Kind: Campbell wuchs in Südlondon bei ihrer Großmutter auf. Ihre Mutter tourte als Tänzerin durch Europa, während Naomi eine Schauspielschule für Kinder besuchte. Schon damals trat sie im Fernsehen und in Musikvideos auf, unter anderem in Bob Marleys „Is This Love“.

Mit 15 wurde sie als Model entdeckt. Mit 16 flog sie gegen den Willen ihrer Mutter für Aufnahmen nach Paris. Dort lernte sie den tunesischen Designer Azzedine Alaïa kennen, der sie in die Glamour-Welt einführte: Tina Turner, Jerry Hall, Grace Jones und Quincy Jones wurden zu Freunden.

Campbell will wie ein Star behandelt werden

Später wurde sie selbst eine Art Popstar, ohne zu singen. Gut, einmal, 1994, hat sie es versucht und zum Glück wieder gelassen. Aber sie trat in Videoclips von Madonna, Michael Jackson und George Michael auf.

Und sie bestand darauf, wie ein Star behandelt zu werden. War das ihrer Meinung nach nicht der Fall, konnte sie wütend werden. Sehr wütend. Einmal traf sie ihre Assistentin mit einem Handy am Kopf. Viermal wurde sie wegen Körperverletzung verurteilt. Als sie 2007 in New York zur Strafe die Straße kehren musste, bestellte sie die „Vogue“ und machte ein Foto-Shooting daraus. Am letzten Tag erschien sie im glitzernden Abendkleid und brauste im Rolls-Royce davon. Campbell steht zu ihren Fehlern: „Ich glaube, ich habe das Wort ,Wutmanagement’ berühmt gemacht“, sagt sie über ihre Therapie.

Feste Schuhe fürs Strafputzen dabei.
Feste Schuhe fürs Strafputzen dabei. © picture-alliance/ dpa

Aber Campbell hat auch eine andere Seite: Sie war mit Freiheitskämpfer Nelson Mandela befreundet, setzte sich für wohltätige Zwecke ein, sammelte und spendete Millionen.

Welcher Mann kann neben dieser Frau bestehen? Keiner so richtig. Ihre einzige längere Beziehung war die mit dem russischen Oligarchen Vladislav Doronin. Doch der Geschäftsmann soll sich daran gestört haben, dass Naomi nach Hause stolperte, wenn er schon beim Früh-Yoga war.