Bonn. Auf der Bühne, bei DSDS und überhaupt – Dieter Bohlen ist wieder da. Bei einem Auftritt in Bonn spricht er über seinen DSDS-Rauswurf.

Wer zuletzt lacht… heißt an diesem Samstagabend Dieter Bohlen. Abgeschrieben, ausrangiert, einer sogenannten Erneuerung und „Nettigkeitsoffensive“ zum Opfer gefallen: Vor einem Jahr hatte RTL den altgedienten Chefjuror der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) überraschend vor die Tür gesetzt. Plötzlich galt der 68-Jährige als einer dieser Männer, deren Zeit nun um war. Doch ihn zu unterschätzen wäre ein Fehler gewesen: Da ist er wieder! Reumütig hat RTL den Pop-Titan zurückgeholt. Das DSDS-Schiff wird zwar versenkt, die Staffel im nächsten Jahr soll nach 20 Jahren die letzte sein. Doch der Kapitän ist dabei an Bord.

Und nun lässt der studierte BWLer, der in den 80er-Jahren als Teil des Duos Modern Talking berühmt wurde, sich auch wieder als Musiker auf der Bühne feiern. „Dieter, Dieter!“ rufen die Fans beim „Lieblingslieder“-Festival in Bonn. Vor Bohlen sind etwa Vanessa Mai (30), Giovanni Zarrella (44) und Nino de Angelo (58) aufgetreten, Stars der Schlagerszene.

Dann, kurz nach Sonnenuntergang, betritt er die Bühne. Konsequent Mallorca-gebräunt und frisch blondiert, Lederjacke über Hoodie, breites Siegerlächeln. Und irgendwie steht er da stellvertretend für all jene, die sich nicht abschreiben lassen wollen, die sich nicht vorschreiben lassen wollen, wie sie zur reden und was sie gut zu finden haben, für ein Deutschland im „Layla“-Sommer. „Hallo Schnuckelhasen“, begrüßt er die 15.000 Zuschauer.

Dieter Bohlen spricht über DSDS – Publikum grölt

„Ich weiß doch, dass ich Dieter heiße“, ruft er dem weiter „Dieter“ grölenden Publikum zu und strahlt noch breiter. Aber etwas anderes will er von seinen Fans wissen. „Ich hab' eine Frage“, beginnt er. „Wer freut sich auch, dass ich wieder bei DSDS bin?“ Es folgt: Jubel. Bohlen ist zufrieden: „Yes, das ist geil!“

Die alten Eurodisco-Hauer wie „Cheri Cheri Lady“, „You’re my Heart You’re my Soul“ oder „Brother Louie“ sitzen noch, und auch die alten Gesten dazu. Er ballt die Faust, geht in die Knie. Sein einstiger Modern-Talking-Partner Thomas Anders (59) ist ersatzlos gestrichen. Ein Fan-Zwischenruf „Wo ist denn der Anders?“ wird überhört. Und Bohlen macht klar, er ist nicht nur der Pop-Titan, sondern ein Weltstar. „Wenn ihr mal in China seid“, kündigt etwa den 15.000 Zuschauern „Brother Louie“ an, „werdet ihr an kaum einer Straße vorbeikommen, wo nicht folgender Titel läuft“. Sollen doch andere beschieden sein.

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Dieter Bohlen hält sein Comeback für das „größte Comeback aller Zeiten“

Es ist kein einmaliges Bühnen-Comeback, es ist das laut Eigenaussage „größte Comeback aller Zeiten“. Nachdem er in den letzten zwei Jahrzehnten hauptsächlich als Produzent und als Chef-Juror von DSDS präsent war, will Bohlen es nun noch einmal als Musiker wissen. Vor drei Jahren hatte er in Berlin sein Album „Dieter feat. Bohlen vorgestellt, davor stand er 16 Jahre nicht auf der Bühne. Ab 16. April will er auf große Tournee, hatte er Ende vergangener Woche angekündigt.

Was einen erwartet? „Ein sehr gut gelaunter Dieter, der seinen Fans 25 Nummer-Einsen der vergangenen 37 Jahre vorspielt und viel über die letzten Jahre zu erzählen weiß.“ Dabei gebe es viel zu lachen, viel Party und „vieles, was man noch nicht weiß“. Begleiten wird ihn eine siebenköpfige Band. Zu den zwölf Stationen gehören etwa Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Wien.

Die Zeit ohne die Bühne sei auch schön gewesen, aber dann jucke es einen wieder. Fit sei er sowieso. „Die Wahrheit bei mir ist wirklich, dass ich fast zu viel Sport mache. Es gibt Tage, an denen ich vier bis fünf Stunden etwas für mich mache. Joggen, Schwimmen, Krafttraining, Dehnen, Tennis etc.“

DSDS: „Wir hatten nur so ein bisschen Stress“

Das Thema DSDS lässt ihm bei seiner Show dann doch keine Ruhe. Er habe die Sendung nie verlassen, er habe nur pausiert. „Da wurde viel Blödsinn geschrieben. Wir hatten nur so ein bisschen Stress. Wie ihr manchmal vielleicht auch habt auf der Arbeit.“ Nun sei wieder „Freude, Eierkuchen und ich weiß nicht alles“. Und: „Es ist geil, wieder dabei zu sein.“ Der Jubel ist auch ein Tritt in die Hintern aller „Entscheider“, die von Schreibtischen aus festlegen wollen, was gut ist und was nicht.

Die Frauen eines Junggesellinnen-Abschieds haben auf die Frage, warum sie gekommen sind, nur eine Antwort: „Dieddä! „Dieddä! Dieddä!“. Eine andere Gruppe trägt T-Shirts mit dem Aufdruck: „Wir sind jung im Herzen“. Das T-Shirt-Motto eines Mannes lautet: „Der Club der Mitgeschleppten. Wir sind nur zum Saufen hier.“

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Ein Auftritt von Bohlen, das ist wie von einem kumpelhaften Chef auf die Schulter geklopft zu bekommen. Dazu gibt es eine Motivations-Formel wie ein Wand-Tattoo: „Seid glücklich“, sagt er. „Es gibt nur ein Leben. Macht das Beste daraus.“

Was kann nach so einer Performance noch kommen? Nur noch ein Feuerwerk über den Rheinauen. Bohlen wird es mit einem Lächeln und bestimmt auch mit einem „Mega!“ quittiert haben.

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