Berlin. Christian Drosten spricht in der neuen Podcast-Folge über den Corona-Impfstoff von Biontech und Mutationen bei Nerzen in Dänemark.

In der neuen Folge des NDR-Podcasts „Coronavirus-Update“ bewertet Christian Drosten, der Leiter der Virologie in der Berliner Charité, die Zwischenmeldung zum Impfstoff der Mainzer Firma Biontech als sehr positiv. Der von Biontech mit dem US-Partner Pfizer entwickelte Impfstoff könnte in mehr als 90 Prozent der Fälle eine Covid-19-Erkrankung verhindern. „Man sieht im Moment einen Schutz gegen die Infektion, der beeindruckend ist“, sagt Drosten.

Die Zahl von 90 Prozent könne sich zwar durchaus im Verlauf der Studie nach unten korrigieren, aber prinzipiell scheine dieser Impfstoff eine gute Schutzwirkung gegen das Coronavirus zu haben. Ob er sich damit impfen lassen würde, fragt ihn Moderatorin Korinna Hennig. „Sofort!“, sagt Virologe Drosten.

Bisher hat Biontech allerdings erst eine Pressemitteilung und keine Studie veröffentlicht, merkt Drosten an. Viele Fragen seien noch offen. Etwa ob man trotz Impfung erkranken kann, dann aber möglicherweise mit milderem Verlauf – oder ob die Impfung vor der Weitergabe des Virus schütze.

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Drosten äußert sich zu Mutationen bei Nerzen in Dänemark

Ein weiteres Thema der sehr von biochemischen Exkursen Drostens geprägten Folge sind die mutierten Coronaviren, die in Dänemark bei Nerzen aufgetreten sind. Dänemark geht derzeit drastisch gegen die mutierte Corona-Variante vor, die sich offenbar von Nerzen auf Menschen übertragen hat. Rund 17 Millionen Tiere werden getötet. Mehr dazu: Nerze infizieren Menschen mit mutierten Coronaviren

Drosten sieht darin vor allem eine Vorsichtsmaßnahme der Politik. „Wenn man so große Tierbestände keult, muss man der Bevölkerung das erklären“, sagte der Virologe. Die Wissenschaft habe nur erklärt, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Mutation einen Einfluss auf die Wirkung von Impfstoffen habe. Das wiederum sei dann von Politik und Medien dramatisiert worden.

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Drostens Einschätzung nach verbreitet sich das mutierte Coronavirus im Moment nicht schnell: „Es ist gut möglich, dass es schon längst nicht mehr im Menschen zirkuliert.“ Eine Gefahr für die Impfstoffentwicklung durch Virus-Mutationen sieht der Virologe derzeit nicht.

Verlangsamt der Teil-Lockdown bereits den Anstieg der Corona-Neuinfektionen?

Außerdem geht es in der neuen Folge auch um den Anstieg der Corona-Neuinfektionen. Seit gut einer Woche ist Deutschland im Teil-Lockdown. Die Infektionszahlen steigen weniger stark an – die Kurve scheint sich leicht abzuflachen. Woher dieser Effekt schon jetzt kommt, darüber kann Drosten nur spekulieren.

Möglicherweise hätte die Bevölkerung das tägliche Leben bereits vor dem Teil-Lockdown von sich aus vorher heruntergefahren. Oder die niedrigeren Zahlen kämen daher, dass die Gesundheitsämter nicht mehr mit der Kontaktnachverfolgung und die Labore nicht mehr mit den Analysen hinterherkämen, sodass viele Fälle möglicherweise unentdeckt bleiben.

Eigenverantwortliche Quarantäne könnte Infektionen eindämmen

Insgesamt ist laut Dorsten mehr Eigenverantwortung gefragt. Denn die Gesundheitsämter kommen mit der Nachverfolgung der Kontakte kaum noch hinterher. Für besonders problematisch hält Drosten auch den Zeitverzug: Ein Infizierter ist ein paar Tage vor und mindestens eine Woche nach Symptombeginn ansteckend. Getestet wird aber meist erst bei Symptombeginn.

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Bis das Ergebnis nach Tagen kommt, sei eigentlich schon alles zu spät, rechnet Drosten vor. Eine Idee: Bei Verdacht auf eine Infektion könnte man einen Antigentest beim Hausarzt machen und sich bei positivem Befund selbst freiwillig isolieren.

Die infizierte Person müsste selbst alle ihre Kontaktpersonen informieren und diese darauf hinweisen, dass sie sich nun ebenfalls in Quarantäne begeben müssten. „Die Tür dazu geöffnet hat die Wissenschaft in Form der jetzt verfügbaren Antigentests“, sagt Christian Drosten. Aber die gesetzliche Grundlage dafür, diese Möglichkeit der Infektionseindämmung in der Praxis umzusetzen, fehle noch.

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