Köln. Die Dark-Rock-Band Lord Of The Lost wird Deutschland bei ESC 2023 vertreten: Die Musiker entschieden den Vorentscheid klar für sich.

Schaufensterpuppen auf der Bühne, ein Kleid aus Wurzeln und reichlich Pyrotechnik: Es sind diese, sagen wir, Eigenheiten, die den ESC so besonders machen und für den ihn die einen lieben und die anderen hassen. Lange spielte Deutschland bei der "Europameisterschaft im Singen" keine wirkliche Rolle – es sei denn, es ging um Kandidaten für die hinteren Plätze. Doch beim Eurovision Song Contest 2023 soll sich das ändern: mit Lord Of The Lost und dem Lied "Blood And Glitter".

Lord Of The Lost gewinnen den deutschen ESC-Vorentscheid mit "Blood And Glitter"

Die Band setzte sich beim deutschen Vorentscheid "Unser Lied für Liverpool" durch und fährt nun zum ESC-Finale nach Großbritannien. In der Show am Freitag kämpften acht Acts um den Sieg. Moderiert wurde das bunte Durcheinander – wie schon in den Jahren zuvor – von Barbara Schöneberger.

Doch selbst die Quotengarantin des deutschen Fernsehens konnte in den vergangenen Jahren nicht dafür sorgen, dass es beim ESC bergauf ging. Und das, obwohl sie den deutschen Vorentscheid stets mit stoisch guter Laune über die Bühne brachte und ohne mit der Wimper zu zucken alle Misserfolge wegmoderierte. Schuld an diesen dürfte nicht zuletzt die offensichtlich geringe Einsatzbereitschaft des in der ARD für den Eurovision Song Contest zuständige NDR gewesen sein: 2022 wirkte der Vorentscheid noch wie eine mittelmäßige Laienproduktion. Die Lieder waren gefälliger, aber unauffälliger Einheitsbrei.

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Eurovision Song Contest: Hat Deutschland aus seinen Fehlern gelernt?

Aus diesen Fehlern scheint der NDR gelernt zu haben. Im Vergleich zum Vorjahr war der ESC-Vorentscheid 2023 nicht mehr wiederzuerkennen. Auf der Bühne standen acht komplett unterschiedliche Acts, die sicherlich nicht jedem gefallen, aber ihr Handwerk beherrschen. Vertreten war neben Dark-Rock, massentauglichem Pop und irisch angehauchtem Folk sogar Ballermann-Schlager. Im Gegensatz zu 2022, als sich gleich zwei Künstler Patzer erlaubten, konnte dieses Mal sogar jeder seinen Text.

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Ein Überbleibsel aus dem vergangenen Jahr gab es neben Barbara Schöneberger dann doch: Malik Harris. 2022 hatte er Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten. In Turin reichte es zwar nur für sechs Punkte und den letzten Platz – Harris Lied "Rockstars" entwickelte sich dennoch zum Radiohit. Für die Verantwortlichen beim NDR war das offenbar Grund genug, Harris erneut – wenn auch nur als Gast – zum Vorentscheid einzuladen. Seinen Vorgängern, die in den Jahren 2019 und 2021 im ESC-Finale ebenfalls weit hinten gelandet waren, war diese Ehre nicht vergönnt.

ESC 2023: "Blood And Glitter" von Lord Of The Lost im Video

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ESC 2023: Wie stehen die Chancen für Lord Of The Lost?

In der Wertung lag bei den internationalen Jurys, die die Hälfte der Punkte vergaben, zunächst noch Will Church klar vorne. Doch das Zuschauervoting veränderte die Reihenfolge, sodass schließlich Lord Of The Lost die Show für sich entscheiden konnte. Auf Platz zwei landeten gleichauf Ikke Hüftgold und Will Church. So sah das Endergebnis insgesamt aus:

PlatzActLiedPunkte
1Lord Of The Lost"Blood And Glitter"189
2Ikke Hüftgold"Lied mit gutem Text"111
3Will Church"Hold On"111
4TRONG"Dare To Be Different"71
5Lonely Spring"Misfit"70
6Anica Russo"Once Upon A Dream"65
7Rene Miller"Concrete Heart"62
8Patty Gurdy"Melodies Of Hope"56

Mehr zu allen Acts im Vorentscheid lesen Sie hier.

Ob sich Lord Of The Lost – ähnlich wie Malik Harris 2023 – Chancen auf eine Einladung zum ESC-Vorentscheid im kommenden Jahr ausrechnen können, dürfte vom Erfolg oder Misserfolg beim Eurovision Song Contest am 13. Mai in Liverpool abhängen. Aber – so viel sei festgehalten – es besteht Hoffnung. Denn die Hamburger Band sticht durch ihren harten Rock gepaart mit Outfits im Style von Lady Gaga und dem gender-fluiden Auftreten von Frontmann Christ Harms hervor – und genau das ist beim ESC wichtig.