Beirut. Vor einem Jahr zerstörte eine Explosion große Teile von Beirut. Die Krise im Libanon hat sich seitdem zum Dauerzustand entwickelt.

An der Hafenmauer von Beirut stehen auf Arabisch die entscheidenden Fragen gepinselt: Wer, wie, warum und wie geht es weiter? Gefolgt von einer Waage der Justitia und den Namen eines Teiles der über 200 Toten, die die Explosion im Hafen von Beirut vor einem Jahr hinterlassen hat.

Marie-Rose Tobagi steht dort, wo sie nur knapp dem Tod entronnen ist. Am späten Nachmittag des 4. August 2020 sieht sie vom Balkon ihrer Villa den Rauch. Dann reißt die gewaltige Druckwelle Marie-Rose zu Boden. Bewusstlos bleibt sie liegen. Als sie wieder aufwacht und durch ein Loch im Dach den Himmel über sich wahrnimmt, weiß sie: Es ist nichts mehr, wie es war.

Die Wucht der Explosion war so enorm, dass sie nicht nur große Teile des Hafens in Schutt und Asche legt, sondern auch die umliegenden Wohnviertel massiv zerstört. Videos zeigen, wie sich die Druckwelle von Straße zu Straße ausdehnt und überall Verwüstung hinterlässt.

Kerzen statt elektrisches Licht. Immer wieder fällt in Beirut der Strom aus.
Kerzen statt elektrisches Licht. Immer wieder fällt in Beirut der Strom aus. © Anadolu Agency via Getty Images | Anadolu Agency