Luxemburg. Das Urteil wegen Vergewaltigung gegen den Verdächtigen im Maddie-Fall bleibt bestehen. Das hat der Europäische Gerichtshof entschieden.

Ein Vergewaltigungsurteil gegen den deutschen Verdächtigen im Fall „Maddie“ kann bestehen bleiben. Es verstößt nicht gegen das EU-Recht, auch wenn Christian B. ursprünglich wegen einer anderen Tat an Deutschland ausgeliefert wurde, wie der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg am Donnerstag entschied.

B. war wegen der 2005 begangenen Vergewaltigung einer 72 Jahre alten Frau 2019 in Braunschweig zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Diese muss er im Anschluss an eine Haftstrafe wegen Drogenhandels verbüßen. Er legte beim Bundesgerichtshof (BGH) Revision gegen das Urteil ein, der den EuGH um Klärung bat. Der BGH muss das Braunschweiger Urteil nun noch auf Formfehler prüfen.

Der 43-jährige Christian B. fordert eine Aufhebung des Urteils, weil er ursprünglich auf Grundlage eines Europäischen Haftbefehls für eine andere Straftat an Deutschland ausgeliefert worden war. Inzwischen wird gegen den Mann im Fall der vor mehr als 13 Jahren verschwundenen Madeleine „Maddie“ McCann wegen Mordverdacht ermittelt.

Fall Maddie McCann – Mehr zum Thema

Das Mädchen war 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage im portugiesischen Praia da Luz verschwunden – der Fall sorgt bis heute weltweit für Aufsehen. Im Gefängnis in Kiel sitzt der Verdächtige derzeit wegen Drogenhandel.

Maddie McCann- Ermittler geben nicht auf

Vor 13 Jahren verschwand das britische Mädchen Madeleine „Maddie“ McCann während eines Portugal-Urlaubs spurlos.
Vor 13 Jahren verschwand das britische Mädchen Madeleine „Maddie“ McCann während eines Portugal-Urlaubs spurlos. © AFP | Handout
Gemeinsam mit ihren jüngeren Zwillingsgeschwistern und ihren Eltern machte sie im Mai 2007 in dieser Ferienanlage im portugiesischen Ferienort Praia Da Luz, Urlaub. Direkt neben dem Pool liegt das Apartment 5A, aus dem das Mädchen verschwand.
Gemeinsam mit ihren jüngeren Zwillingsgeschwistern und ihren Eltern machte sie im Mai 2007 in dieser Ferienanlage im portugiesischen Ferienort Praia Da Luz, Urlaub. Direkt neben dem Pool liegt das Apartment 5A, aus dem das Mädchen verschwand. © dpa | Steve Parsons
Das Apartment gehört zu einer Ferienanlage namens „Ocean Club“.
Das Apartment gehört zu einer Ferienanlage namens „Ocean Club“. © dpa | Steve Parsons
Am Abend ihres Verschwindens, dem 3. Mai 2007, besuchten Maddies Eltern ein Restaurant auf der Anlage. In regelmäßigen Abständen sahen sie nach eigenen Angaben nach Maddie und ihren Geschwistern.
Am Abend ihres Verschwindens, dem 3. Mai 2007, besuchten Maddies Eltern ein Restaurant auf der Anlage. In regelmäßigen Abständen sahen sie nach eigenen Angaben nach Maddie und ihren Geschwistern. © dpa | Steve Parsons
Seither läuft unter den Augen der Weltöffentlichkeit eine beispiellose Suche nach der Vermissten.
Seither läuft unter den Augen der Weltöffentlichkeit eine beispiellose Suche nach der Vermissten. © dpa | Soeren Stache
13 Jahre lang gaben Maddies Eltern, das britische Ärztepaar Kate und Gerry McCann, die Hoffnung nicht auf, ihre Tochter lebend wiederzufinden. Immer wieder wandten sie sich an die Öffentlichkeit.
13 Jahre lang gaben Maddies Eltern, das britische Ärztepaar Kate und Gerry McCann, die Hoffnung nicht auf, ihre Tochter lebend wiederzufinden. Immer wieder wandten sie sich an die Öffentlichkeit. © dpa | John Stillwell
Immer wieder gab es Hinweise zum Verbleib von Maddie. Immer wieder wollten Zeugen das Mädchen gesehen haben. Im Jahr 2014, sieben Jahre nach Maddies Verschwinden, durchsuchten Polizisten aus Großbritannien und Portugal das Buschland rund um den Ferienort Praia da Luz.
Immer wieder gab es Hinweise zum Verbleib von Maddie. Immer wieder wollten Zeugen das Mädchen gesehen haben. Im Jahr 2014, sieben Jahre nach Maddies Verschwinden, durchsuchten Polizisten aus Großbritannien und Portugal das Buschland rund um den Ferienort Praia da Luz. © dpa | Nick Ansell
Maddie verschwand nur wenige Tage vor ihrem vierten Geburtstag. Heute wäre sie 17 Jahre alt.
Maddie verschwand nur wenige Tage vor ihrem vierten Geburtstag. Heute wäre sie 17 Jahre alt. © dpa | Uncredited
Anfang Juni 2020 dann die überraschende Wende in dem Fall: Eine neue Spur führt nach Braunschweig. Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen einen 43-jährigen Deutschen, der mehrfach wegen Sexualstraftaten auch an Kindern vorbestraft sei. Hans Christian Wolters, Sprecher der Staatsanwaltschaft, informierte am 4. Juni die Öffentlichkeit über aktuelle Erkenntnisse.
Anfang Juni 2020 dann die überraschende Wende in dem Fall: Eine neue Spur führt nach Braunschweig. Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen einen 43-jährigen Deutschen, der mehrfach wegen Sexualstraftaten auch an Kindern vorbestraft sei. Hans Christian Wolters, Sprecher der Staatsanwaltschaft, informierte am 4. Juni die Öffentlichkeit über aktuelle Erkenntnisse. © dpa | Ole Spata
In einem Fahndungsaufruf des BKA veröffentlichten die Ermittler mehrere Fotos von Autos, die der Verdächtige zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt genutzt haben könnte.
In einem Fahndungsaufruf des BKA veröffentlichten die Ermittler mehrere Fotos von Autos, die der Verdächtige zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt genutzt haben könnte. © dpa | --
Dabei handelt es sich zum einen um einen Caravan vom Typ VW T3 Westfalia mit portugiesischer Zulassung.
Dabei handelt es sich zum einen um einen Caravan vom Typ VW T3 Westfalia mit portugiesischer Zulassung. © dpa | Uncredited
Auch einen dunkelfarbenen Jaguar XJR 6 soll der Verdächtige zu dieser Zeit genutzt haben.
Auch einen dunkelfarbenen Jaguar XJR 6 soll der Verdächtige zu dieser Zeit genutzt haben.
Wer Angaben zu den beiden Fahrzeugen zum mutmaßlichen Tatzeitraum, also dem 3. Mai 2007 zwischen 21.10 und 22 Uhr, machen kann, wird gebeten, sich beim BKA zu melden.
Wer Angaben zu den beiden Fahrzeugen zum mutmaßlichen Tatzeitraum, also dem 3. Mai 2007 zwischen 21.10 und 22 Uhr, machen kann, wird gebeten, sich beim BKA zu melden. © dpa | --
Zudem bittet das BKA nach Hinweisen zu diesem Haus.
Zudem bittet das BKA nach Hinweisen zu diesem Haus.
Auch ein Foto dieses Hauses veröffentlichte das BKA in seinem Fahndungsaufruf.
Auch ein Foto dieses Hauses veröffentlichte das BKA in seinem Fahndungsaufruf. © AFP | Str
Wer Angaben zu den abgebildeten Gebäuden oder Innenräumen machen kann, soll sich ebenfalls beim BKA melden.
Wer Angaben zu den abgebildeten Gebäuden oder Innenräumen machen kann, soll sich ebenfalls beim BKA melden. © AFP | Str
Für Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen, ist eine Belohnung von 10.000 Euro ausgelobt.
Für Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen, ist eine Belohnung von 10.000 Euro ausgelobt. © AFP | Str
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Die Aussichten auf Erfolg standen für den 43-Jährigen schon vorher eher schlecht. Ein Generalanwalt des EuGH war in einem Rechtsgutachten zu dem Ergebnis gekommen, dass das Landgericht Braunschweig den Mann verurteilen durfte. Das Gutachten vom August dieses Jahres war für die EuGH-Richter zwar nicht bindend, meist folgen sie aber der Einschätzung des zuständigen Generalanwaltes. (dpa/afp/dmt)