Berlin. Wo ist Maddie McCann? 15 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden des kleinen Mädchens aus einer Ferienwohnung stocken die Ermittlungen.

Falls Madeleine „Maddie“ McCann noch lebt, wird sie in wenigen Tagen 19 Jahre alt. Am 12. Mai ist ihr Geburtstag. 15 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden der damals fast Vierjährigen hoffen ihre Eltern immer noch auf ein Wiedersehen.

Der Mai sei für sie ein harter Monat, berichtet das Paar aus Großbritannien – der schmerzhaften Erinnerungen wegen. Die Ungewissheit zehrt an ihren Nerven: Sie wollten endlich erfahren, „was mit unserer wunderbaren Tochter geschehen ist, egal was es ist“.

Deutsche Behörden sind davon überzeugt, dass der aus der Nähe von Würzburg stammende Christian B. (45) hinter dem Verschwinden steckt. Gegen ihn wird ermittelt, die Polizei geht davon aus, dass er Maddie entführt und umgebracht hat.

Fall Maddie: Deutscher schreibt Brief

Doch der vorbestrafte Sexualstraftäter wehrt sich gegen den Verdacht. „Ich habe nichts getan – na ja, fast nichts“, behauptet er in einem Brief, den er im Gefängnis im niedersächsischen Oldenburg geschrieben hat, wo er gerade eine mehrjährige Haftstrafe wegen einer Vergewaltigung absitzt. In dem fünfseitigen Schreiben, das der britischen Zeitung „Daily Mail“ vorliegt, beteuert der Mann, mit Maddies Verschwinden nichts zu tun zu haben: „Ich habe niemanden entführt und natürlich habe ich auch niemanden getötet.“

Das Opfer: Am 3. Mai 2007 verschwand die damals dreijährige Maddie, während ihre Eltern zu Abend aßen.
Das Opfer: Am 3. Mai 2007 verschwand die damals dreijährige Maddie, während ihre Eltern zu Abend aßen. © dpa | Real Madrid Tv

Anderthalb Jahrzehnte dauern die Ermittlungen an, auf ein Ergebnis warten Maddies Eltern vergeblich: Obwohl Behörden in drei Ländern mit dem komplexen Fall befasst sind, gibt es weder Gerichtsprozess noch Schuldspruch.

Es geschah am 3. Mai 2007. An diesem Tag verschwand Maddie aus einem Ferienappartement im portugiesischen Badeort Praia da Luz. Mutter Kate und Vater Gerry McCann hatten das Mädchen und seine beiden jüngeren Geschwister in ihrer Wohnung mit der Nummer 5A gelassen, als sie in einem nahe gelegenen Restaurant mit Freunden zu Abend aßen.

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Regelmäßig schauten sie nach den Kindern – bis die Mutter plötzlich entsetzt feststellte: Maddies Bett war leer und die Terrassentür stand offen. Seitdem fehlt von dem Mädchen jede Spur. Die ganze Welt nahm Anteil: Ranghohe Politiker und der damalige Papst Benedikt empfingen die McCanns, Bestsellerautorin Joanne K. Rowling und der Unternehmer Richard Branson unterstützten sie finanziell. Bislang umsonst.

Fall Maddie: Kommt Bewegung in die Tätersuche?

Die deutschen Ermittler machen deutlich, dass so schnell nicht mit Ergebnissen zu rechnen ist. Dabei hatten Bundeskriminalamt und Staatsanwaltschaft Braunschweig bereits im Juni 2020 überraschend einen Mordverdächtigen präsentiert: Christian B. floh zwischen 1995 und 2007 mehrmals vor der deutschen Justiz an die Algarve, jahrelang lebte er in Praia da Luz. Derzeit sitzt der Mann eine siebenjährige Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen Frau ab.

Der Verdächtige: Christian B. auf einem Polizeifoto.
Der Verdächtige: Christian B. auf einem Polizeifoto. © ITALIAN CARABINIERI / AFP

Das Problem: Es gibt viele Hinweise, die auf Christian B. als Täter hindeuten – zuletzt berichtete eine Ex-Freundin in der „Sun on Sunday“, Christian B. habe ihr vor Jahren gestanden, dass er „weiß, was mit Maddie passiert ist“. Und dass sie wahrscheinlich tot sei.

Nur kann man ihm nichts nachweisen. „Die Ermittlungen werden noch geraume Zeit in Anspruch nehmen“, prophezeit Hans Christian Wolters von der zuständigen Staatsanwaltschaft Braunschweig. Ein Ende sei nicht absehbar.

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Erst vor wenigen Tagen hat die portugiesische Staatsanwaltschaft Christian B. offiziell beschuldigt. Das klang zunächst danach, als käme endlich Bewegung in die Tätersuche. Doch Wolters spricht von „viel Lärm um zu wenig“. Es gehe lediglich darum, die in Portugal geltende 15-jährige Verjährungsfrist juristisch zu umgehen. Dass dort in der Sache nun ernsthaft ermittelt werde, hält Wolters für „unwahrscheinlich“.

Die Eltern: Kate und Gerry McCann wollen endlich wissen, was passiert ist.
Die Eltern: Kate und Gerry McCann wollen endlich wissen, was passiert ist. © dpa | Joe Giddens

Maddies Eltern hingegen werten die portugiesische Entscheidung als „Fortschritt“. „Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Madeleine noch am Leben ist und wir mit ihr wiedervereint werden“, erklären die McCanns. Mutter Kate sagt, sie kaufe im Mai noch immer Geschenke. Für ihre Tochter, zum Geburtstag.

Dieser Artikel erschien zuerst unter morgenpost.de.