Honolulu. Auf einem Flug von Arizona nach Hawaii ist eine Maschine in schwere Turbulenzen geraten. Mehr als 30 Menschen an Bord wurden verletzt.

Kaylee Reyes wusste gar nicht, was plötzlich los war. Eben noch saß die Frau in ihrem Sitz entspannt und hatte sich auf hawaiianische Traumstrände gefreut, als das Flugzeug so kräftig durchgerüttelt wurde, wie es wohl keiner der 238 Passagiere an Bord je zuvor erlebt hat. Ihre Mutter, schildert Reyes die dramatische Erfahrung, habe sich gerade hingesetzt, da ging es los. "Sie flog hoch und schlug gegen die Decke", berichtet Reyes gegenüber Reportern. In dem Airbus A330-243 auf dem Weg von der US-Stadt Phoenix im Bundesstaat Arizona nach Honolulu auf Hawaii brach das Chaos aus.

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Der Grund: Schwere Turbulenzen aufgrund unerwarteter Windströmungen. Die Turbulenzen seien aus dem Nichts gekommen, so Reyes. Die Passagiere werden den Urlaubsflug mit Hawaiian Airlines nicht vergessen. 36 Menschen wurden den Behörden zufolge verletzt, elf von ihnen schwer. Unter den Verletzten ist auch ein 14 Monate altes Kind. Ein Meteorologe beim Nationalen Wetterdienst in Honolulu sagte laut "New York Times", dass zum Zeitpunkt der Turbulenzen – rund 30 Minuten vor der Landung – eine Wetterwarnung für Gewitter bestanden habe.

USA: Flugzeug gerät in Turbulenzen - Kopfverletzungen und Prellungen bei Passagieren

Der Vizepräsident von Hawaiian Airlines, Jon Snook, spricht von einem "sehr extremen Fall von Turbulenzen in der Luft". Durch die außergewöhnlichen Luftverwirbelungen in rund 11.000 Metern Höhe seien einige Passagiere aus ihren Sitzen geschleudert worden. Offenbar schlugen Fluggäste oder Besatzungsmitglieder mit Wucht gegen die Kabinenwände, auf Bildern aus dem Innern der Maschine sind Dellen und Risse in der Deckenverkleidung zu sehen.

Zerstörte Innenverkleidung: 36 Menschen wurden bei den heftigen Turbulenzen an Bord eines Airbus auf dem Weg nach Hawaii verletzt, manche von ihnen schwer.
Zerstörte Innenverkleidung: 36 Menschen wurden bei den heftigen Turbulenzen an Bord eines Airbus auf dem Weg nach Hawaii verletzt, manche von ihnen schwer. © Jazmin Bitanga/Mit freundlicher Genehmigung von Jazmin Bitanga via AP/dpa | Jazmin Bitanga/Mit freundlicher Genehmigung von Jazmin Bitanga via AP/dpa

Die Hawaiianerin Jazmin Bitanga, die auf dem Weg in den Heimaturlaub war, sagte gegenüber der Nachrichtenseite „Honolulu Civil Beat“, es habe zwei "intensive Höhenverluste" gegeben. Sie war angeschnallt, aber die Wasserflasche ihres Freundes sei gegen die Decke geflogen und zerbrochen. "Ich drehte mich um und da waren ein paar Leute, die bluteten“, so Bitanga. "Um mich herum weinten Menschen."

Turbulenzen, betonen Luftfahrtexperten, seien harmlos und kein Grund zur Sorge. "Das Absacken ist zwar unangenehm, aber für das Flugzeug in keiner Weise gefährlich“, heißt es von der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit. Immer mal wieder kommt es jedoch zu ernsten Situationen.

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Turbulenzen: Passagiere sollten angeschnallt bleiben

Dem Luftfahrt-Bundesamt werden jährlich etwa ein Dutzend Verletzungen im Zusammenhang mit Turbulenzen gemeldet. Erst im Oktober war ein voll besetzter Airbus A330-200 der argentinischen Fluggesellschaft Aerolineas Argentinas über dem Atlantik in einer Höhe von rund 11.500 Metern unerwartet abgesackt, Augenzeugen zufolge wurden Passagiere, die nicht angeschnallt waren, durch die Kabine katapultiert. Die Szenen, die Fluggäste hinterher beschrieben, ähneln denen vom Chaosflug nach Hawaii. "Wir schossen gegen die Decke", schilderte ein Passagier die beängstigenden Momente.

Piloten sprechen von Turbulenzen, wenn das Flugzeug durch unterschiedliche Luftströmungen fliegt. Diese Luftbewegungen lassen die Maschine ein paar Meter absacken und sind mitunter kaum vorauszusehen. Die Gefahr besteht laut Cockpit nicht darin, dass die Maschine auseinanderbricht. Sondern dass es in der Kabine zu Tumulten kommt, weil Menschen, Servierwagen und Gepäckstücke herumfliegen. Vereinzelt kam es auch zu Todesfällen.

Chaosflug: In der Mitte des Flugzeugs spürt man die wenigsten Erschütterungen

Um sich nicht zu verletzen, wenn das Flugzeug überraschend nach oben oder unten gerissen wird, sollten Passagiere den gesamten Flug über angeschnallt bleiben – auch bei erloschenem Anschnallzeichen. "Grundsätzlich spürt man in der Mitte des Flugzeugs die wenigsten Erschütterungen", erklärt Andreas Strohmayer vom Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart. Wo die Flügel am Rumpf befestigt sind, sei das Flugzeug am stabilsten.

In Hawaii wurden die Verletzten nach der Landung auf dem Daniel K. Inouye International Airport ärztlich versorgt. Einige erlitten Kopfwunden. Kaylee Reyes und ihre Mutter sind heilfroh, mit dem Leben davongekommen zu sein.

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