Freudenberg. Laut den Ermittlern haben zwei strafunmündige Mädchen im Alter von zwölf und 13 Jahren eine Zwölfjährige aus Freudenberg (NRW) getötet.

  • Eine Zwölfjährige aus Freudenberg wurde offenbar von zwei Mädchen im Alter von zwölf und 13 Jahren getötet
  • Die Obduktion stellte fest: Sie erlitt zahlreiche Messerstiche
  • Die beiden Mädchen haben die Tat bereits gestanden

Es ist eine schockierende Wendung im Fall der getöteten Zwölfjährigen aus Freudenberg (Nordrhein-Westfalen): Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag bekannt gaben, haben zwei Mädchen aus dem Bekanntenkreis der Zwölfjährigen die Tat eingeräumt.

Die mutmaßlichen Täterinnen sind selbst erst zwölf und 13 Jahre alt und damit nicht strafmündig. Wie die Obduktion ergab, sollen sie ihr Opfer erstochen haben. Die Zwölfjährige starb nach aktuellem Ermittlungsstand am Tatort. Was bekannt ist.

Getötete Zwölfjährige aus Freudenberg: Kinder gestehen Tat

„Der Fall ist besonders.“ Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler ringt hörbar um die Worte, mit denen er seine Ausführungen zum Fall Luise beginnt. Die Ermittlungen der Kriminaldirektion Koblenz hätten bestätigt, was bereits vermutet wurde: Die Zwölfjährige, die am Sonntag tot in einem Waldstück im Südwestfälischen Freudenberg aufgefunden wurde, fiel einem Gewaltverbrechen zum Opfer.

Mannweiler referiert das Obduktionsergebnis: Demzufolge sei das Mädchen „in Folge zahlreicher Messerstiche und des hierdurch ausgelösten Blutverlustes verstorben“. Es gebe keine Hinweise auf eine Sexualstraftat.

Die Ermittler, so Mannweiler weiter, gingen davon aus, dass sich die Tat dort ereignete, wo die Leiche der Zwölfjährigen am Sonntagnachmittag gefunden wurde. Im Nachgang hatte die Polizei am Tatort Spuren gesichert und auch das Umfeld der Getöteten befragt. In Medienberichten war bereits durchgesickert, dass auch gleichaltrige Kinder zu den Befragten gehören.

Das sei jedoch „ganz normal“, hieß es von Seiten der Ermittler. Man erhoffe sich von den Gesprächen mögliche Hinweise zum Geschehen. Wie der Leiter der Mordkommission, Florian Locker, nun bestätigte, hätten zwei Mädchen im Alter von zwölf und 13 Jahren „Angaben zur Sache gemacht und die Tat eingeräumt“.

Freudenberg: Mutmaßliche Täterinnen sind nicht strafmündig

Beide Mädchen sind unter 14 Jahre und damit nicht strafmündig. Sie seien in die Obhut des Jugendamtes übergeben worden, welches nun über das weitere Vorgehen entscheide, so Oberstaatsanwalt Mannweiler. Was die mutmaßlichen Täterinnen betreffe, ende die Arbeit der Strafermittlungsbehörden hier.

Polizisten suchen am Fundort des getöteten Mädchens nach weiteren Hinweisen.
Polizisten suchen am Fundort des getöteten Mädchens nach weiteren Hinweisen. © Roberto Pfeil/dpa

Die Spurensuche am und um den Tatort dauere zurzeit noch an. Man wolle nichts übersehen, auch sei die Tatwaffe noch nicht gefunden. Da die Gewalttat an der Zwölfjährigen auf rheinland-pfälzischen Boden verübt wurde, hatte die Staatsanwaltschaft Koblenz zunächst die Ermittlungen übernommen. Sie werde diese aber nun mit Blick auf den Wohnort der vermeintlichen Täterinnen an die Staatsanwaltschaft Siegen abtreten.

Über den Verdacht, zwei gleichaltrige Kinder könnten in den Tod des Mädchens verwickelt sein, hatte zuerst der Fernsehsender RTL berichtet. Bei der Pressekonferenz am Dienstagnachmittag verweigerten die Ermittler weitere Angaben zum Motiv der mutmaßlichen Täterinnen oder dem Tathergang. Nicht nur sei die Frage nach dem Motiv „höchst komplex“.

Auf Nachfrage verriet Oberstaatsanwalt Mannweiler nur so viel: Keine der beiden Tatverdächtigen sei vorher bei der Polizei auffällig geworden. Das Motiv müsse immer am Alter der Tatverdächtigen gemessen werden und „würde sich einem Erwachsenen unter Umständen nicht erschließen“.

Das Informationsinteresse der Öffentlichkeit müsse in diesem Fall hinter dem Persönlichkeitsrecht der mutmaßlichen Täterinnen zurücktreten. Der Oberstaatsanwalt betonte außerdem, es gebe derzeit keine Hinweise auf weitere Beteiligte.

Zwölfjährige wurde Opfer eines Verbrechens

Die Täterinnen sind scheinbar gefunden, was bleibt, ist die allgemeine Fassungslosigkeit ob der Tat. Am Montag wehten in Freudenberg die Flaggen auf halbmast. Die Anteilnahme in dem Städtchen ist groß. Bereits am Sonntagabend fand eine Andacht für das getötete Mädchen statt.

Blick auf das Schulzentrum des getöteten Mädchens. Die Schule hat geöffnet, die Fahnen sind auf Halbmast geflaggt und die Schüler werden von Therapeuten begleitet.
Blick auf das Schulzentrum des getöteten Mädchens. Die Schule hat geöffnet, die Fahnen sind auf Halbmast geflaggt und die Schüler werden von Therapeuten begleitet. © Roberto Pfeil/dpa

An ihrer Schule boten Psychologen Gesprächsangebote für die Mitschülerinnen und Mitschüler an. Dass es sich bei den Täterinnen um Kinder im selben Alter handeln soll, ist auch für die Ermittler schwer zu fassen. Wie Jürgen Süß, Vizepräsident der Polizei Koblenz, es bei der Vorstellung der Ermittlungsergebnisse ausdrückt: „Auch nach über 40 Dienstjahren gibt es immer noch Ereignisse, die einen sprachlos zurücklassen.“

Die Zwölfjährige hatte am vergangenen Samstag eine Freundin in Hohenhain, einem Stadtteil von Freudenberg, besucht. Zeugen hatten die beiden gegen 17.30 Uhr noch im Ort gesehen. Laut Polizei machte sich die Zwölfjährige nur kurze Zeit später auf den Heimweg, kam jedoch nie zuhause an. Gegen 19.45 Uhr meldeten ihre Eltern sie als vermisst. Was folgte, war eine großangelegte Suchaktion mit Personenspürhunden, Hubschraubern, Wärmebildkameras. Am frühen Morgen erhielt die Polizei einen Hinweis und verlagerte ihre Suche in ein Waldstück nördlich des Ortes Hohenhains.

Kurz vor 14 Uhr am Sonntag dann die Nachricht eines Hundeführers: Er hatte den leblosen Körper des Mädchens in einer Böschung nahe eines Radwegs auf rheinland-pfälzischem Gebiet entdeckt. Der Ort liegt nicht etwa auf dem Nachhauseweg, sondern in der entgegengesetzten Richtung. Warum also ausgerechnet dort? Auch auf diese Frage, die sich im Nachgang der Tat viele stellten, gaben die Ermittler keine Antwort. Das sei nicht möglich, ohne Details aus den Vernehmungen zu verraten. Man bitte um Verständnis.